Scheibes Glosse: Männer und Frauen
Männer ticken ganz anders als Frauen. Fragt ein Mann einen anderen: „Bin ich zu dick?“, so muss er mit einer völlig ehrlichen und ernst gemeinten Antwort rechnen: „Na klar bist du zu dick, du alte Fettbratze. Aber ich mag dich trotzdem.“ Bei Frauen würde eine solche Antwort sofort den Scheidungsmodus anwerfen. Das geht einfach nicht.
Ich habe gelernt, bei Frauenfragen sofort in Alarmhaltung zu gehen und zu versuchen, mit einer Gegenfrage zu antworten. Wenn mich eine Frau fragt: „Findest du, dass ich zugenommen habe?“, dann frage ich ganz empört: „Gibt es irgend jemand auf der ganzen Welt, der es wagt, DAS zu behaupten?“ Und schon bin ich aus dem Schneider, denn diese Frau wird sofort denken, es gäbe tatsächlich jemand, der das gesagt hat. Sonst hätte ich es ja nicht angedeutet. Damit liegt der rachsüchtige Fokus auf einem eingebildeten Fremden, der sich vielleicht bei ein paar Telefonaten mit den Freundinnen enttarnen lässt.
Bei einer anderen Sache habe ich Jahre gebraucht, um hinter den Mechanismus zu kommen. Und das ist der weibliche Imperativ. Sagt eine Frau zu ihrem Mann: „Du, der Müll ist voll!“, so wird er zum Müll hinüberschauen, sehen, dass er überquillt, und für sich feststellen: Tatsächlich, der Müll ist voll. Damit ist das Thema für ihn erledigt. Für sie allerdings noch lange nicht. Stunden später wird sie ohne Vorwarnung fauchen: „Du hast mir doch versprochen, den Müll rauszubringen!“ Davon ist dem Mann freilich überhaupt rein gar nichts bekannt. Er hat ganz einfach ein paar unausgesprochene Sätze verpasst. Denn eigentlich hat sie gesagt: „Du, der Müll ist voll, also seh zu, dass du ihn sofort rausbringst. Und danach muss eine neue Mülltüte in den Eimer. Und eigentlich könntest du dabei auch die Spülmaschine einräumen.“
Dieser weibliche Imperativ zieht sich durch das ganze Männerleben. Das große Problem ist nur: Männer werden den weiblichen Imperativ nie erlernen. Sie sind nicht dazu in der Lage, so komplexe und komplizierte unausgesprochene Schlussfolgerungen aus Nichtgesagtem zu ziehen. Die Lösung liegt aber auf der Hand: Männer brauchen kurze, klare Befehle, damit sie funktionieren.
„Bring den Müll raus!“ Klare Sache. Schon trabt er los. Kauf mir rote Rosen! Geh kochen! Bring die Kinder in die Schule! Sei romantischer! Geh dich mal besser duschen! Mäh den Rasen!“
Kann es denn so schwer sein? Ja, das ist es. Das weibliche Gehirn schafft es nicht, so gradlinig zu denken. Es könnte ja sein, dass er dann widerspricht, dass er böse wird oder selbst anfängt, solch kurze Befehle zu bellen. Insofern bleibt erfahrungsgemäß alles, wie es ist: Männer und Frauen reden dauerhaft aneinander vorbei. Kein Wunder, dass sich beide nur in einer Sache einig sind – beim Lästern über das andere Geschlecht. (Carsten Scheibe)
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