Mein Abitur!
Das große Problem in Falkensee: Es gibt zu wenig Gymnasialplätze für immer mehr nachrückende Schüler. Ein zweites Gymnasium ist zum Glück inzwischen in greifbare Nähe gerückt. Jetzt geht es nur noch darum, ob die neue Schule städtisch oder privat betrieben werden soll.
Auch wenn die Schulen und auch die Eltern das oft ganz anders sehen: Auf den Kindern der Falkenseer Grundschulen lastet ein unglaublicher Druck. Um auf das Gymnasium im Ort wechseln zu dürfen, arbeiten sie an besseren Noten, als sie eigentlich für die Gymnasialempfehlung benötigen würden. Der Grund: Es gibt einfach nicht genug Plätze vor Ort, um den wachsenden Bedarf zu decken. So können die lokalen, weiterführenden Schulen ganz genau auswählen, welche Bewerber sie nehmen und welche nicht. Auch die gymnasiale Erweiterung der Kant-Schule reicht noch lange nicht aus, um alle zukünftigen Studenten aus dem Ort zum Abitur zu führen. Aus diesem Grund weichen viele Familien schon jetzt nach Berlin, Dallgow, Nauen und sogar Potsdam aus. Am Ende der vierten Klasse kam es im letzten Jahr sogar zu einem regelrechten Massenexodus, als Eltern ihre Kinder in die Privatschule nach Nauen verfrachteten oder sie noch rasch in die Leistungs- und Begabtenklasse (LuB) des Lise-Meitner-Gymnasium brachten, um sich auf diese Weise ganz ohne Stress einen Gymnasialplatz zu sichern.
Während in Berlin meist gleich mehrere Gymnasien im Umkreis zur Wahl stehen und auch ein schlechterer Durchschnitt noch ausreicht, um hier einen Platz zu bekommen, ist das in Falkensee nicht so. Auf diese Weise kommt es dazu, dass die Kinder nicht mehr unbeschwert ihre Grundschulzeit durchleben dürfen, sondern aus eigenem Antrieb – und dem der Eltern – ganz besonders intensiv auf gute Noten und möglichst viele Einsen auf dem Zeugnis achten. Da es in Brandenburg nicht länger eine Realschule gibt, sondern nur noch die aus Haupt- und Realschule fusionierte Oberschule, sehen viele Eltern auch keine Alternative mehr zur gymnasialen Ausbildung. Auch das ist eine Wahrheit, die viele Politiker nicht wahrhaben wollen. Die sinkenden Anmeldungen für die Oberschulen zeigen hier aber ganz deutlich den Trend auf.
Umso erfreulicher ist es, dass Falkensee nun tatsächlich und ganz wahrhaftig endlich ein zweites Gymnasium erhalten wird. Das ist bereits Fakt. Die Erich-Weinert- und die Friedrich-Engels-Oberschule werden zu einer gemeinsamen, neuen Oberschule fusioniert, sodass ein Schulgebäude frei wird, das Platz für ein zweites Gymnasium bereitstellt. Das Gebäude ist groß genug, um einen dreizügigen Schulbetrieb gestatten zu können.
Nun überrascht die Stadt die Eltern mit der Offenbarung, dass sich die Hoffbauer-Stiftung aus Potsdam (http:// hoffbauer-stiftung.de) auf die Trägerschaft des Schulgebäudes hin beworben hat, um hier eine Privatschule mit evangelischem Hintergrund einzurichten. Die Stadt hat in der Folge einen Umfragebogen in den Grundschulen verteilen lassen, um die Eltern noch im Februar 2008 darüber abstimmen zu lassen, ob sie lieber ein städtisches oder ein privates Gymnasium vor Ort realisiert sehen möchten.
Die AG der Elternvertreter der Region Falkensee wird von den Elternvertretern von 13 Falkenseer Schulen gebildet. Diese Eltern gehören auch dem Kreiselternrat an, der auf der Kreisebene des Havellandes arbeitet. Da die Gymnasialsituation aber allein auf Falkensee beschränkt ist und im weiteren Umkreis Schulen eher geschlossen denn neu aufgemacht werden, haben die Elternvertreter aus dem Ort beschlossen, eine eigene AG zu gründen, um den Interessen der Eltern vor Ort eine Stimme zu geben. In der “Netzwerk-Initiative” arbeiten zurzeit etwa 25 Eltern, um rechtzeitig Einfluss auf die zukünftige Falkenseer Schulentwicklung zu nehmen.
Kathleen Kunath (36) als eine der Vertreterinnen von der Europaschule am Gutspark: “Wir sind einem privat geführten Gymnasium überhaupt nicht abgeneigt, möchten die Stadt aber daran erinnern, doch erst die Pflicht und dann die Kür zu vollziehen. Aufgabe der Stadt ist es doch, dem eigenen Bildungsauftrag gerecht zu werden, um mit dem Geld der Steuerzahler erst einmal ein öffentliches, städtisches Gymnasium zu betreiben. Jeder Schüler im Ort sollte ein Recht auf Bildung im eigenen Ort haben und zwar ohne dass Schulgeld bezahlt werden muss.”
In diesem Zusammenhang mutet die Umfrage von Bürgermeister Heiko Müller recht befremdlich an. Die Eltern sollen sich per Kreuz für ein städtisches oder ein privates Gymnasium aussprechen – und diese Entscheidung treffen, ohne ein Konzept der Privatschule gesehen zu haben und ohne zu wissen, ob es eine Ganztagsschule wird. Klar wurde den Eltern nur anhand einer beigelegten Tabelle, dass sie für den Schulaufenthalt ihrer Kinder abhängig vom eigenen Einkommen mitunter tief in die Tasche greifen müssen und dass die evangelische Grundausrichtung der Privatschule die Teilnahme am Religionsunterricht und an kirchlichen Veranstaltungen wie Gottesdiensten als verbindlich ansieht.
Die Frage, die sich viele überrumpelte Eltern nun stellen: Was kommt bei der Umfrage heraus? Erhält die Hoffbauer-Stiftung den Zuschlag, wenn sich mehr als die Hälfte der Eltern für ein privates Gymnasium ausgesprochen haben? Oder reicht es bereits aus, wenn genug Stimmen zusammen kommen, um die Privatschule mit ausreichend Schülern zu füllen, damit sich der Betrieb rechnet?
Die Hoffbauer-Stiftung möchte natürlich nicht investieren, ohne ein Gebäude verfügbar zu haben. Denn eine Privatschule muss sich die ersten zwei Jahre ganz aus eigener Kraft finanzieren, um den Betrieb aufnehmen zu dürfen. Da ist kein Geld da, um ein neues Schulhaus zu bauen. Aber, so weiß die AG der Elternvertreter, das muss ja auch gar nicht sein.
Kathleen Kunath: “Im Haushalt ist doch ein Posten für ein städtisches Gymnasium bereits vorgesehen. Warum nehmen wir also nicht hier in Falkensee ein städtisches Gymnasium in Betrieb und verweisen die Stiftung auf die leer stehende ehemalige Gesamtschule in Schönwalde. Wenn hier ein weiteres privates Gymnasium seinen Betrieb aufnimmt, dürfte es endlich genügend Plätze im Umkreis geben, um den ganzen Bedarf zu decken. Wichtig ist auf jeden Fall, das der ermittelte Bedarf an Gymnasialplätzen auch in Zukunft gedeckt wird und wir uns nicht in kürzester Zeit an gleicher Stelle wiederfinden. Laut einer Pressemitteilung vom 31. Mai 2007 geht Herr Müller selbst von folgender Entwicklung der Schülerzahlen an den weiterführenden Schulen in Falkensee und Umgebung aus. Gegenüber dem Jahr 2007 ist für die 7. Klassen im Schuljahr 2008/09 ein Zuwachs von mehr als 20 Prozent zu erwarten. In den Folgejahren wird sogar ein Zuwachs von bis zu 50 Prozent gegenüber dem Schuljahr 2007 gerechnet.”
Ein erneutes Treffen der AG findet am 6. März im ASB statt. Unter der Agenda “Zukunftswerkstatt” geht es daran, gemeinsam schon einmal einen Plan für die von den Eltern gewünschte Ausrichtung eines neuen städtischen Gymnasiums in Falkensee zu erarbeiten.
Kontakt:
Christiane Schaade
03322/128618
GS “Erich Kästner”
Michael Effertz
03322/427940
GS “Adolph Diesterweg”
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