Neujahrsempfang beim Bürgermeister: Krise war gestern
Kaum fängt das neue Jahr an, steht auch schon wieder der erste gesellschaftliche Termin an. Traditionell lädt der Falkenseer Bürgermeister zum Neujahrsempfang ins Rathaus. In diesem Jahr fand der Termin an 15. Januar statt. Schätzungsweise 150 Bürger waren geladen, darunter die wichtigsten Vertreter aus Politik und Verwaltung, aus dem Kulturbereich, von den Kirchen, aus dem Sport und von den Vereinen.
Auch die Leiter der Falkenseer Schulen, Vertreter aus dem Handwerk, die Medien und Geschäftsführer großer lokaler Firmen waren dabei.
Bürgermeister Heiko Müller begrüßte alle Gäste persönlich mit Handschlag und überreichte ihnen eine DVD mit dem Film „Zeitenwende“. Der Film von Heide Gauert über die Mauer zwischen Berlin-Spandau und Falkensee hatte im letzten Jahren für viel Furore gesorgt. So kann sich nun jeder Gast, der den Film noch nicht gesehen hatte, selbst ein Bild von der Dokumentation machen.
Im großen Bürgersaal waren Tische eingedeckt. Am runden Bürgermeistertisch fanden sich Rainer Speer (Innenminister des Landes Brandenburg), Dr. Burkhard Schröder (Landrat des Landkreises Havelland), Barbara Richstein (Mitglied des Landtages und Fraktionsvorsitzende der CDU), Ursula Nonnemacher (Mitglied des Landtages und Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN/ABü), Jürgen Bigalke (Ex-Bürgermeister und Vorsitzemnder des Kreistages Havelland) und Peter Kissing (Vorsitzender der SVV) ein. Sehr aufmerksam war, dass man auch Brigitte Rasoanirina als Vertreterin der Botschaft von Madagaskar mit an den Tisch gebeten hatte.
Bevor das aufwändige Buffet vom Partyservice Gädecke eröffnet wurde, trat Bürgermeister Müller ans Pult und hielt eine lange Rede. Er erinnerte an die Finanzkrise 2009 und gab passend dazu mutig das Motto aus: „Krise war gestern“. Er zeigte auf, dass die katastrophalen Folgen von 1929 ausgeblieben seien, wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen wurden und sich die Auswirkungen auf Falkensee in Grenzen hielten. Wörtlich zitiert er einen Handwerker: „Wenn das Krise ist, dann möchte ich jedes Jahr Krise haben.“
Das möchten viele Falkenseer sicherlich nicht unterschreiben, die 2009 wegen der Krise ihre Arbeit verloren haben oder über drastische Umsatzeinbußen zu klagen hatten. In Falkensee leben auch viele Medienschaffende, die noch immer Krise pur erleben. Sie würden auch nicht das Motto des Bürgermeisters für Ende 2009 unterschreiben: „Stellt Euch vor, es ist Krise – und keiner macht mit.“ Gerade jetzt machen im Ort sehr viele Selbstständige die Krise leider doch mit und stehen nach langem Bangen vor dem Aus: Die Horrormeldungen über eine bevorstehende Pleite häufen sich.
Aber natürlich meint Bürgermeister Müller mit seinem ungewöhnlichen Motto auch, dass Bangemachen nicht gilt und es viel produktiver ist, mit Optimismus in die Zukunft zu schauen. In der Tat kann man mit einem positiven Blick nach vorn viele Energien wecken und neue Ideen aushecken. Funktionierende Unternehmen wie das Sportstudio active well und natürlich auch das Hexenhaus zeigen, dass man mit der richtigen Idee, Qualität und Ehrgeiz viel bewegen kann.
In diesem Licht sah der Bürgermeister auch die handgefertigten Ton-Bullen, die auf den Tischen standen. Sie sollten die Falkenseer nicht darauf vorbereiten, dass sich ab sofort jeder eine Kuh im Garten halten soll. Das Bildnis wurde vielmehr dem Börsenlatein entnommen. Hier weist der Bille auf steigene Kurse hin und gilt als Angreifer, der vehement nach vorne stürmt.
Trotz der Tatsache, dass Bürgermeister Müller Optimismus verbreitete, scheute er nicht davor zurück, den Blick zurück zu werfen auf das gerade erst vergangene Jahr 2009. Hier waren es vor allem die Dächer, die für Ärger sorgten. In der Kita Straße der Einheit fiel ein riesiges Stück Putz von der Decke. Aus der Deckenverkleidung der Sporthalle der Lessing-Schule fiel ein sechs Meter langes Stück herunter. Und der Supermarkt „Am Akazienhof“ brachte es sogar in die landesweiten Nachrichten: Das komplette Dach stürzte am 21. Juli ein. In allen drei Fällen regierte das Glück: Niemand wurde verletzt, obwohl das Verletzungspotenzial gewaltig war.
Viel spannender als Krise und Katastrophen war dann auch der Rückblick der Fakten. Falkensee feierte 20 Jahre Mauerfall, erhielt im Mai den Status eines Mittelzentrums, begrüßte den 40.000sten Einwohner, wurde als „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet und beging sehr beeindruckend den 1. Falkenseer Familientag am 15. Mai sowie die 20 Jahre Uno Kinderrechte. Vor allem das Meer aus 7.583 weißen Fähnchen am Angerteich wird so schnell niemand mehr vergessen – das war ganz großes Kino. Übrigens wurden 2009 264 Falkenseer geboren, 9 davon Zuhause. Der beliebteste Mädchenname war Lea und der bei den Jungen Jonas. Heiko Müller wäre selbst für den Namen Paul gewesen – so heißt sein Enkel.
2009 wurden, so erinnerte der Bürgermeister, auch viele Projekte beendet. Die Sanierung des Lise-Meitner-Gymnasiums wurde abgeschlossen. Die Diesterweggrundschule konnte pünktlich zum Schuljahresbeginn 2009/2010 erweitert werden. Der Skaterplatz in der Rosenstraße wurde dank der Unterstützung durch die E.ON edis AG komplettiert. Und nachdem 106 Millionen Euro ausgegeben worden sind, wurde der Kanalbau in der Stadt abgeschlossen – mit einem goldenen Kanaldeckel auf Schacht 4.282. Beim Straßenbau kamen 2009 drei neue Kilometer zum Straßennetz hinzu. Die Feuerwehr fuhr mehr als 260 Einsätze. Und die Stadtplanungsexperten musste im vergangenen Jahren 587 bauordnungsrechtliche Anträge bearbeiten. Leider habe der harte Winter viele Projekte gestoppt, beklagte der Bürgermeister. Der Weiterbau am Sportplatz Rosenstraße als finanziell und flächenmäßig größtes städtisches Projekt musste ebenso unterbrochen werden wie die Sanierung der Kantschule und der Ausbau des Bahnhofumfelds Nord.
Das Jahr 2009 steht auch für viele Neuerungen. Das Neue Gymnasium in der Rathenaustraße öffnete die Pforten für die ersten Schüler. Und die Neue Oberschule im Poetenweg wurde bezogen. Zugleich wurde ein Konzept für den Falkenhagener See und Umgebung auf den Weg gebracht. Ebenso wie ein Wegeleitsystem für das gesamte Stadtgebiet.
Die Anwesenden erfuhren vor Ort aber auch gleich, was für 2010 in Falkensee geplant ist. Aus der alten Post wird das Bürgeramt der Stadt. Der Südbahnsteig am Bahnhof Falkensee bekommt eine Überdachung. Drei Kilometer Anliegerstraßen werden gebaut. Das Neue Gymnasium wird erweitert und zugleich saniert. Der Scholl-Hort wird neu gebaut, die Kantschule erhält einen Sportplatz. Am Bahnhof Finkenkrug entsteht ein Bolzplatz. Und auch an der Kant- und an der Europaschule entstehen Kleinfeldplätze. Hinzu kommt, dass das Heimatmuseum komplett neu aufgestellt wird.
Neue Konzepte für die Schulwegsicherung, die Radwege und die Straßenbeleuchtung stehen ebenfalls für 2010 an.
Am Ende heißt es noch einmal mutig: „Krise sieht anders aus. Wir haben bei der Krise 2009 nicht mitgemacht. Und die Stadt Falkensee wird auch 2010 bei keiner Krise mitmachen.“
An dieser Stelle rieben viele an den Tonbullen auf den Tischen: Vielleicht hilft es ja. Nach der langen und sehr informativen Rede ging es in den gemütlichen Teil des Abends über. Bei Bier vom Fass und den verschiedensten Gädecke-Köstlichkeiten wurde noch lange diskutiert. (Carsten Scheibe)
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