Heide Gauert – Ihre Leidenschaft für Filme
Heide Gauert (geb. 30.3.1942) ist in Falkensee groß geworden und hat die Wende, die Wiedervereinigung und die Veränderung in unserer Stadt selbst hautnah miterlebt. Ihre Berufung dabei – der Film. Allein acht Filme hat sie über ihre Heimatstadt gedreht. Besonders viel Aufmerksamkeit zog dabei ihr Film „Zeitenwende“ auf sich, der 2009 im Kino ALA uraufgeführt wurde und über die Öffnung der Mauer zwischen Falkensee und Berlin-Spandau berichtet.
Da war es an der Zeit für uns, ein Porträt der kreativen Künstlerin zu wagen.
Auf über einhundert Dokumentarfilme kann die Falkenseerin Heide Gauert bereits zurückblicken, die sie vor allem für das Fernsehen der DDR produziert hat. Dabei drehte sie viele kulturpolitische Filme, u.a. gleich mehrere zur 750-Jahr-Feier Berlins. Aber es sind immer wieder auch die technischen Themen, die sie begeistern – etwa in ihren Dokumentationen über den Bau von Autobahnen oder über den Rückbau des Kernkraftwerks bei Greifswald. Besonders spannend war es für sie, den Bau eines Tunnels unter dem Fluss Weser zwischen Bremen und Bremerhaven im Film festzuhalten. Heide Gauert: „Es ist schon etwas Besonderes, tief unten in der Erde zu arbeiten und zu filmen, während direkt über dem eigenen Kopf schwere Lastschiffe den Fluss befahren.“
Heide Gauert baute ihr Abitur in Falkensee, absolvierte dann eine Fotografenlehre und wurde Kameraassistentin und Standfotografin bei Defa-Dokumentarfilm in Potsdam Babelsberg. Schon bald setzte sie auf eigene Filme – und stellte 1972 als Debut den Industriewerbefilm über Schiffskälteanlagen für die VVB Schiffbau der DDR her.
Aber auch viele kulturpolitische Filme waren für sie stets ein wichtiges Thema. So begleitete sie zum Beispiel den Aufbau des Berliner Schauspielhauses in allen Details. Über acht Jahre lang dokumentierte sie alle Etappen – vom Abriss der Nordwand über den Aufbau des Schauspielhauses, den Innenausbau und die speziellen Details wie die Bestuhlung, die Herstellung der Kronleuchter bis hin zum Festkonzert für die Erbauer des Hauses.
Sie filmte im verschiedenen Museen der DDR, berichtete über die Denkmäler der Prachtstraße „Unter den Linden“ in Berlin, filmte Porträts über Bildhauer wie Gottfried Schadow und Daniel Rauch und hatte auch Maler wie Professor Wilhelm Rudolph im Visier der Kamera, der übrigens auch als „Dresdener Trümmermaler“ bekannt wurde.
Im Kali-Bergbau in Zielitz, tausend Meter unter Tage, filmte sie mit entsprechend lichtempfindlicher Ausrüstung. Zu ihrer besonderen Leidenschaft gehörten auch Luftaufnahmen, die sie aus einem offenen Hubschrauber heraus drehte.
Wir fragten uns: Wie erarbeitet sich Frau Heide Gauert eigentlich ihre Stoffe? Sie sagt: „Zu Beginn eines jeden neuen Filmes setze ich mir zunächst die thematischen Schwerpunkte. Wichtig ist immer die Annotation. Was genau will ich mit dem Film ausdrücken? Dann werden die vielfältigen Recherche-Aufgaben durchgeführt, die immer viel Zeit kosten. Später werden viele Vorgespräche geführt, um die Interviews vor laufender Kamera vorzubereiten“.
Frau Gauert liebt ihre Heimatstadt Falkensee und verlebte hier eine harmonische und behütete Kindheit. Im Laden der Eltern half sie schon früh als Kind mit aus und klebte die Lebensmittelmarken. In der Nähe des Falkenhagener Dorfteiches verbrachte sie ihre Kindheit und besuchte damals die Maxim-Gorki Schule (jetzt das „Haus am Anger“).
Ihr großer Traum war es, einmal als Cutterin zu arbeiten. Die Voraussetzung dafür war eine Ausbildung als Fotografin. Über einen Schulkameraden kam sie zur Defa nach Potsdam. Dort arbeitete sie zunächst fünf Jahre als Kameraassistentin, dann als Regieassistentin, bevor sie anfing, eigene Filme zu drehen.
Heide Gauert: „Damals drehten wir vorwiegend auf 35 Millimeter-Film. Das ist mit der heutigen Digitaltechnik natürlich einfacher geworden. Jede Kamera-Einstellung überlegte man sich früher ganz genau im Vorfeld, um nur ja kein Material zu verschwenden. Schließlich musste man mit der vorgeschriebenen Materialmenge auskommen“, erklärt sie. Schon von daher gewöhnte sie sich schnell eine strukturierte und systematische Arbeitsweise an.
Durch die ständige Filmarbeit war Heide Gauert immer direkt am Puls der Zeit und bei aktuellen Geschehnissen oft direkt vor Ort. Nur ausgerechnet zur Wende 1989 konnte sie den Fall der Mauer nicht sofort selbst vor Ort miterleben, da sie in Falkensee ans Haus gebunden war. Bis heute bedauert sie es noch, dass sie damals nicht live am Übergang Staaken mit dabei sein konnte. Als sie am nächsten Tag den Übergang Staaken durchqueren wollte, brauchte sie bereits viele Stunden für die wenigen Meter, da unglaublich viele Menschen vor Ort waren und den Übergang in Richtung Westen überqueren wollten.
Im Moment arbeitet sie gerade an einem Film zum 50. Jahrestag der Vergabe des Stadtrechtes an Falkensee. Am 1. April 1923 wurden die beiden Stadtteile Falkenhagen und Seegefeld zu Falkensee zusammengeführt. „Falkensee liegt mir sehr am Herzen. Mit meinen Filmen möchte ich für die späteren Generationen das Wissen über Falkensee erhalten und dabei Zeitzeugen zu Worte kommen lassen,“ erklärt sie.
Eine echte Liebeserklärung an ihre Heimatstadt Falkensee ist übrigens auch der Film „Geschichte und Geschichten einer jungen Stadt“. Er beschreibt sehr anschaulich die territoriale Entwicklung der Stadt.
Von ihren acht Filmen über Falkensee ist „Zeitenwende“ ihr emotional bewegendster Film. Er zeigt passend zum Thema Maueröffnung die Schicksale von Ortsansässigen – etwa von einem, der die Mauer bei Falkensee durchbrechen wollte und verhaftet wurde, oder von einer Mutter, die mit ihrem vierjährigen Sohn die DDR über Prag verlassen hat.
Der Film ist im Heimatmuseum als Video-Kassette oder DVD erhältlich. (H.R./cs/hg)
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