Uwes Kolumne: Heiß, heiß, Baby!
Erinnert sich irgendjemand noch an den diesjährigen Sommeranfang? Ach, was haben wir den zünftig gefeiert – und mit Glühwein und Eierpunsch auf ihn angestoßen. Ehrlich: Was haben wir geschimpft über das miese Wetter. Wir alle sangen den alten Gassenhauer von Rudi Carrell: „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“
Heute, nur wenige Wochen später, ist alles anders. Ich sitze sehr leicht bekleidet auf der Terrasse, neben mir eine Batterie von Weißbierflaschen, leer natürlich, aber auch alkoholfrei. Die gefühlte Temperatur liegt irgendwo zwischen Vulkanausbruch und Fegefeuer. Mir kommen Lieder in den Sinn wie „Brennend heißer Wüstensand“. Die einzigen Gedanken, die durch meine Synapsen rasen, haben nur ein Thema: Abkühlung und zwar jetzt und sofort.
Ich öffne noch ein Weizenbier und schaue nach rechts. Dort stand noch vor fünf Jahren ein so genannter selbstaufstellender Pool. Ohja, wie gern würde ich da jetzt reinspringen oder eine Melonenbowle mit ganzen Früchten in ihm ansetzen. Jetzt auf meiner Badeinsel, mit echter Plastikpalme im Pool zwischen den Melonen schwimmen, das wär´s jetzt.
Die Fata Morgana löst sich aber schnell wieder auf. Leider bleibt nur die Erinnerung an vergangene Jahre. Beim ersten Pool hatte ich noch regelmäßig das grün werdende Wasser gewechselt. Das führte zu einer Wasserrechnung mit einer erheblichen Nachzahlung. Für das Geld hätte ich auch für die ganze Familie Jahreskarten im Tropical Island kaufen können. Netterweise hatten auch die doofen Katzen den Luftring dermaßen perforiert, dass für das nächste Jahr eh eine Neuanschaffung erforderlich wurde. Ich dachte immer, Katzen sind wasserscheu.
Um zu verhindern, dass sich das Wasser verfärbt und zu einem grünen Schleimmonster mutiert, das irgendwann nachts aus dem Pool klettert, um uns alle zu fressen, liess ich mich in einem Fachgeschäft beraten. Das Endergebnis: Ein neuer Pool, selbstaufstellend natürlich – jetzt aber mit Pumpe, PH-Prüfset, PH Senker, PH Heber, Chlorpulver, Chlortabletten, Algenkiller und einem Skimmer. Da war das Auto voll und das Portemonee leer.
Was auch voll wurde, war der Pool. Sobald ich das mit dem Wasser hingekriegt hatte, wurde er heftig von meinen Kindern benutzt. Fast täglich erweiterte sich der Freundeskreis meiner Töchter. Mitunter war der Pool so voll, dass er mich an den Suppentopf einer Kannibalengroßküche erinnerte.
Das halbe Jahr Ausbildung zum Chemielaborant machte sich bezahlt. Das mit der Chlordosierung hatte ich gut im Griff. Das Wasser wurde nicht mehr grün und blieb klar wie ein Bergsee. Befürchtete Nebenwirkungen wie schwere Augenreizungen oder sich von den Knochen lösendes Fleisch blieben glücklicherweise aus. Schade eigentlich, denn es wäre eine prima Möglichkeit gewesen, sich des Nachbarn zu entledigen, der sich ständig über den Lärm der plantschenden Kinder aufgeregt hatte.
Inzwischen ist der letzte Pool entsorgt. Ständig war der Luftring perforiert. Die Pumpen haben auch nicht lange gehalten. Der Dauerbetrieb war wohl zu viel für sie. Heute erinnert nur noch ein kreisrundes Blumenbeet daran, wo der Pool einmal stand. An der ehemaligen Stellfläche wächst nämlich kein Gras mehr. Die ehemalige Rasenfläche erinnert uns seitdem an die Kornkreise der außerirdischen Besucher. (Uwe Abel, Foto o. Maike Abel)
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