Nicosch Lott Fotoprojekt: Nauener Augen
Nicosch Lott (32) ist in Nauen geboren, lebt in der Ackerbürgerstadt und wird hier „definitiv auch unter die Erde kommen“. Er engagiert sich für den Jugendclub MIKADO, hat das „Grillen in Nauen“ vor der Stadtbibliothek mit ins Leben gerufen und verbringt neben seiner Arbeit als Fahrer für ein Abschlepp-Unternehmen viel Zeit mit der Fotografie.
Nicosch Lott: „Bewusst habe ich 2012 mit dem Fotografieren angefangen und zwar mit einer Nikon D5000. Ich habe mich zunächst auf nächtliche Langzeitbelichtungen spezialisiert und etwa züngelnde Feuerflammen, den nächtlichen Sternenhimmel oder den vorbeirauschenden Verkehr fotografiert.“
Für Freunde und Bekannte hat der Fotograf auch immer wieder Porträts aufgenommen. Dabei kam es im November 2014 zu einem Foto, das eher zufällig und aus Versehen ausgelöst wurde – und eine Großaufnahme vom Auge des Porträtierten zeigte.
Nicosch Lott: „Diese Aufnahme hat mich sofort fasziniert, denn wann schaut man einem Menschen schon so intensiv in die Augen. Jeder Mensch ist einzigartig – und das fängt bereits beim Auge an. Jedes sieht anders aus. Und gerade in der extremen Nahaufnahme zeigen sich Farben und Strukturen, die einen sofort in den Bann ziehen.“
In der Folge hat der Nauener ein Fotoprojekt ins Leben gerufen, das seitdem sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zieht: „Ich fotografiere nun genau 100 Augen aus Nauen und der Umgebung. 85 habe ich schon, das Projekt nähert sich also bereits seinem Ende. Aber ich ernte immer wieder komische Blicke, wenn ich fremde Menschen frage: Würden Sie mir mal ein Auge leihen?“
Abgelichtet wurden bislang junge und alte Menschen, Männer ebenso wie Frauen. Nicosch Lott: „Das Auge selbst verrät nichts über das Geschlecht. Oft sieht man erst an den geschminkten Lidern oder Wimpern auf dem Foto, dass hier eine Frau vor der Kamera stand.“
Die Aufnahmen macht der Fotograf bevorzugt im Freien und im Dunkeln. Im Hellen gäbe es zu viele Reflexionen und Spiegelungen im Auge. Und so hat er eine ganz besondere Methode entwickelt, um ein ruhiges Foto einzufangen und zugleich die Fotografierten abzulenken, sodass sie nicht zwinkern oder die Augen zusammenkneifen.
Nicosch Lott: „Die Personen, deren Auge ich fotografiere, stellen sich aufrecht hin und halten ihre Hände nach vorn, mit den Handflächen nach oben. Auf den Handflächen stütze ich mich mit meinen Ellenbogen ab. So habe ich einen sicheren Stand und kann das Auge genau anvisieren. Und die fotografierten Personen sind völlig damit beschäftigt, mich zu halten, sodass sie gar nicht erst auf die Idee kommen, die Aufnahme zu verwackeln. Nur drei Minuten brauche ich, dann ist ein neues Auge fotografiert.“
Die große Frage ist natürlich: Was passiert mit den Aufnahmen, wenn die 100 Augenporträts „im Kasten“ sind?
Nicosch Lott: „Ich fange langsam an, mir darüber Gedanken zu machen. Ich würde gern eine Ausstellung mit den Bildern machen. Dabei könnte ich mir vorstellen, die Fotos stark vergrößert etwa auf einer bedruckten Leinwand zu präsentieren. Hier kommen aber sehr hohe Kosten pro Bild auf mich zu, sodass ich das noch genau durchdenken muss.“
Eine Überlegung ist es auch, aus allen Fotos eine große Kollage anzufertigen, aus der die „schönsten“ Augen vergrößert herausstechen. Dieses Plakat könnte man im Format A-0 drucken lassen und an alle Interessierten verkaufen.
Nicosch Lott: „Mit kommerziellen Dingen beschäftige ich mich nicht so gern, mir liegt das Fotografieren mehr. Eine Möglichkeit wäre es aber auch, einzelne Bilder Augenärzten und Optikern anzubieten. So ein Foto würde sich doch in den Räumlichkeiten der „Professionellen“ sehr gut machen.“ (Text: CS/Fotos: Nicosch Lott)
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