Das „Dallgow-Döberitzer Grundschulmodell“
Schaut man sich die aktuelle pädagogische Diskussion an, so fällt auf: gute Schulen zeichnen sich durch Kontinuität aus, Bezugspersonen und Unterrichtsmethoden begleiten über einen längeren Zeitraum den Lernprozess der Schüler. Dazu gehört auch, dass die Schüler über viele Jahre an einem Standort lernen und sich mit anderen Altersgruppen auseinandersetzen müssen. Man braucht sich nur die Schulen in Skandinavien (eine Delegation der Grundschule war ja gerade da) oder deutsche Preisträgerschulen und Pisa-Sieger anzuschauen.
Auch das Vorhaben in Nauen, eine Grundschule in Ergänzung zur Oberschule zu errichten, ist der richtige Weg.
Dallgow-Döberitz geht leider genau den entgegen gesetzten Weg. Die Grundschule wird in zwei Phasen zerrissen: 1. bis 3. Schuljahr am Standort Steinschneiderstr./Wilmsstr und dann Umzug in das 1,6 km entfernte Hauptgebäude Weißdornallee. Gleichzeitig findet ein umfassender Lehrerwechsel statt. Die Schüler erhalten deutlich mehr Fachunterricht mit unterschiedlichen Lehrern, diese kommen häufig von der Oberschule und haben eine Mittelstufenausbildung. Als Schulelternsprecher der Grundschule Am Wasserturm höre ich seit Jahren immer wieder Klagen der Eltern, dass gerade im vierten Schuljahr Probleme im Sozialverhalten auftauchen, das alte Regelsystem bröckelt.
Auch an den anderen Schulen in Deutschland gibt es das Problem des Wandels von der Primarstufe (1.-4.Schuljahr) zur Orientierungsstufe (5.-6. Schuljahr), in der mehr auf Fachunterricht gesetzt wird. Das Einzigartige am „Modell Dallgow – Döberitz“ ist die strikte Teilung nach der dritten Klasse, die auch räumlich vollzogen wird. Der Kontakt zu den alten Lehrern ist kaum noch oder gar nicht mehr vorhanden, dabei wissen wir alle, wie wichtig die erste Klassenlehrerin als Bezugsperson für die Grundschüler ist. Für die Schüler ist es nun eine vollkommen neue Schule.
Diese Trennung nach der 3. Klassenstufe zu vollziehen, ist der falsche Zeitpunkt. Die (Vor)Pubertät beginnt oft in der 4. Klasse, gerade jetzt wäre Kontinuität wichtig.
Die Gemeindevertretung hat mit 10 zu 6 Stimmen eine Lösung des Problems beschlossen:
Errichtung einer zweiten Grundschule, ein Konzept für den Start soll die Gemeindevertretung vorstellen. Der Bürgermeister torpediert dieses Vorhaben, indem er sich weigert, ein Konzept zu erstellen und er beanstandet den Beschluss. Die Kommunalaufsicht muss nun entscheiden.
Setzt er sich durch, wird das pädagogisch unsinnige „Modell Dallgow-Döberitz“ voraussichtlich noch für die nächsten 10 Jahre und darüber hinaus den schulischen Werdegang unserer Kinder belasten.
Wolfgang Seelbach
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