Ludwig Kieler: Krippenschnitzer
In den meisten Familien gibt es eine hölzerne Krippe, die zu den Weihnachtstagen hervorgeholt und aufgestellt wird. Sie zeigt in der Regel den Stall von Josef und Maria. Als Figurenset gibt es dann auch noch den Esel, Jesus in seiner Wiege und vielleicht sogar die heiligen drei Könige. Eine solche Krippe wird innerhalb der Familie weitergegeben und überdauert oft mehrere Generationen. Was ist nun aber, wenn es eine solche Krippe in der eigenen Familie noch nicht gibt?
Im Havelland muss niemand weit reisen, denn der „Krippenschnitzer“ Ludwig Kieler (57) bringt die Tradition aus Bayern nach Dallgow-Döberitz. Hier wohnt das bayerische Urgestein schon seit acht Jahren. 1983 war es, da hat Ludwig Kieler im Urlaub einen Krippenschnitzer kennengelernt – und beschlossen, sich selbst in diesem Metier zu versuchen. Lang musste er üben, oft hat er sich dabei geschnitten. 1987 war es dann so weit, dass er die ersten Krippen an Freunde verschenken konnte. Die waren begeistert: Seit 1990 hat der Krippenschnitzer deswegen ein Gewerbe angemeldet.
Kieler: „Seitdem verkaufe ich meine selbstgemachten Krippen. An einer Krippe arbeite ich etwa 50 bis 100 Stunden – abhängig von der Größe. Pro Jahr schnitze ich auch nicht mehr als fünf oder sechs Krippen. Manches Jahr verkaufe ich nur eine davon, dann gehen vor Weihnachten auf einmal ganz viele weg: So gleicht sich das wunderbar aus.“
Die passenden Figuren zu den Krippen verkauft Ludwig Kieler gleich mit. Sie stammen von zwei alten Schnitzern aus dem Grödnertal in Italien, die sich ganz auf dieses Metier spezialisiert haben.
Ludwig Kieler ist der Krippenschnitzer aus Dallgow. Wir fragen uns: Was ist sein Geheimnis? Er verrät es uns: Das Holz, das er zum Schnitzen verwendet, stammt aus dem Wald seines Vaters in Bayern. Er lässt es vor Ort fällen und acht bis neun Jahre lang an der Luft lagern. Anschließend wird es in Brettchen und Würfel geschnitten und noch einmal für ein bis zwei Jahre draußen gelagert. Dann erst kommt das Holz in die Werkstatt, wo es auch nicht sofort weiterverarbeitet wird. Kieler: „Das Holz muss mindestens zehn Jahre alt sein, damit es geschnitzt werden kann. Geeignet sind alle Holzarten, nur Harthölzer nicht. Ich verwende am liebsten Pappeln und Fichten.“
Ludwig Kieler macht an seinen Krippen alles selbst. Er schnitzt die winzig kleinen Dachziegel, die Türen, die Tore und die Zäune. Er hängt Gardinen vor die winzigen Fenster und verwendet extrem kleine Messingscharniere von einem Schweizer Uhrenhersteller, um bewegliche Türen in seine Krippen einbauen zu können. Die Krippen werden am Ende auf Wunsch farblich gebeizt, mit Moos beklebt und sogar mit einer eigenen Beleuchtung ausgestattet. Kieler: „Ich orientiere mich bei meiner Arbeit an originalen Bauernhöfen aus Bayern, die ich fotografiert habe. Dabei versuche ich so viele Details wie nur möglich umzusetzen.“
Eine Krippe kostet zwischen 50 und 350 Euro – abhängig vom Aufwand, den der Dallgower Krippenschnitzer mit seinen Miniaturen hatte. Der Preis ist aber auch abhängig vom Verhandlungsgeschick der Kunden, denn in der hölzernen Stube des Künstlers darf durchaus auch ein wenig gehandelt werden. Kieler: „Viele Familien kaufen erst die Krippe und besorgen sich dann nach und nach immer mehr Figuren, um mit ihnen die Krippe auszustatten.“
Neue Kunden gewann der Krippenschnitzer bislang vor allem durch Mundpropaganda. Auch hat er immer noch Kunden in Bayern und im Rheinland, die regelmäßig Krippen nachfragen.
Kieler: „Oft handelt es sich bei den Kunden um Familien, die ihren Kindern dann an der Krippe die Weihnachtsgeschichte erzählen. Die Krippe wird auch – ähnlich wie der Weihnachtsbaum – erst kurz vor Weihnachten aufgestellt und danach gleich wieder abgebaut. Das hat Tradition. Meine meisten Krippen verkaufe ich deswegen auch immer erst nach dem 15. Dezember.“
Kontakt: Der Krippenschnitzer Ludwig Kieler, Maurice-Ravel-Str. 27, 14624 Dallgow-Döberitz Tel. 03322-210362
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