Silbermond in der Zitadelle
Das Citadel Music Festival 2009 ist für dieses Jahr vorbei. Bevor Tangerine Dream den Schlusspunkt markierte, gab Silbermond am 29. August noch einmal richtig Gas. Die Bautzener Band um Frontfrau Stefanie Kloß rockte die Zitadelle und sorgte für beste Laune. Der Innenhof der Spandauer Zitadelle war voll wie schon lange nicht mehr. Vor der Tür fanden die Fans der Bautzener Band Silbermond schon keine Parkplätze mehr und wurden so dazu gezwungen, sich sehr kreativ mit den Begebenheiten vor Ort zu arrangieren.
Obwohl bereits ab 17 Uhr Einlass war, strömten die Massen noch bis kurz vor acht in den geschotterten Innenbereich der alten Trutzburg. Auffällig war, dass es sich bei den meisten Fans um junge Frauen um die 30 gehandelt hat. Viele kamen mit allen Freundinnen im Schlepptau, andere hatten sich nur ihren Schatz zum Knuddeln mitgebracht.
Eine kurze Regenschütte direkt vor dem Konzert machte zum Glück nichts kaputt – es hatten eh alle Regenschirme und Regenjacken mit dabei, da ein Gewitter drohte. Rechtzeitig zum Konzertbeginn gegen 20 Uhr versiegte der Regen dann allerdings, die Wolken brachen auf und über die Zitadelle spannte sich ein bunter Regenbogen. Wenn das kein Zeichen für den Abend war!
Stefanie Kloß, die beiden Brüder Johannes und Thomas Stolle am Bass und an der Gitarre sowie Andreas Nowak am Schlagzeug legten bei einsetzender Dunkelheit sofort los und überzeugten die Konzertbesucher mit einem wummernden Bass, ordentlich Lautstärke und der wohl besten Technikjustage des Konzertjahres: Stefanies Stimme war glasklar und ohne Brummen und Klirren bestens zu verstehen. Unverständlich, warum das nicht immer so sein kann. Dagegen war Simple Minds am gleichen Ort nahezu eine Katastrophe, was den Sound angeht.
Silbermond spielte im Rahmen ihrer “Nichts passiert” Tournee viele Klassiker aus den letzten Jahren, darunter auch “Symphonie”, “Zeit für Optimisten”, “Durch die Nacht” und natürlich den ultimativen Schmalz-Schmuse-Herzschmerz-Song “Das Beste”. Das Publikum sang nahezu jeden einzelnen Song lautstark mit, was die Sängerin immer wieder dazu brachte, das Mikrofon in die Menge zu halten. Was sonst peinlich werden kann, passte hier sehr gut. Es waren einfach so viele in der Menge, die für ordentlich Dezibel beim Singen sorgten, dass der Publikums-Refrain auch wirklich Wirkung zeigte. Richtig Stimmung kam natürlich auch beim neuen Nummer-1-Hit “Irgendwas bleibt” auf. Und beim neuen Gänsehaut-Schmeichler “Die Liebe lässt mich nicht” gingen die Feuerzeuge an.
Stefanie Kloß präsentierte sich am Mikrofon völlig entspannt, sehr locker und voller Lust auf Party. Immer wieder sprach sie mit ihren Fans, erzählte von der Band, bezog das Publikum ein und lud zu Experimenten ein. Diese extreme Art, zusammen mit den Fans den Abend zu begehen, macht Silbermond zu einem echten Live-Erlebnis. Das passte auch perfekt zum Chill-out-Ambiente der Zitadelle, die mit ihrem von hohen Mauern eingerahmten Innenhof einfach familiär und gemütlich wirkt. Die Sängerin holte so in einem der ersten Songs ein Dutzend Tänzer aus den ersten Reihen mit auf die Bühne, um Arm in Arm mit ihnen “Party zu machen”. Das hat sicher viele gefreut, einmal der eigenen Lieblingsband so nah zu kommen.
Während eines Basssolos verschwanden Stefanie und Gitarrist Thomas dann plötzlich, um mitten im Publikum wieder aufzutauchen. Damit die Zuschauer in den hinteren Reihen auch etwas sehen konnten, sang Stefanie zwei Songs von der neuen, improvisierten Bühne am Soundhäuschen aus: Ein sehr netter Dienst am Publikum, können die Menschen in der hinteren Hälfte doch sonst eh kaum sehen, was vorne auf der Bühne passiert. Natürlich durfte auch das berühmte Silbermond-Stagediving nicht fehlen. Stefanie ließ sich liegend über den Köpfen der Zuschauer zu einem spendierten Becher Bier hin transportieren, um eben diesen Becher dann liegend auf dem gleichen Weg zur Bühne zurückzubringen. Das macht die Sängerin anscheinend immer, um das Bier am Konzertort zu testen. Den Fans macht es Spaß, schließlich können sie so behaupten, Stefanie Kloß auf Händen getragen zu haben.
Zwei gute Auftritte hatte auch Schlagzeuger Andreas Nowak. Erst nutzte er eine Pause, um dadaistische Gedichte vorzutragen. Und am Anfang der Zugabe erschien er mit schneeweißen Air-Drumsticks am vordern Rand der Bühne, um mitten in der Luft “We will rock you” und ähnliche Klassiker der Rockgeschichte zu intonieren – sehr zum Spaß der Zuhörer, die gleich den passenden Text ablieferten. Um 22 Uhr war dann leider Schluss in der Zitadelle. Länger darf hier aber auch nicht gespielt werden.
Kurzum: Silbermond passte in die Zitadelle wie die berühmte Faust aufs Auge. Es war ein wunderschönes Live-Konzert mit zahllosen echten Live-Momenten. Diese Band gehört auf die Bühne. Die CDs zu hören ist da nur der halbe Spaß. (Carsten Scheibe)
Link zum Citadel Music Festival
(Fotos: Carsten Scheibe, nur für diese Site freigegeben)
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