Ernst Girndt & Sohn: Farbe aufs Auto
Am 1. April feiert die Autolackiererei Ernst Girndt & Sohn bereits das 86. Firmenjubiläum. In der Potsdamer Straße 56 ist man im Familienbetrieb schon seit 1925 auf Farben und Lackierung spezialisiert. In der dritten Generation führt Thomas Girndt nun das von seinem Großvater Ernst Girndt Senior 1925 gegründete Familienunternehmen weiter.
Bei der Firma Girndt werden sämtliche Lackschäden beseitigt, sei es an Autos, Motorrädern, Oldtimern oder sogar an – Möbeln. Auch das „Spot Repair“ beherrscht die Firma gut. „Zwischen der reparierten Stelle und den Originalteilen wird der Kunde keinen Unterschied erkennen können, wenn wir in der staubfreien Lackierkabine direkt auf dem Firmengelände damit fertig sind“, sagt Thomas Girndt.
„Ich habe mich schon immer gern mit Farben beschäftigt“, erzählt der Inhaber. „Dabei ist ein rotes Auto nicht einfach nur Rot, sondern der Lack besteht aus vielen Farbtönen, die nach der zugrunde liegenden Rezeptur eben ganz genau diesen einen Rotton ergeben“, erklärt er. Herr Girndt verwendet Lacke der Firma Dupont und kann mit einem Farbtonmessgerät und einem Computerprogramm auf 190.000 Farbrezepturen zugreifen. Das Farbtonmessgerät erleichtert die tägliche Arbeit bei der Suche nach dem genau passenden Farbton immens.
Thomas Girndt verfügt über erstaunliche Qualifikationen: Er hat drei Meisterbriefe in den Bereichen Autoelektrik (1988), Sattlerei (1990) und Lackiererei (1996) erworben. Zusätzlich hat er den Abschluss als Betriebswirt des Handwerks (1993) vor der Handwerkskammer Berlin abgelegt.
Im Familienunternehmen wird viel Wert auf Tradition gelegt. Kein Wunder, bei so einer langen Geschichte. Damals, als Großvater Ernst Girndt 1925 den Betrieb gründete, lag der Schwerpunkt noch auf dem Farbenhandel und der Lackierung von Autos und Fahrrädern. Aber auch Kutschen wurden dort neu lackiert und in der hauseigenen Sattlerei aufgepolstert. Zusätzlich wurden Malerarbeiten an den neu entstandenen „Sauermilch-Häusern“ in der Schönwalder Straße ausgeführt.
Nach 1945 diente die Werkstatt auch als Autolackiererei für die russische Besatzungsmacht. Der Großvater stammte aus Wreschen im jetzigen Polen. Damals vor dem ersten Weltkrieg war es Grenzgebiet zum russischen Teil Polens, deshalb konnte er gut Russisch. Damit wurde er ein geschätzter Partner der Besatzungsmacht bei Lackierungs- und Polsterarbeiten an russischen Fahrzeugen.
Im Jahre 1957 wurde die Firma zur Servicewerkstatt für die Automobilwerke Zwickau und Eisenach. In Falkensee wurden auch die Garantiefälle an Kundenfahrzeugen repariert und dann den Autowerken in Rechnung gestellt. Der P 70 als Vorgänger des Trabants hatte auch eine Kunststoffkarosserie, die aus in Kunstharz getränkter Baumwolle bestand. Durch in der Sonne keimenden Baumwollsamen, die technologisch bedingt noch nicht restlos aus der Baumwolle entfernt werden konnten, wurde die Oberfläche immer wieder beschädigt. Dadurch wurden viele Serviceleistungen im Lackierbereich nötig und die Kunden kamen zur Reparatur in den Familienbetrieb nach Falkensee.
Um 1965 wurden Privatbetriebe verstaatlicht und in Volkseigene Betriebe umgewandelt. Mit viel Glück konnte dies für die Autolackiererei Ernst Girndt & Sohn verhindert werden. In den 70er Jahren stellte die Staats- und Parteiführung fest, wie wichtig private Handwerksbetriebe für die Versorgung der Bevölkerung waren und stoppte die Verstaatlichungswelle.
Bis 1985 arbeitete Thomas Girndt als Autoelektriker beim VEB Autobahnbau-Kombinat, damals in Falkensee in der Straße der Einheit ansässig. Danach trat in den heimischen Familienbetrieb ein.
Die Wende brachte wiederum viele Neuerungen, an die sich der Lackierereibetrieb anpassen musste. Dank der vielen zufriedenen Privatkunden, darunter auch Westberliner aus der Zeit vor dem Mauerbau, wurde der Auftragsverlust der sich auflösenden volkseigenen Betriebe sehr gut ausgeglichen. Die zurückgekehrten Westberliner Kunden freuten sich, dass der Familienbetrieb dem politischen System standgehalten hatte.
„Mitte 1992 wurden eine neue Lackierkabine und viele Geräte und Werkzeuge angeschafft, um mit modernsten Mitteln eine hohe Qualität und den unabdingbaren Umweltschutz zu gewährleisten“, erklärt der Inhaber.
Im Juli 1995 übernahm dann Thomas Girndt die Leitung des Betriebes. Zu den Highlights seiner Tätigkeit gehört ein dunkelblauer Mercedes, der mit hellblau abgesetzten Streifen ein neues Design bekam.
Natürlich wird viel Wert auf Arbeitsschutz gelegt. „Regelmäßige Untersuchungen der drei Mitarbeiter sind in einer Autolackiererei Pflicht. Es wird nur im kompletten Schutzanzug mit Atemschutz und Gummihandschuhen in der Spritzkabine gearbeitet“, erklärt uns der Chef. Der Großvater ging damals manchmal sogar noch Pfeife rauchend an das Lackieren der Wagen heran.
Großvater Ernst Girndt Senior würde sich sicherlich darüber freuen, dass seine Firma zum 86. Jubiläum noch immer so gut und tatkräftig geführt wird. (H.R.)
Kontakt: Autolackiererei Ernst Girndt & Sohn, Potsdamer Straße 56, 14612 Falkensee, Telefon: 03322 – 3389
Fotos: von Fa. Girndt zur Verfügung gestellt
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