Von Dachsen & Fasanen
In den Wäldern um Falkensee ist ganz schön etwas los. Bereits in der letzten Ausgabe besuchte uns Udo Appenzeller (57), Obmann der Falkenseer Jäger und Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Falkensee und Dallgow-Döberitz. Der Fraktionsvorsitzende der Falkenseer SPD erzählte uns spannende Fakten über Wildschweine, Füchse, Rehe und Waschbären.
Die Fasane
Viele Falkenseer sind noch immer überrascht, wenn plötzlich ein Fasan in ihrem Garten steht. Die Weibchen sind recht unscheinbar, aber die Männchen kann man nicht übersehen. Sie werden bis zu 90 Zentimeter lang und weisen ein auffälliges braun-rotes Federkleid mit langen Schmuckschwanzfedern auf. Die Tiere lieben ausgedehnte Feldflure mit angrenzendem Unterholz – das ist in Falkensee etwa am Schlaggraben gegeben. Vogelfreunde wissen: Wenn es in den Wiesen laut gockelt und kräht, dann sind das keine normalen Hühner, sondern meist Fasane.
Udo Appenzeller: „Die Fasane haben sich in der letzten Zeit wieder gut vermehrt. Dabei gibt es mehr Tiere in der Stadt als außerhalb in der freien Natur. In der Stadt finden sie viel Deckung – ihre einzigsten Feinde sind Raubvögel, die von oben angreifen. Wir schätzen, dass wir in Falkensee etwa 50 bis 60 Fasane haben.“
Die Jäger lassen die Fasane in Ruhe, sie werden nicht beschossen. Übrigens leben die Fasane einen echten Männertraum: Auf ein Männchen kommt stets ein halbes Dutzend Weibchen. Glück muss man eben haben – auch als Vogel.
Inzwischen gibt es in Falkensee auch wieder Rebhühner. Das von der NABU 1991 zum Vogel des Jahres gekürte Rebhuhn gilt in Europa als bedroht, weil die von den Vögeln bewohnten Steppen- und Heidelandschaften immer mehr zerstört werden. Appenzeller: „2001 gab es eine intakte Kette mit acht bis zehn Tieren im Eiskeller. Dann waren die Vögel plötzlich verschwunden. Inzwischen haben wir die Rebhühner wieder gesichtet. Bei uns lagen viele Felder für längere Zeit brach. Das war sehr gut für die Vögel.“
Eine echte Sensation ist, dass inzwischen Wachtelkönige in Falkensee observiert wurden. Der Vogel ist etwas größer als eine Wachtel und lebt in hohen Wiesen. Der Vogel gilt als vom Aussterben bedroht. Appenzeller: „Vor ein paar Wochen haben wir den unverwechselbaren Ruf des Wachtelkönigs auf Band aufgezeichnet und dabei zwei Pärchen gleichzeitig gehört. Bedeutsam ist, dass der Vogel anscheinend genau im Trassenverlauf der geplanten Nordumfahrung lebt. Das könnte für neuen Zündstoff und neue Argumente bei den Gegnern der Nordumfahrung sorgen.“
Der Dachs
Der „Grimbart“, wie der Dachs auch genannt wird, ist sehr scheu und vor allen Dingen nachtaktiv. So ist es leicht zu erklären, dass die meisten Menschen noch nie einen freilebenden Dachs gesehen haben.
Udo Appenzeller: „Dass es auch bei uns Dachse gibt, merken die meisten Falkenseer erst dann, wenn einer von ihnen im Straßenverkehr überfahren wurde. Man kann ihn eben nur in der Dämmerung oder im Dunkeln sehen. Auf der gesamten Jagdfläche von 900 Hektar rechnen wir Jäger mit zehn bis zwanzig Tieren.“
Der Dachs wird etwa 90 Zentimeter lang und bis zu 20 Kilo schwer. Er zählt zu den Mardern. Der Dachs ist leicht zu erkennen. Er hat ein weißes Gesicht, über das seitlich zwei schwarze Streifen verlaufen. Die Dachse sind Allesfresser. Die Tiere naschen von den Feldfrüchten, jagen Mäuse und machen sich über Aas her. Außerdem fressen sie gern die Gelege von Bodenbrütern – oder naschen gleich die im Nest hockenden Jungvögel.
Vereinzelt ist auch der Marderhund in den Falkenseer Wäldern zu sehen. Appenzeller: „Wir haben zwei bis drei Pärchen, die aber nur nachts unterwegs sind. Die Tiere sind aus Osteuropa eingewandert. Sie stehen in Konkurrenz zum Fuchs, fressen aber auch Früchte und Aas. Trotzdem machen wir uns keine Sorgen, dass der Marderhund den Fuchs verdrängen könnte.“
Die Kreuzotter
Rund um Falkensee gibt es auch eine Menge Amphibien und Reptilien. Jeder kennt die grünen See- und Teichfrösche, die jeden kleinen Gartenteich bevölkern – ebenso wie die kleinen Teichmolche, die sich allerdings nach der Paarung im April und Mai wieder aus dem Wasser zurückziehen. Erd- und vor allem Wechselkröten plumpsen oft in die Kellerlichtschächte der Einfamilienhäuser – und werden hier hoffentlich befreit, bevor sie vertrocknen.
Abhängig vom Terrain lassen sich in Falkensee auch harmlose Blindschleichen (das sind Eidechsen, keine Schlangen), Zaun- und Waldeidechsen finden. Sie stehen alle unter Naturschutz. Das bedeutet, dass man sie gern in der freien Natur oder im Garten bewundern darf. Das Einfangen der Tiere ist allerdings nicht erlaubt.
Bei den Schlangen ist die Ringelnatter am häufigsten anzutreffen. Das ist kein Wunder. Die Ringelnatter mag es feucht, sie lebt in Gewässernähe – und davon haben wir in Falkensee genug. Die Schlange ist sehr schlank, weist einen ovalen Kopf mit runden Pupillen auf, ist grau-schwarz gefärbt und weist hinter dem Ohrloch einen charakteristischen gelben Fleck auf, der sich schon von weitem sehen lässt. Die Ringelnatter beißt nicht. Bei Gefahr stellt sie sich tot und sondert einen fauligen Gestank ab. Das Tier ernährt sich von Fischen, Fröschen und anderen kleinen Tieren. Die Eier legt die Ringelnatter gern in warmen Komposthaufen ab.
Vereinzelt ist aber auch die Kreuzotter zu sehen. Sie weist einen viel kürzeren und dickeren Körper als die Ringelnatter auf. Charakteristisch ist der dreieckige, große Vipernkopf mit den waagerecht geschlitzten Katzen-Pupillen. Ihr Biss ist giftig. Wirklich gefährlich ist die Schlange aber nur für kleine Kinder und alte Menschen.
Udo Appenzeller: „Am Niederneuendorfer Weg und in manchen Gärten in der Gegend haben wir auch schon die Höllenotter gefunden. Das ist die Schwarze Kreuzotter, die hier im Ort sehr selten ist. Bei ihr verschwindet das typische Zickzackband und der Körper ist einfarbig schwarz gefärbt.“
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