Falkensee: Die Traglinge helfen
Falkensee ist nicht nur eine Garten-, sondern auch eine Kinderstadt. Für viele Familien, die hier ansässig geworden sind und ein Haus gebaut haben, gehört der Nachwuchs einfach mit dazu. Wie schnell es aber zu Problemen kommen kann, die externe Hilfe wahrlich unverzichtbar machen, das musste Familie Griehl im letzten Jahr erfahren.
Die 2009 aus Berlin-Steglitz nach Falkensee gezogene Familie hat bereits zwei Kinder, inzwischen 5 und 3 Jahre alt. Die beiden Geschwister sind sehr agil und immer in Bewegung – sie halten die Familie auf Trab.
Als dann Felix, der jüngste Spross der Familie, vor einem Jahr auf die Welt kam, änderte sich für Familie Griehl alles. Zum Glück war im Krankenhaus Nauen ein Arzt zugegen, der erkannte, dass Felix mit einem Herzfehler auf die Welt kam, der bei der Ultraschall-Diagnostik nicht erkannt worden war: Felix wurde mit dem sogenanntem Rechtsherzsyndrom geboren, d.h., die rechte Herzkammer ist nicht entwickelt.
Papa Steffen (46): „Wir mussten aus heiterem Himmel mit dieser Diagnose zurechtkommen. Felix wurde sofort in die Charité verlegt und anschließend im DHZB (Deutschen Herzzentrum) zwei Mal nacheinander am offenen Herzen operiert. Eine dritte Operation steht uns in den kommenden beiden Jahren noch bevor. Hier wird versucht, das Herz so umzubauen, dass die Überlebenschancen von Felix verbessert werden. Wir hoffen auf lange Sicht auf neue Erkenntnisse der Medizin, denn zurzeit kann nur lebensverlängernd, nicht aber heilend operiert werden.“
Nachsorgeschwester Katharina Veerbeek (37) kommt aus dem Deutschen Herzzentrum und hat die schockierte Familie damals umgehend mit dem Konzept der Traglinge e.V. bekannt gemacht.
Katja Mahn (40) aus Dallgow-Döberitz ist die Mitgründerin und Geschäftsführerin des Traglinge-Vereins, der in Spandau seinen Sitz hat, sich aber auch im gesamten Havelland engagiert: „Wir kümmern uns um die Nachsorge für frühgeborene, chronisch oder schwerkranke Kinder und deren Familien. Ein professionelles Nachsorgeteam aus Kinderarzt, Kinderkrankenschwester, Psychologe und Sozialpädagogen steht den Eltern zur Seite, wenn sie das Krankenhaus verlassen und plötzlich auf sich allein gestellt sind. Dann ist unser Netzwerk zur Hand – und leistet auch Hilfe zur Selbsthilfe. Im Fall der Familie Griehl konnten wir noch in der Charité eine Verordnung der Ärzte für die Nachbetreuung durch die Traglinge e.V. erwirken. Nachsorgeschwester Katharina Veerbeek arbeitet inzwischen für uns und konnte die Familie von Anfang an betreuen. Ihre großen Kenntnisse auf dem Gebiet der Herzmedizin haben der besorgten Familie so manchen Arztbesuch erspart und sicherlich auch viel Ruhe ins Familienleben gebracht.“
Mama Janine (35): „Ohne Katharina und die Traglinge wäre ich des Öfteren verzweifelt. Das war für uns eine Schocksituation, da wäre ich ohne die Hilfe von außen gleich mehrfach zusammengebrochen.“
Eine ärzliche Verordnung erlaubt es den Traglingen im Regelfall, eine Familie über drei Monate zu begleiten. In einzelnen Fällen ist eine Folgeverordnung möglich. Meist ist das trotzdem nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Katja Mahn: „Die sozialmedizinische Nachsorge ist eine Regelleistung der Krankenkassen. Sie ist aber nicht kostendeckend. Das bedeutet, dass unser Verein auf ehrenamtlicher Basis zahlreiche Zusatzstunden leistet, die nicht bezahlt werden. Damit wir weiteren Familien wie der Familie Griehl helfen können, sind wir dringend auf Spenden angewiesen.“
Aus diesem Grund veranstaltet Selgros Falkensee unter Mitwirkung zahlreicher Helfer und engagierter Köpfe am 17. September den Familientag „Kart & Spaß“. Beim Kart-Fahren auf dem Selgros-Gelände, bei der 1. Falkensee Grill-Meisterschaft, bei lokaler Live-Musik und bei vielen anderen Attraktionen werden Gelder für den Traglinge e.V. gesammelt. Mike Grajek: „Mit diesem Geld können die Traglinge hoffentlich noch vielen weiteren Familien in Not beistehen.“ (Foto/Text: CS)
Info: Traglinge e.V., Stadtrandstraße 555-561, 13589 Berlin, Tel.: 030-370227460, www.traglinge-ev.de
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