Im Gespräch mit der BI Pro Nordumfahrung
Die geplante Nordumfahrung beschäftigt die Gemüter in Falkensee. Nachdem die BISF im letzten Heft ihre Argumente GEGEN die Nordumfahrung vorbringen konnte, sind dieses Mal die Experten von der BI Pro Nordumfahrung an der Reihe. Im Interview steht uns Joachim Schumann (Tel: 236-607) Rede und Antwort.
Wer ist eigentlich alles in der BI “Pro Nordumfahrung” organisiert?
Im Kern der BI Mensch-Verkehr-Leben „Pro Nordumfahrung“ sind etwa 20 Falkenseer Bürger organisiert, unter denen die erforderlichen Aktivitäten bezüglich der Argumentation für den Bau der Nordumfahrung koordiniert werden. Dabei sehen wir uns auch als Vertreter der Bürger, die uns in unserer Tätigkeit nicht nur unterstützen, sondern uns regelmäßig zum Aktivwerden auffordern. Wir sind bewusst auch kein Verein und verfügen auch über keine finanziellen Sponsoren bzw. Unterstützungen. Insbesondere sind wir auch unabhängig von den Parteien. Wenn wir eine Mitgliederliste erstellen würden, hätten wir nach unserer Einschätzung schlagartig ca. 6.000 Mitglieder. Das sind die Menschen, die schon heute von den katastrophalen Verkehrsverhältnissen in Falkensee betroffen sind und die durch die Nordumfahrung entlastet werden. Eine erforderliche Notwendigkeit der Vereinsgründung sehen wir im Moment aber nicht, da nicht die Anzahl erfasster lautstarker Mitglieder entscheidend für den Erfolg ist, sondern der objektive Wahrheitsgehalt, der hinter unseren Aussagen steht.
Wenn Sie einem Außenstehenden ohne Zahlen in wenigen Sätzen erklären müssten, was die Nordumfahrung ist und warum die Stadt sie braucht, was würden Sie sagen?
Ein unabhängiges Ingenieurbüro aus Aachen wurde beauftragt, die Verkehrsentwicklung der Stadt Falkensee zu untersuchen. Dabei wurde eindeutig festgestellt: Wir stehen kurz vor einem großen Verkehrskollaps, wenn sich in Falkensee nichts tut. In Spitzenstunden haben wir diesen Kollaps schon erreicht. Es quälen sich z.Zt. täglich ca. 15.000 Fahrzeuge mitten durch den Ort, die oftmals an Kreuzungspunkten anhalten müssen, viele Schulwege queren, viele Grundstückszufahrten, Einmündungen, Radwege und Fußwege queren, und die eigentlich nichts in der Stadt zu tun haben. Sie fahren einfach nur durch – Tendenz steigend. Diese 15.000 Fahrzeuge müssen aus dem Ort herausgezogen werden, denn sie bedeuten Schmutz, Lärm, Gestank und Unfallgefahren für unsere Kinder. Wenn Sie bedenken, dass z.B die Schönwalder Strasse Zubringer für die Kantschule und die Schönwalder- und die Nauener Straße Zubringer für das Gymnasium in der Ruppiner Strasse sind, dann wird deutlich, was damit gemeint ist.
Wie viele Bürger sind eigentlich als direkte Anwohner der belasteten Straßen von der direkten Verkehrssituation betroffen? Und welche Straßen würden eigentlich konkret entlastet?
Als hauptbelastete Bürger gelten hierbei die ca. 6.000 Anwohner der hauptbelasteten Schönwalder-, Falkenhagener-, Nauener- und Spandauer Straße, die unmittelbar am Straßenverlauf bzw. im unmittelbaren Anliegerstraßenbereich wohnen, bei denen Lärmschutzmaßnahmen aber nicht getroffen werden können. Dazu kommen die vielen Menschen, die die Notwendigkeit der Nordumfahrung sehen, aber selbst nicht direkt betroffen sind. Auch die Anwohner der Beethoven- und Haydnallee würden perspektivisch entlastet werden, da ein erheblicher Fahrzeuganteil diese Straßen als Alternative für den überlasteten innerstädtischen Verkehrsbereich schon heute nutzt.
Jetzt einmal in Zahlen ausgedrückt: Wie wird sich der Verkehr entwickeln und wie viel Verkehr kann die Nordumfahrung davon abzweigen?
Die Gegner der Nordumfahrung arbeiten u.a. mit dieser These: Neue Straßen ziehen den Verkehr an. Fachleute sagen dazu: Das sollen sie ja gerade. Die Nordumfahrung soll den Verkehr, der im Moment durch den Ort fährt, anziehen, damit er eben nicht mehr durch den Ort fährt. Die Nordumfahrung würde ca. 15.000 Fahrzeuge täglich aus der Stadt fernhalten. 15.000 Fahrzeuge am Tag, das heißt 5.475.000 Fahrzeuge im Jahr – wie gesagt, Tendenz steigend. Uns liegen objektiv begründete Verkehrszahlen von richtigen Verkehrsuntersuchungen vor. So würde ohne Nordumfahrung im Jahr 2015 die Verkehrsbelastung in der Schönwalder Str. zwischen 12.000 und 18.000 Kfz/24h (7.000-11.000) liegen. In der Falkenhagener Str. zwischen 17.000 und 20.000 (7.000-11.000) und in der Nauener Str. bei 19.000 Kfz/24h (8.000-11.000). In der Spandauer Str. zwischen Rathauskreuzung und jetzigem Kreisverkehr bei 20.000 Kfz/24h (12.000-16.000). In Klammern steht die entsprechende Verkehrsbelastungszahl, wenn die Nordumfahrung wirksam wird. Eindeutiger geht es nicht. Wohlgemerkt, wir machen nicht unsere eigenen Prognosen, sondern verlassen uns hier auf objektive Untersuchungen.
Sie haben interessante Zahlen, die belegen, dass auf den hauptbelasteten Straßen in Falkensee auch die meisten Unfälle geschehen. Können Sie das noch einmal konkretisieren?
Wir haben eine Statistik aus dem Jahr 2006 der Verkehrsunfallentwicklung der Polizei und zwar vom Lagezentrum Potsdam. Wenn Sie sich die anschauen, erkennen Sie, dass der prozentuale Anteil der hauptbelasteten Straßen Schönwalder-, Falkenhagener-, Nauener- und Spandauer Straße am Gesamtstraßennetz der Stadt Falkensee nur 2,2 Prozent beträgt. Auf diesen 2,2 Prozent ereigneten sich 2006 12,4 Prozent aller Unfälle und 22,7 Prozent aller Unfälle mit Verletzten. Lassen Sie sich das bitte durch den Kopf gehen. Fast jeder vierte schwerwiegende Unfall findet auf nur sechs Kilometer Straßenlänge statt. Eine traurige Bilanz, die man ändern muss.
Die Gegner der Nordumfahrung führen an, dass sich der Verkehr in der Innenstadt von Falkensee durch die Nordumfahrung nur marginal ändert. Ihre Meinung dazu?
Hier möchte ich noch einmal auf die schon vorab genannten Zahlen verweisen. Die Gegner der Nordumfahrung sagen in dieser Hinsicht leider nicht die Wahrheit, es bleibt ihnen allerdings auch gar nichts anderes übrig, weil man diese Zahlen einfach nicht entkräften kann. Es geht nicht nur um die Innenstadt, sondern es geht darum, die Innenstadt von Falkensee von täglich 15.000 Fahrzeugen zu entlasten. Demgegenüber steht eine Zahl von ca. 200 straff organisierten Gegnern, die um ihre absolute Ruhe kämpfen.
Zurzeit staut es sich auf der Spandauer Straße vom Ortseingang bis zum Kreisverkehr bei Hellweg gewaltig. Da die Nordumfahrung erst am Kreisverkehr ansetzt: Wird sich dann der Stau nicht eher noch verschlimmern?
Die Verkehrsbelastung in diesem Abschnitt der Spandauer Straße ist mit und ohne Nordumfahrung ungefähr gleich stark. Somit ist es falsch, an dieser Stelle einen unmittelbaren Bezug zur Nordumfahrung herzustellen und den Anwohnern dieses Straßenabschnittes zu suggerieren, dass es mit der Nordumfahrung noch schlimmer wird. Natürlich ist es wichtig, nach dem Bau der Nordumfahrung auch die Anbindung nach Spandau vierspurig auszubauen. Ich bin überzeugt, dies wird auch kommen. Beim Ausbau der Spandauer Straße muss natürlich auch Berlin mitspielen. Allerdings ändert diese gesonderte Problematik nichts am Sinn der Nordumfahrung.
Kann die Nordumfahrung überhaupt noch abgehalten werden? Und wann würde sie kommen?
Aus meiner Sicht kommt die Nordumfahrung und kann durch Klagen nur verzögert werden. Man kann gegen dieses Projekt nicht klagen, indem man sagt, ich will sie nicht. Aus den gegenwärtigen Aussagen der Gegner ist kein objektiver Sachverhalt erkennbar, der gegen einen positiven Planfeststellungsbeschluss spricht. Erfolgreich klagen kann man auch nur, wenn juristisch gesehen Verstöße gegen Planauflagen erkennbar sind. Und das wird den Gegnern sehr, sehr schwer fallen. Der Bau nimmt seinen verwaltungsgemäßen Verlauf, d.h. nach dem Planfeststellungsbeschluss ist mit einer Klage der Gegner zu rechnen. An dieser Stelle ist es natürlich schwer, eine Einschätzung abzugeben, wie lang dieser Weg dauert. Diese zu erwartenden Klage wird den Bau verzögern, aber danach wird gebaut.
Die Diskussion zwischen den Befürwortern und den Gegnern der Nordumfahrung wurde zuletzt sehr emotional geführt – mit Beleidigungen auf beiden Seiten. Wie kommt das?
Unter Streitkultur verstehe ich, dass man auf sachlicher Ebene Argumente austauscht, diese miteinander abwägt und dann zu einem Ergebnis kommt, welches allen Beteiligten dient. Aber bereits hier fängt das Problem in der Auseinandersetzung mit der BISF an. Denken Sie doch bitte einmal zurück und Sie werden feststellen, dass es zum Problem „Nordumfahrung“ insgesamt acht Arbeitskreissitzungen gab, wo über das Für und Wider der Nordumfahrung diskutiert wurde. Man war sich einig, dass die Nordumfahrung ein wesentlicher Bestandteil der Lösung der Verkehrsprobleme in Falkensee ist. Alle, bis auf die BISF, die sich allen Argumenten vollständig verschlossen hat. Das ist aber leider noch nicht alles. Wir haben permanent gegen die Unwahrheiten der Gegner zu kämpfen. So z.B. „die Straße geht mitten durch den See“ (die Plakate hierzu sind sicherlich bekannt) , oder „Die Datsche muss weg, eine Straße soll her“, oder die Straße soll 30 Mio. Euro kosten. Hier sind 17-18 Mio. Euro richtig. Dies könnte man mit weiteren Beispielen beliebig fortführen. Es werden bewusst Horrorszenarien beschworen und mit einer suggestiven Wortwahl wird fintenreich versucht, die öffentliche Meinung zu manipulieren.
Welche Maßnahmen müssten in Sachen Verkehr in der Stadt Falkensee noch greifen, damit unsere Straßen noch sicherer und leiser werden?
Unsere BI hat sich ausschließlich als Befürworter der Nordumfahrung gegründet. Deshalb beschränkt sich unsere Tätigkeit in erster Linie auch nur auf diese Arbeit. Wir wissen natürlich selbst, dass die Nordumfahrung nicht allein die Verkehrsprobleme in Falkensee löst. Deshalb haben wir auch in Gesprächen mit den Parteien darauf verwiesen, dass wir mit unseren anerkannten Fachexperten auch jederzeit zu einer Beratung für andere verkehrstechnische Problemstellungen zur Verfügung stehen. Wir wissen alle, dass noch viele andere Maßnahmen zur Lösung der Verkehrsprobleme notwendig sind. Die Nordumfahrung ist jedoch ein ganz wichtiger Bestandteil und Schlüssel zur Lösung unserer Verkehrsprobleme, da durch sie täglich z.Zt. ca 15.000 Fahrzeuge aus den hauptbelasteten Straßen herausgezogen werden. Deshalb ist es von so großer Bedeutung, dass die Nordumfahrung kurzfristig realisiert wird.
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