Stolpersteine
Stolpersteine, in den Bürgersteig eingelassen, gedenken an Menschen vor ihrem letzten, selbst gewählten Wohnort, die in der Nazizeit deportiert, ermordet oder misshandelt wurden. Auch in Falkensee sind sie zu sehen.
Es ist noch gar nicht so viele Jahre her, da schritten die Nazis durch die deutschen Städte und verbreiteten Angst und Schrecken unter denen, die sie bedrohten, einfingen, deportierten und umbrachten. Heute erinnert nicht mehr viel an die Opfer, die nicht mehr leben, nur weil sie den falschen Glauben, die falsche Herkunft, eine ungewünschte Sexualität oder den Mut zur Widerrede hatten. Natürlich gibt es Denkmäler und Gedenkstätten, aber mal ehrlich – wer besucht sie schon bewusst? Der in Berlin geborene und in Nauen aufgewachsene Künstler Gunter Demnig entwickelte schon vor sechs Jahren die Idee der Stolpersteine. Ziel der Aktion war und ist es, die Lebensgeschichten von Menschen zu recherchieren, die im NS-Regime verfolgt und getötet wurden, um dann vor ihrer letzten freiwilligen Wohnstätte einen “Stolperstein” im Bürgersteig zu versenken. Auf den quadratischen Stolpersteinen steht auf einer Messingtafel geschrieben: “Hier wohnte …” gefolgt von einem Namen und der kurzen und grausamen Geschichte eines Menschen.
Der Sinn dieser Stolpersteine ist klar: Passanten sollen die messingfarbenen Steine in ihrem Alltag bemerken, innehalten (“stolpern”) und sich dann – so plötzlich mit einer Leidensgeschichte konfrontiert – Gedanken machen. Vor allem Schulen werden eng an das Projekt gebunden, damit die Schüler die deutsche Vergangenheit einmal auf eine völlig neue und sehr persönliche Weise aufarbeiten können. Die erste Umsetzung des Projekts fand in Berlin-Kreuzberg statt, inzwischen wächst die Anzahl der Steine ebenso rasch wie die Anzahl der Aktiven, die sich beteiligen und einbringen möchten. Wie groß das Projekt inzwischen ist, bemisst sich an der Tatsache, dass bereits 13.000 Steine in über 280 Städten und Gemeinden in die Gehwege eingelassen wurden.
In unserem Ort ist die Vorbereitungsgruppe Stolpersteine-Falkensee (www.stolpersteine-falkensee.de) aktiv, für die sich auch Klaus Pierow engagiert. Sie hat bereits einige Fälle in Falkensee und Finkenkrug recherchiert. So konnten am 20. Juli die ersten fünf offiziellen Stolpersteine im Gehweg verankert werden. Sie gedenken Walter Neugebauer, der denunziert, verhaftet und am 30. November 1944 in Plötzensee hingerichtet wurde. Sie erinnern an Dr. Bruno Borchardt, der Opfer des Pogroms wurde und am 14. August 1939 an den Folgen der Misshandlungen starb. Einen Stein gibt es auch für Wilhelmine Reinke, die deportiert und ins KZ Ravensbrück gebracht wurde, wo sie am 26. Juni 1944 verstarb. Gedacht wird ferner Ludwig Chodziesner, der deportiert und dann am 13. Februar 1943 im Ghetto Theresienstadt ermordet wurde. Im Internet sind die Lebenswege aller Opfer genau nachgezeichnet. So auch der von Gertrud Kolmar, die 1943 in Auschwitz umgebracht wurde. An ihrem 113. Geburtstag, am 10. Dezember 2007, traf sich die Vorbereitungsgruppe Stolpersteine-Falkensee bereits zum 14. Mal in diesem Jahr, um neue Ehrungen zu besprechen.
Zurzeit bearbeitet die Gruppe 50 Lebensgeschichten von weiteren Verfolgten aus Falkensee. Eine Liste aller bekannten Namen wird in Bälde auf der Homepage der Vorbereitungsgruppe veröffentlicht. Klar muss sein, dass es für dieses spezielle Kunstprojekt meist keine offiziellen Gelder gibt: Ohne Spenden geht es nicht. Wer die Stolpersteine für eine gute Idee hält, sollte über die unten genannte Adresse Kontakt aufnehmen und Hilfe anbieten. Wenn man bedenkt, dass ein Betonstein mit Messingplatte in der Herstellung nur 95 Euro kostet und was er dann für eine Wirkung entfalten kann, muss klar sein, dass selbst kleine Spenden schon viel bewirken können. Im neuen Jahr wird es ein erstes Treffen der Gruppe übrigens am 28. Januar 2008 geben.
Kontakt: Klaus Pierow,
c/o Pro Havelland Immobilien GmbH
Elbeallee 3 , 14612 Falkensee
Tel.: 03322 – 206 220
www.stolpersteine-falkensee.de
Foto: Heide Gauert
Seitenabrufe seit 1.12.2021:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige