Scheibes Glosse: Völlig eingefroren
Aus der typischen Falkenseer Sandstraße ist nun schon seit Silvester eine glatte Eisstraße geworden. Autofahren wird hier zur echten Herausforderung. An meine Sandstraße mit seinem in alle Ritzen dringenden Staub, den tiefen Schlaglöchern und den überraschenden Beulen, die einen den Unterboden des Autos zerkratzen, habe ich mich längst gewöhnt. Seit Anfang des Jahres wohne ich aber anscheinend direkt am Nordpol.
Meine Sandstraße ist zu einer Eisstraße geworden, die so glatt ist, dass die Postbotin Spikes unter den Schuhen hat. Manchmal pudert neuer Schnee die Eisschicht zu, dann fällt man nicht mehr alle paar Meter auf die Nase. Vier Mal hat sich eins unserer Autos aber bereits im Schnee festgefressen und musste mit Seilen oder mit Muskelkraft befreit werden.
Ich staune sehr darüber, wie klaglos sich die Falkenseer auf die neue Situation eingestellt haben. Inzwischen sind wir alle zu echten Eisexperten geworden.
Ich kann inzwischen bei angezogener Handbremse mit dem Auto um die Ecke unserer Eisstraße (ehemals Sandstraße) driften. Ich weiß, dass in der Kölner Straße das Heck meines Autos ausbricht und parkende Wagen gefährdet, sobald ich dem Irrsinn verfalle, die tief ins Eis gefressene Spurrille verlassen zu wollen. Und ich weiß, dass es vor vielen Kreuzungen seit Wochen so glatt ist, dass es wichtig ist, schon lange vorher die Bremse zu streicheln.
Dass angesichts der zahllosen unbehandelten Eisstraßen nicht jeden Tag Dutzende Autos miteinander kollidieren, ist ein Wunder. Zumal manche Leute so irrwitzig halb auf der Straße parken, dass man mit dem eigenen Auto nur mit einem „Ave Maria“ auf den Lippen an ihnen vorbeischliddern kann.
Tatsächlich ist es nicht mehr möglich, seiner Räumpflicht nachzukommen. Gerade auf den Sandstraßen hat sich ein so dicker Eispanzer gebildet, dass ein Presslufthammer vonnöten wäre, um das Eis bis auf den nackten Boden zu beräumen. So bleibt nur der Versuch, den losen Schnee zu beseitigen, um dann Granulat zu streuen.
Der Run auf das Granulat führt zu Hamsterkäufen und zu Lieferengpässen in den Bau- und Supermärkten. Wer einen neuen Fundus entdeckt, nimmt mit, was er schleppen kann. Granulat ist das Gold des Winters. Die Kinder freuen sich. Zwischen Gehweg und Straße türmt sich der weggeschippte Schnee manchmal anderthalb Meter hoch. So tollen Schnee gab es schon lange nicht mehr – und erst recht nicht so viel. Da lassen sich die tollsten Schneeballschlachten mit perfekter Deckung inszenieren. (Carsten Scheibe)
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