Scheibes Glosse: Paintball
Die Regierung steht unter Druck: Nach dem letzten Schulamokfall fordert die Bevölkerung Maßnahmen. Die Reaktion: Paintball soll verboten werden. Was für ein Blödsinn! Hier soll anscheinend ein Bauernopfer dargebracht werden, anstatt wirklich wirksame Gesetzesänderungen durchzusetzen.
Zwei Mal im Jahr fahren wir mit den Jungs nach Schönwalde in die Paintball Arena (www.paintball-schoenwalde.de). Hier legen wir die Schutzmasken an, die Nase und Augen vor Treffern bewahren, binden uns ein paar schützende Halstücher um und schlüpfen in dicke Handschuhe. Dann geht es auf in eins der eingezäunten „Felder“: Fünf bis sechs Leute auf der einen Seite, die gleiche Anzahl auf der anderen. Wir haben alle einen so genannten Markierer in der Hand, der murmelgroße Farbkugeln verschießt. So ein Treffer zwickt und zwackt ganz schön und lässt einen kleinen Bluterguss auf der Haut zurück. Um so besser: Da nimmt man sich im Spiel ganz schön in acht, um nicht getroffen zu werden. Wer getroffen wird, hebt die Arme und verlässt das Feld. Ist eine Mannschaft besiegt, gewinnt die andere.
Die Politiker meinen nun, Paintball würde das Töten simulieren und könnte zukünftige Amokläufer auf ihr Tun vorbereiten. Aus diesem Grund ist es geplant, Paintball ganz und gar zu verbieten. Dieser Plan sorgt für sehr viel Unmut bei vielen Gruppierungen – sogar bei der Polizei. Der Tenor der Gegner: Hier wird ein Bauernopfer gebracht. Nach den letzten Schulamokläufen fordert die Bevölkerung in der Tat wirksame Maßnahmen, um zukünftige Katastrophen zu verhindern. Doch anstatt dafür zu sorgen, dass richtige Waffen mit scharfer Munition nicht mehr privat gelagert werden dürfen, kommt nun der Vorstoß, Paintball verbieten zu wollen.
Viele, die noch nie Paintball gespielt haben, befürworten das Verbot. Dabei wissen sie überhaupt nicht, dass es verboten es, Paintball zu spielen, wenn man gar nicht volljährig ist. Kein Schüler hat die Chance in unserem Land, einen Painball-Markierer in die Hand zu nehmen, wenn er nicht bereits 18 Jahre alt ist. Das wird sehr rigide kontrolliert. In Schönwalde werden sogar die Ausweise kontrolliert, wenn klar ist, dass man bereits doppelt so alt ist. Im Schützenverein hingegen kommen Minderjährige sehr viel leichter mit „echten“ Waffen in Kontakt.
Dann vergessen viele Verbots-Befürworter auch den Fakt, dass Paintball ein Mannschaftssport ist. Hier geht es ganz präzise darum, sich in ein Team einzuordnen, Absprachen zu treffen und Strategien aufzustellen. Amokläufer sind aber meist sozial unverträgliche Außenseiter und Einzelgänger. Ein Personenkreis, wie er beim Paintball eben gerade nicht zu finden ist. Hier finden sich Banker, Polizisten, Journalisten, Bauarbeiter, die nach einer anstrengenden Woche auf Arbeit einfach den Adrenalinkick suchen und sich auf dem Feld körperlich verausgaben möchten.
Also: Bevor jetzt das Paintball verboten wird und die Spieler in die Illegalität oder ins Ausland gedrängt werden, sollte lieber sichergestellt werden, dass keine echten Waffen mit Munition in den Privathäusern lagern dürfen. Hilfreich wäre es sicherlich auch, die psychologische Beratung in den Schulen zu stärken, sodass aufkeimende Konflikte effektiver gelöst werden, noch bevor die Spirale der Gewalt anzieht.
Dann können die Jungs und ich nämlich weiter zwei Mal im Jahr zum Paintball gehen. Wir tun doch nix, wir wollen doch nur spielen.
(Carsten Scheibe)
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