Scheibes Glosse: Gestrandet auf Island
Auf Island bricht der Vulkan aus – und spuckt Aschewolken in die Luft. Ich war zu der Zeit auf der Insel – und wurde in einer abenteuerlichen Odyssee über Schottland und Amsterdam wieder zurück nach Deutschland gekarrt. Ein irrer Spaß. Vier Tage Island im Rahmen einer Geschäftsreise: So eine Gelegenheit lässt man nicht ungenutzt verstreichen.
Wann kommt man sonst schon einmal auf die nordische Vulkaninsel? Zur Zeit meiner Reise war der Vulkan Eyjafjallajökull bereits aktiv und blockierte mit seiner Aschewolke immer wieder einmal den Flugverkehr.
Unsere Truppe kam trotzdem problemlos auf Island an und verlebte hier wunderschöne Tage. An einem Sonntag sollten wir zurückfliegen. Samstag abend rauschte aber unsere Reiseleiterin mitten in einen Event hinein und verkündete: „Die Aschewolke hat gedreht. Der Flughafen in Reykjavik hat bereits geschlossen. Wir haben einen Notplan.“
Wir wurden sofort ins Hotel gefahren, packten unsere Koffer und wurden in einen schnell organisierten Reisebus geladen. Der Bus fuhr die ganze Nacht hindurch – hin zu einem kleinen Flughafen in den Bergen. Ich hörte Musik und versuchte, etwas Schlaf zu bekommen. Einmal machte ich nachts die Augen auf und dachte, es wäre bereits früher Morgen. Aber wir fuhren gerade direkt an den Berggipfeln in der Inselmitte vorbei: Das blaue Eis reflektierte das Mondlicht.
In den frühen Morgenstunden erreichten wir den Flugplatz: Ein kleines Nichts im Nirgendwo, auf dem bereits zwei Maschinen der Icelandair standen. Eine richtige Absperrung gab es nicht. Dafür hatte das Rote Kreuz in einer Lagerhalle Feldbetten aufgestellt, verteilte Decken und schmierte Stullen. Knapp 200 Leute hatten es sich „gemütlich“ gemacht – bei gefühlten null Grad in den Bergen. Angesichts dieser Szene rechnete ich mit mehreren Tagen Aufenthalt. Dann ging aber doch alles ganz schnell.
Wir wurden eingecheckt, gaben unsere Koffer ab und konnten dann aufs Rollfeld gehen, um uns frei für eine der Maschinen zu entscheiden. Sitzkarten gab es keine, jeder durfte sitzen, wo er wollte. Man sagte uns: „Egal, wo Sie eigentlich hinwollten, Sie fliegen jetzt alle nach Glasgow.“ Abenteuerlich: Direkt hinter dem Flugzeug lag ein blauer Gletschersee, vor ihm eine viel zu kurze Rollbahn. Dahinter spitzten bereits die Vulkanberge ihre Gipfel in den noch aschefreien Himmel. Unsere Crew wurde mit dem Taxi herbeigeschafft.
Um es kurz zu machen. Wir schafften den Abflug und landeten kurz darauf in Schottland. Da war ich noch nie: Die Golfplätze in der Anflugschneise sahen herrlich aus. Leider blieb keine Zeit, um uns in Schottland zu amüsieren. Die Aschewolke rückte näher und wir hatten nur ein kleines Zeitfenster, um auch Schottland wieder sicher verlassen zu können. Einige von uns holten sich die aktuellen Wettervorhersagen aufs iPhone, andere hörten bereits am Telefon, dass die Flugplätze in Spanien und Italien blockiert waren.
Wir schafften es trotzdem nach Amsterdam in Holland und nahmen dann von hier aus den Bus nach Oldenburg. Hier stieg ich vier Stunden später in mein Auto, fuhr nach Hause – und war 24 Stunden nach dem Start auf Island wieder in Falkensee. (Carsten Scheibe)
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