Waldheim: Robuste Pferdehaltung
Waldheim gehört zu Falkensee, ist aber als fast hermetisch abgeschottete Enklave eine kleine Welt ganz für sich. Die Waldheimer bekamen es in der Vergangenheit mit zu hohem Grundwasser und mit ständigen Straßenbaumaßnahmen zu tun. Jetzt erregen die Pferde auf der Rehwiese die Volksseele.
Sonja Graf: „Im Verlauf der letzten Jahre deutete sich immer wieder einmal eine unzufriedene Stimmung zwischen den Anwohnern und den Pferdehaltern auf der Rehwiese in Waldheim bezüglich der Pferdehaltung an. Wir als Pferdehalter finden das sehr schade, zumal uns die meisten Kritikpunkte nur per ‚Buschfunk‘ erreichen oder über anonyme Anzeigen, sodass wir kaum eine Möglichkeit zur Stellungnahme haben. Viele Vorwürfe, die uns bekannt wurden, basieren auf Unwissenheit oder gar auf Missverständnissen, die sich eigentlich ganz fix aus der Welt räumen ließen! Anscheinend fehlt dem einen oder anderen der Mut zu einem persönlichen Gespräch, deshalb wollen wir an dieser Stelle ein bisschen nachhelfen und uns um Aufklärung bemühen!“
Worum geht es? Außer der Reitschule Waldblick, die von Tina König betrieben wird, befinden sich auf der Waldheimer Rehwiese ausschließlich Pferde von privaten, hobbymäßigen Pferdehaltern, die den kleinen Herdenverband und die Robusthaltung der Tiere zu schätzen wissen.
Astrid Burchardi: „Hauptsächlich geht es uns darum, dass unsere Kinder ganz in Ruhe und unter Anleitung eines Reitlehrers den verantwortungsvollen Umgang mit den eigenen Tieren und das Reiten in der Natur erleben können. Die wissen das auch sehr zu schätzen!“ Astrid Burchardi und Sonja Graf gehören zu den Falkenseern, die Ihre Pferde mit den Kindern zusammen in Eigenregie versorgen.
Alle Pferdehalter auf der Rehwiese sind Selbstversorger und Einsteller bei dem Landwirt Hubert Heinicke, der im Besitz dieser Koppeln und Heuwiesen ist (Eigentum oder Pachtland) und sich auch um die Pflege der Wiesen und Zufahrtswege kümmert. Entsprechend handelt es sich bei den Koppeln und den dazugehörigen Wirtschaftswegen der Rehwiese um landwirtschaftliche Nutzfläche, die zur Tierhaltung oder für den Ackerbau genutzt werden kann.
Tina König: „Die Wege dienen auch der Allgemeinheit als Spazierpfade und wir freuen uns schon alle auf deren Sanierung nach Abschluß der Straßenbauarbeiten in Waldheim, da sie sich momentan durch die übermäßige Beanspruchung durch die schweren Fahrzeuge und das herbstliche Wetter in einen ziemlich schlechten Zustand befinden.“
Hubert Heinicke hat neben den Koppeln der Rehwiese schon seit 1995 seinen Pferdepensionsbetrieb im Alten Finkenkrug. Auch dort wird Offenstallhaltung großgeschrieben, wobei hier auch Boxen zur Verfügung stehen.
Sonja Graf: „Einige Anwohner sprachen uns an, warum wir denn Pferde auf der Rehwiese halten würden, wo es doch Rehwiese heißt. Die Vorstellung bringt uns immer zum Schmunzeln, da doch schließlich ganz Waldheim dann ein Tierpark sein müsste und kein Wohngebiet, wenn man die Straßennamen zu einer Daseinsberechtigung umfunktionieren würde!“
Astrid Burchardi: „Für uns, die Pferdehalter an der Rehwiese, steht fest, dass die robuste Pferdehaltung, wie sie hier möglich ist, im Sommer ein absolutes Vergnügen ist und im Herbst und Winter sicher das eine oder andere Mal eine echte Herausforderung. Im Herbst kämpfen wir immer wieder gegen Matsch und Modder an und im Winter hacken wir mit halb erfrorenen Händen Löcher ins Eis. In jedem Fall werden wir für unsere Bemühungen reich belohnt: Unsere Pferde danken es uns, weil sie bei Wind und Wetter die freie Wahl haben, draußen zu sein oder sich unterzustellen. Sie strotzen der kalten Jahreszeit mit einem dicken Pelz, können stets klare Luft atmen und erfreuen sich so meist bester Gesundheit! Das alles ist in der heutigen Pferdehaltung nicht mehr selbstverständlich!“
Vor diesem Hintergrund ist es bedauerlich, dass das Miteinander der Pferdehalter mit einigen Anwohnern nicht in ebenso guter Verfassung ist wie der Status Quo der Pferde. Dies lassen u.a. mehrere Anzeigen vermuten, die beim Veterinäramt wegen der Haltungsbedingungen der Pferde auf der Rehwiese aufgegeben wurden. Die zuständige Gutachterin, Frau Dr. Ludwig vom Veterinäramt Nauen überzeugte sich am 27. Oktober 2009 vom ordnungsgemäßen Zustand der Pferde und der äußeren Gegebenheiten und bestätigte die artgerechte Pferdehaltung sogar schriftlich.
Die gelernte Pferdewirtin Nadine Holewik: „Dennoch bleibt bei uns Pferdehaltern ein ungutes Gefühl zurück. Die Anzeigen ließen uns klar werden, dass bestimmte Unstimmigkeiten bestehen, die eines offenen Gespräches bedürfen. Deshalb bitten wir alle, bei uns vorbeizuschauen, sich zu informieren und das Gespräch zu suchen, noch bevor sich unnötig böse Gerüchte entwickeln. Bei Problemen ist es immer noch am besten, sich auszutauschen. Dies fördert die Zufriedenheit aller!“
Sonja Graf: „Und eins ist außerdem klar: Nicht nur unsere Pferde fühlen sich auf der Rehwiese wohl, sondern auch unsere und die vielen Besucherkinder. Sie gehen hier einer sinnvollen Tätigkeit an der frischen Luft nach und lernen Verantwortung für andere Lebewesenzu übernehmen – und zwar auch an Weihnachten, am eigenen Geburtstag oder nach einer Party! Wir hoffen auf ein gutes Miteinander auch für die Zukunft und planen einen Tag der offenen Tür zum Weidesaisonbeginn im Frühjahr 2010, um gegenseitig ins Gespräch zu kommen.“
Kontaktdaten: Pferdepension Alter Finkenkrug, Hubert Heinicke, Alter Finkenkrug 9, 14612 Falkensee
Fotos: privat, aus dem Fundus von Sonja Graf
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