Kleines Theater Falkensee e.V. spielt den „Don Karlos“
Kein Außenstehender kann ermessen, wie viele Proben notwendig sind, bis ein Theaterstück endlich auf der Bühne aufgeführt werden kann. Lange Stunden, in denen der Text noch nicht sitzt, eine Szene hakt oder der rote Faden noch nicht klar erkennbar ist. Der Verein Kleines Theater Falkensee e.V. (www.kleines-theater-falkensee.de) kann ein Lied davon singen: …
… Die ambitionierte Truppe lässt einfache Komödien gern links liegen und versucht sich lieber an Stücken mit mehr Substanz und Tiefgang.
Dieses Mal sollte es der „Don Karlos“ von Schiller sein. Und dieser Politthriller war für einen Theaterabend im Falkenseer Kulturhaus Johannes R. Becher einfach viel zu lang. Katharina Kusch, die im Stück die Elisabeth von Valois spielt: „Unser Sebastian Maihs hat unzählige Male den Rotstift angesetzt, um das Stück auf eine spielbare Zeit zu kürzen, ohne dass dem Zuschauer dabei wichtige Szenen vorenthalten werden. Wir sind alle der Meinung, dass ihm diese Aufgabe bestens gelungen ist.“
Das glaubt auch der Zuschauer, denn nach der Premiere am 11. November steht fest, dass der Schauspieltruppe der Kraftakt gelungen ist: Sie fesselt den Zuschauer, bringt die Geschichte klar auf die Bretter und schafft es, die Gäste auch für einen so schwierigen und weit in der Vergangenheit spielenden Stoff zu begeistern.
Und darum geht es: Don Karlos (Phileas Heim) ist der Kronprinz am Hofe von Philipp dem Zweiten, König von Spanien (Sebastian Maihs). Er verliebt sich in Elisabeth von Valois – die Gemahlin des eigenen Vaters. Doch diese Liebe hat keine Chance, geht sie doch unter in den Intrigen eines gespaltenen Hofes. Nur der Marquis von Posa (Christoph Birke) scheint zum liebestollen Jüngling zu halten, während der fiese Herzog von Alba (Joseph Birke) schon die Fährte zum Todesverrat gegen den König aufnimmt.
Die Schauspieltruppe gibt nach dem letzten Vorhang zu, erst durch die Regiearbeit von Sebastian Eggers endgültig zueinander gefunden zu haben. Und tatsächlich hat sich ihr Spiel im Vergleich zum letzten Jahr noch einmal deutlich gesteigert. Don Karlos zittert vor ungestümer Jugend, der König wirkt hart, verbittert, misstrauisch gegenüber jedem. Und auch die Nebenrollen schaffen es, jedem Charakter ein klares, einzigartiges Gesicht zu geben. Das ist umso bemerkenswerter, als dass die Zuschauer im Becher-Haus unmittelbar an der Bühne sitzen und oft keine Armeslänge von den Schauspielern entfernt sind.
Grandios das Bühnenbild, das im Grunde genommen aus Nichts besteht, sodass Umbauarbeiten nicht stattfinden müssen. Papiergeld in Massen und eine Flasche Whisky – mehr braucht es nicht. Es bleibt ein Stück mit Tempo, Tiefgang, Dramatik, starken Emotionen und viel Esprit. Ein Kracher, ein Knaller – ein Augenöffner. Wir sind ohne Abstriche sehr begeistert. (Fotos/Text: CS)
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