Große Budenparade am 7. September auf der Bahnhofstraße: Erweitertes Stadtfest
Am 7. September findet von 14 bis 18 Uhr das traditionelle Stadtfest in Falkensee statt. Dann gibt es in der Bahnhofstraße rund um den Gutspark einmal mehr Live-Musik, Bier vom Faß und viele weitere Attraktionen. In diesem Jahr wird das Stadtfest erstmals „erweitert“ – um viele Buden und Stände, die sich die ganze Bahnhofstraße entlangziehen.
Wir sprachen mit Kathleen Kunath und Fabian Hausel von der IG Zentrum (IGZ) über ihre Ideen.
Sie planen ein erweitertes Stadtfest, um die schlafende Bahnhofstraße aufzuwecken. Was haben Sie da genau im Sinn?
KK: Wir wollen wieder mehr Leben in die Bahnhofsstraße holen! Für uns als IGZ gilt (seit der Trennung der Stadt durch die Bahntrasse) die Bahnhofstraße mit der Poststraße als zentrales Zentrum von Falkensee. Es soll in den letzten 20 Jahren immer wieder Initiativen gegeben haben, die sich mit dem Zentrum beschäftigten. Wie ist es denn im Moment? Man geht zum Bahnhof, fährt zum Arbeiten oder Einkaufen nach Berlin, kommt über den Falkenseer Bahnhof zurück und fährt wieder nach Hause. Wenn so viele Menschen täglich am Bahnhof vorbeikommen, dann gibt es hier doch ein beachtliches Potential für Geschäfte und Gastronomie!
Was ich durch die Beschäftigung mit dem Thema „Zentrumsentwicklung“ gelernt habe, ist, dass es nicht genügt, wenn einzelne Geschäfte ihr Glück versuchen. Die Gutachter Lademann und Partner sprachen von einer kritischen Masse, die überwunden werden muss, bevor ein Zentrum funktionieren kann: Ab einer gewissen Anzahl von Angeboten wird die Bahnhofstraße für so viele Menschen interessant werden, dass das Betreiben von Geschäften dauerhaft gelingen kann.
Mit der Erweiterung des Stadtfestes um lauter tolle und temopäre Angebote möchten wir konkret aufzeigen, wie es bei uns im Zentrum wieder sein könnte! Sowohl für Gewerbetreibende als auch für die Falkenseer Kunden.
FH: Wenn Künstler, Kunsthandwerker und Gewerbetreibende aus Falkensee und Umgebung während des erweiterten Stadtfestes ihre Produkte anbieten, wird die Bahnhofstrasse wenigstens für einen Tag zur Einkaufsmeile, die vom Bahnhof bis zum Gutspark zum Flanieren einlädt.
KK: Ganz neu ist das ja nicht, denn vor der Wende war die Bahnhofstraße mit ihren Geschäften (Haus der Dame, Büchergeschäft, Spielzeugladen, Kurzwaren, Haushaltgeräte) ja belebt!
Wenn ich übrigens von belebt spreche, dann meine ich, dass man hier nicht nur einkaufen kann, denn das allein wäre mir zu wenig. Es geht uns darum, dass sich hier Menschen treffen können, dass es Cafés, Bars, Restaurants und Spielplätze gibt und dass es in den Geschäften auch noch attraktive Zusatzangebote für alle Altersgruppen gibt. Etwa einen Kurzwarenladen, in dem ich meine Wolle kaufen kann und in dem sich auch noch ein „Strickcafe“ befindet, in dem mir eine ältere Falkenseerin zeigt, wie ich Strümpfe stricke: Das würde mir gefallen. Früher begegneten Mann und Frau sich beim Maibaumwickeln, beim Federnschleißen oder beim Rankebinden. Heute haben wir zwar das Haus am Anger und die Begegnungsstätten des ASB, aber bei 41.000 Einwohnern darf es dann doch noch ein klein bisschen mehr Angebot und Auswahl sein. So schön Falkensee als Parkstadt auch ist: Mit einem entwickelten Zentrum kann die Lebensqualität doch nur steigen! Lasst uns außerdem aus dem Gutspark einen „Guten Park“ machen. Zum Stadtfest möchten wir die gesammelten Ideen, wie man diesen „Guten Park“ gestalten könnte, in ein Konzept packen – natürlich gemeinsam mit den FalkenseerInnen – und versuchen, die RBB Aktion „96 Stunden“ mit ins Boot holen.
Welchen Namen trägt Ihre Aktion und von wann bis wann wird sie gehen?
KK: Einen eigenen Namen hat die Aktion nicht, wir haben uns ganz bewusst an das Stadtfest angeschlossen. Wir müssen das Rad ja nicht neu erfinden. Am 7. September werden die Stände über das Stadtfest hinaus offen sein, dass ist unsererseits von 11 bis 18 Uhr geplant.
Es sind übrigens nicht nur die von uns organisierten Stände, die sich an der Aktion beteiligen. Auch Gewerbetreibende, die jetzt schon einen Laden in der Bahnhofstraße betreiben, werden sich uns anschließen.
Wird das nicht ein ganz simpler Flohmarkt werden?
KK: Nein, ein Flohmarkt wird das nicht. Wir haben lokale Gewerbetreibende mit höherwertigen Angeboten angesprochen. Es soll schon einen Stadtfestcharakter haben, also auch mit Musik und vielleicht sogar Tanz und/oder Straßenkünstlern. Wir wollen erlebbar machen, wie es wäre, wenn wir wieder eine geschlossene Laden/Geschäftszeile hätten, und zeigen, dass es neben Geschäften mit billigen Angeboten in der Bahnhofsstraße auch Platz für Gewerbetreibende gibt, die Qualität und Handwerk in den Vordergrund stellen. Nehmen Sie das Eine Welt Cafe/Laden, die Biofreunde, der neue Blumenladen, die Fahrradgeschäfte, die Konditorei – da gibt es ja schon etwas.
Es geht darum, die Gewerbetreibenden zusammenzubringen. Die, die noch in ihren Kellern oder nur im Internet agieren, über die, die planen, etwas Neues zu machen und sich nur noch nicht trauen, bis zu denen, die bereits da sind. Es soll die Möglichkeit bestehen, dass man sich kennen lernt und gemeinsam etwas entwickelt. Ich sehe uns eher als Medium, das die Menschen vernetzt und eine Plattform bietet. Gestaltet werden kann das nur von uns allen gemeinsam.
FH: Man glaubt es kaum, aber das kreative Potential in Falkensee ist enorm. Mit all den Menschen, die in ihren Häusern schöne Dinge produzieren, würden wir gern die Bahnhofstrasse füllen. Wir möchten Katalysator spielen und eine gemeinsame Startphase zur Ansiedlung von Geschäften ausrufen. Und damit den Gewerbetreibenden helfen, die kritische Anzahl zu übertreffen, denn nur wenn viele gemeinsam ein umfangreiches Angebot zusammenstellen, wird es für alle funktionieren. Eine stetige Unterstützung sollen die Händler dann auch von der Stadt bekommen, die meines Wissens unterstützend für diese Koordination eine neue Stelle besetzt.
Wer hat sich denn schon angemeldet?
KK: Es werden Stände mit Schmuck, Holz- und Lederwaren, Keramik, Wollsachen und vielem mehr da sein. Als Überraschung werden auch Falkenseer Unternehmen Stände haben, die bisher noch nicht sichtbar waren oder die nur im Internet aufgetreten sind.
Wir als IGZ sind von dem bisher an uns herangetragenen Interesse total begeistert, weil es ja deutlich macht, dass die Entwicklung des Falkenseer Stadtzentrums von vielen Menschen begrüßt wird.
Wird es auch etwas zu futtern geben?
KK: Aber sicher! Das alles soll ja Spaß machen und zum Miteinanderreden einladen. Wir achten darauf, dass wir hier die Angebote vom Stadtfest ergänzen. Von Honig bis Fisch soll alles angeboten werden! Ich favorisiere ja Espresso, den wird es auf jeden Fall geben.
Auch wenn wir schon einige Stände zusammen haben, können wir das Ganze fast unbegrenzt ausbauen. Es wäre doch toll, wenn wir mit den Buden bis zu dem neuen Blumenladen in der Bahnhofstraße kämen oder vielleicht sogar noch darüber hinaus. Das ist wie mit dem Stadtzentrum an sich: Ist die Richtung einmal geklärt, dann kann es immer weitergehen! Die Bahnhofstraße ist ja lang (lacht)!
Wie hoch ist die Miete für einen Stand und wo kann man sich denn anmelden?
KK: Für 20 Euro gibt es den Stellplatz. Einen professionellen Marktstand kann man für 30 Euro dazumieten. Anmelden kann man sich über die Interessensgemeinschaft Zentrum im Internet unter der Adresse www.zentrum-falkensee.de.
Da die Bahnhofstraße zwischen Matratzenladen und Bankgebäude nur wenig Attraktionen bietet: Kann man denn die Buden-Flaniermeile nicht regelmäßig mit Leben füllen? Einmal im Jahr oder alle halbe Jahre?
KK: Das wird davon abhängen, wie das Ganze von den Falkenseern angenommen wird. Grundsätzlich kann ich mir ein erweitertes Stadtfest auf längere Sicht vorstellen. Aber es geht uns vor allem um die dauerhafte Belebung der Bahnhofstraße im normalen Alltag. Wir haben hier leerstehende Geschäftsräume und mehr als eine Baulücke, die in diesem Sinne bebaut werden könnte. Man denke nur an die alte Kaufhalle und die Brachen zwischen Bahnhof und Poststraße. Die Architekten Seidl haben ja schon einmal ihre Höfepläne vorgestellt, das fand ich sehr attraktiv. Ich stelle mir auf Dauer am liebsten viele kleine und mittlere Geschäfte vor, die in der Bahnhofstraße und den angrenzenden Straßen liegen, mit Orten zum Verweilen, einen Spielplatz und vieles mehr. Neben der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus kann das Stadtzentrum doch viel dazu beitragen, dass man sich hier in Falkensee noch wohler fühlt!
Sie möchten gern auf dem Marktplatz eine Bücherbox aufstellen? Was soll das sein? Und warum suchen Sie in diesem Zusammenhang nach einer alten Telefonzelle?
KK: Das mit der Bücherbox ist eine von vielen Ideen, wie wir unser Zentrum bereichern können. Ich habe das mal in Mainz gesehen: In stabilen Glasschränken oder alten Telefonzellen stehen Bücher, die sich jeder einfach ausleihen darf. Im Gegenzug stellt man das gelesene Buch und vielleicht auch andere, die man zu Hause nicht mehr braucht, zurück in die Bücherbox. Man hat zu Hause doch so viele ausgelesene Bücher, die auch für andere Menschen interessant sein könnten! Eine alte Telefonzelle eignet sich super als Bücherbox, weil sie wetterfest ist und auch ganz von alleine auf sich aufmerksam macht. Aufgestellt auf dem Marktplatz könnte dies zu einem Literaturdreieck werden – Bücherladen, Bücherbox und Bibliothek.
Wer sind Sie eigentlich? Wer ist Kathleen Kunath, wer ist Fabian Hausel, welcher Organisation gehören Sie an?
KK: Wir gehören keiner Organisation an. Wir haben uns als Interessengemeinschaft Zentrum – kurz IGZ – zusammengetan, weil wir unzufrieden waren. Wir hatten den Eindruck, dass wir als BürgerInnen von Falkensee nicht wirklich mitreden und mitgestalten konnten, wenn es um die Zentrumsentwicklung ging.
Wir haben uns unter das Dach der Lokalen Agenda 21 Falkensee eingebracht, dort gab es bereits einmal eine Arbeitsgruppe zum Thema Stadtentwicklung. Als IGZ treffen wir uns seit Mai 2011 regelmäßig. Mitmachen kann jeder, dem das Stadtzentrum am Herzen liegt. Wir haben „UraltfalkenseerInnen“, ‚AltfalkenseerInnen‘, „NeufalkenseerInnen“ und „JungfalkenseerInnen“ dabei – quer durch die Parteien- und Interessenlandschaft, von Gewerbetreibenden über Fachleuten bis zu RentnerInnen. Fabian wohnt seit zweieinhalb Jahren, ich seit 10 Jahren hier in Falkensee, aber um uns geht es nicht.
FH: Als ich vor gut zwei Jahren nach Falkensee gezogen bin, war ich sehr überrascht, dass die Stadt plant, quer über den zentralsten und attraktivsten Platz in Falkensee eine Durchgangs-Strasse sowie Parkplätze zu bauen. Die geplante Verlängerung der Seegefelder Straße über die Bahnhofstraße hinaus trennt den Stadthallenvorplatz vom Gutspark ab und verläuft direkt neben den Klassenzimmern der Europaschule. Diese Lösung findet in der Bevölkerung keinen Zuspruch, ist aber dennoch nach wie vor geplant. Da Falkensee kaum ein wirkliches Stadtzentrum hat, denke ich, es wäre wichtiger, diesen Platz anders zu entwickeln. Und zwar für die Menschen und nicht für die Autos.
Was wünschen Sie sich für unsere Bahnhofstraße?
KK: Eine belebte Straße, in der ich Menschen treffen kann, einen guten Espresso bekomme und nebenbei die Einkäufe erledigen kann. Eine Straße zum Wohlfühlen und Begegnen halt!
FH: Überspitzt ausgedrückt wäre es schön zu zeigen, dass es ín Falkensee neben Straßenbau und Discountern noch etwas anderes geben kann. Nein, mir geht es vielmehr um eine gut entwickelte Einheit, die vom Bahnhof über den Stadthallenvorplatz bis in den Gutspark hinein mehr Lebensqualität in die Stadt bringt. Die Stadt hat sich mit dem zahlreichen Zuzug auch verändert. Die Menschen wollen zunehmend Lebensqualität vor Ort. Es wird Zeit, dass die Stadtentwicklung diesen Interessen Rechnung trägt.
Foto: Babette Menge
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