Manuel Wree von infos24: Sprachen lernen
Falkensee ist Multikulti und hilft Kindern, Schülern und Erwachsenen dabei, die wichtigsten europäischen Sprachen zu lernen: Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch. Wie das? Nun: Von Falkensee aus wird eins der größten e-learning Projekte im Sprachenbereich gesteuert.
Online stehen gleich mehrere Portale aus der Schmiede von infos24 bereit, die jeder Anwender kostenfrei nutzen kann. Monatlich 600.000 Besucher und 10 Millionen Seitenaufrufen sprechen eine deutliche Sprache: Ein Besuch lohnt sich. Einer der Geschäftsführer, Manuel Wree, stand uns für ein Interview zur Verfügung.
Herr Wree, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Sprachportale im Internet zu entwickeln?
Na ja. In der Schule waren Sprachen ja nicht so der Brüller. Da haben wir, also ich als Designer und zwei Linguisten, einmal überlegt, ob man das nicht peppiger gestalten könnte. Mit Musik, Videos, viel Interaktivität, vertonter Literatur und einer detaillierten Grammatik, die aber fetzig geschrieben ist. Am Anfang war es mehr ein Jux. Als es dann aber schnell mehr als 5.000 Seitenaufrufe pro Tag wurden, haben wir schon ernsthafter darüber nachgedacht. Mit haben Musiker aus Mexiko einfliegen und Lieder selber komponieren lassen, haben angefangen, Videos zu drehen und uns mit einem professionellen Tonstudio zusammengetan, um Literatur zu vertonen.
Mit der Zeit wurde das Projekt dann halt immer größer. Inzwischen so groß, dass wir bald in ein Rechenzentrum umziehen müssen, unser Server packt das nicht mehr. Allein der Voice- und Videochat, mit dem sich die Leute unterhalten, dabei aber auch sehen können, produziert inzwischen einige Gigabyte an Traffic pro Monat.
Alle Besucher der Portale kommen aus Deutschland?
Nein, natürlich nicht. Sie stammen primär aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, also auch aus der Schweiz und aus Österreich. Dann gibt es aber auch jedes Portal in verschiedenen Versionen. Deutsch zum Beispiel in vier Sprachen: www.curso-de-aleman.de, www.german-grammar.de, www.tedesco-online.de und www.allemand-online.de. Auf diese Portale wird natürlich weltweit zugegriffen und aus diesen Ländern erhalten wir auch viele Bestellungen. Die gesamte Grammatik verkaufen wir auch als Buch mit beigelegter DVD.
Wer kauft das, wenn es online kostenlos ist?
Haben wir uns am Anfang auch gefragt. Die Idee, ein Buch daraus zu machen, stammt nicht von uns. User haben danach gefragt, dann haben wir ein Buch daraus gemacht. Viele Leute sind nicht immer online oder möchten gern Anmerkungen notieren oder am Strand lernen, das geht mit einem Laptop schlecht. Sand im Laptop ist schlecht, Sand in einem Buch richtet keinen Schaden an.
Wie viele Leute arbeiten an den Portalen?
Also die deutschen Versionen haben die beiden Linguisten geschrieben, die haben das studiert und zu irgendwas muss so ein Studium ja gut sein. Bei den Versionen, bei denen Deutsch nicht die Ausgangssprache ist, haben wir dann projektbezogen muttersprachliche Linguisten hinzugezogen. Da muss man dann doch auf Berlin zurückgreifen. Das ist der Vorteil der Hauptstadtnähe. Dort gibt es sehr viele hochqualifizierte Spanisch-, Englisch-, Französisch- und Italienisch-Muttersprachler, die oft auch noch andere Fähigkeiten haben, also Musik machen können, schauspielerische Fähigkeiten haben oder sonst irgendwie witzig sind. Die italienische Linguistin tanzt auch professionell Ballet, da haben wir dann gleich noch zwei Tanzvideos gemacht.
Sind noch andere Sprachen geplant?
Natürlich. Da laufen auch schon die ersten Gespräche. Angedacht und konkreter in der Planung sind Russisch, Chinesisch, Arabisch und Japanisch. Allerdings will so ein Portal auch finanziert und in diesem Fall vorfinanziert werden.
Gab es eine staatliche Förderung für das Projekt?
Nein. EU, Bund und Länder haben das e-learning zwar mit 400 Millionen Euro gefördert. Aber das ganze Geld ging alles an Unis, die allerdings solche Projekte gar nicht stemmen können. Das sieht dann alles aus wie in der Schule, also tobendes Leben geht anders. Das rockt dann nicht und kein Mensch interessiert sich dafür.
Wir haben kein Geld bekommen und uns auch nie ernsthaft darum bemüht. Nach der Staatsknete geiern immer die Unternehmen, die es nicht drauf haben und es nicht aus eigener Kraft schaffen. Uns haben vielmehr Aufträge von Unternehmen aus Falkensee und der näheren Region geholfen (ein Dankeschön auch mal auf diesem Wege). Das Geld, das wir mit diesen Aufträgen verdient haben, haben wir wieder in das Projekt gesteckt. Die Videos haben wir etwa auf diese Weise finanziert.
Und wird auch was verdient mit dem Projekt?
Ah. Das ist das erste Mal, dass mich das jemand fragt. Sie meinen wohl, im Internet kann man nur mit Verkuppelseiten, Schmuddel und Abzocke Geld verdienen?
Hab ich nicht gesagt.
Na?! Ich glaube, das täuscht. Die erfolgreichsten Seiten im Internet sind immer noch die Seiten, die hochseriösen Content anbieten, zum Beispiel Wikipedia. Und bei Google ist inzwischen ohne hochwertigen Content nichts mehr zu machen. Ohne hochwertigen Content verschwindet die Seite unter „ferner liefen“ bei Google. Und man sollte die Leute mal nicht unterschätzen. Die sind aufgeschlossener, wacher, interessierter, als man meint.
Ja, wir verdienen Geld über den Buchverkauf und auch über Werbung, die über Google Adsense auf unseren Seiten eingeblendet wird. Wir werden aber auch dazu übergehen, eigene Musik zu vertreiben und Hörbücher anzubieten. Teilweise dichten wir auch bekannte Klassiker der Literatur um, also produzieren hier vereinfachte Versionen fürs Sprachen lernen – wie zum Beispiel den Don Quijote. Wir finden, je länger wir das machen, immer mehr interessante Leute. Wir arbeiten zum Beispiel auch mit Julián Rodríguez zusammen, einem bekannten kolumbianischen Liedermacher. Oder mit Musikern von der Musikhochschule in Mexiko.
Es geht also nicht nur um Sprachen?
Nicht nur, nein. Es muss rocken. Spanisch zum Beispiel ist nicht nur eine Sprache. Das ist Bolero, Fango, Flamenco, bedeutende Werke der Weltliteratur. Auf dem Französisch-Portal arbeiten wir mit einem französischen Chansonnier zusammen, für das Italienische Portal lassen wir gerade Musik komponieren. Geht in drei Wochen online. Für das deutsche Portal erstellen wir Rockversionen von bekannten Gedichten. Auf der www.curso-de-aleman.de ist auf der Einstiegsseite eine Rockversion von Freude schöner Götterfunken zu finden.
Klingt ja sehr spannend. Falkensee ist also bald nicht mehr ein unbedeutender Punkt auf der Weltkarte?
Na aber hallo, wir arbeiten daran.
Kontakt: MedienDesign Manuel Wree, Horkheimer Str.2, 14612 Falkensee, www.infos24.de
Fotos: aus dem Fundus von Manuel Wree, mfG
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