Heide Gauert: Fünf Jahrzehnte Falkensee
In Falkensee leben inzwischen deutlich mehr Zugezogene als hier geborene Schon-immer-Falkenseer. Gerade die Zugezogenen wissen mit dem Ort, in dem sie jetzt ein meist neu gebautes Haus bezogen haben, noch viel zu wenig anzufangen. Oft schlafen sie nur in Falkensee, haben ihren Lebensmittelpunkt aber noch nicht neu ausgerichtet. Für sie lohnt es sich besonders, zusammen mit Heide Gauerts neuem Film „Falkensee: Eine Stadt zwischen Gestern und Morgen“ den Blick zurück auf die vergangenen 50 Jahre des Ortes schweifen zu lassen.
Der einstündige Film feierte am Tag der deutschen Einheit im Falkenseer Kino ALA Premiere vor dem Bürgermeister und vielen geladenen Gästen – und wurde seitdem schon mehrmals vor großem Publikum gezeigt. Der Film selbst liegt auch als DVD vor und kann für 15 Euro an vielen Verkaufsstellen erworben werden – etwa im Heimatmuseum, bei „Dufte Blume“ im real.- oder bei Foto Kohn in der Bahnhofstraße.
Der Film zeigt einmal mehr, dass wir mit Heide Gauert eine ganz große Meisterin des Dokumentarfilms im Ort haben. „Ich liebe Falkensee“, sagt sie. Und das ist der Dokumentation deutlich anzusehen. Vor fünf Jahrzehnten wurde Falkensee – vorher größtes Dorf Europas – eine Stadt. Seitdem ist viel passiert. Alte Filmaufnahmen zeigen, wie die Nazis in Falkensee unterwegs sind („Die Nazis marschieren. Es sind Falkenseer, Nachbarn“), die Berliner Mauer gebaut wird und wie einzelne Schicksale durch die Irrungen und Wirrungen der Nachkriegszeit betroffen sind.
Schnell huscht der Film durch die 50 Jahre Stadtgeschichte im Schatten Berlins. Die Straffung tut dem Streifen gut: Es wird nie langweilig, die Bilder wechseln oft, Fritz Barber versorgt das Gesehene als Texter mit präzisen, starken und oft lyrischen Worten, die im Kopf kleben bleiben.
Noch besser wird der Film, wenn er in die Moderne vordringt. Jetzt ist noch einmal zu sehen, wie Falkensee nach der Wiedervereinigung erstarkt, wie der Herlitz-Bau entsteht, wie neue Häuser gebaut werden. Es scheint so, als wären Heide Gauert und ihr Kollege Jürgen Partzsch gerade in den letzten Monaten überall mit dabei gewesen, wo etwas los war in der Stadt. Der Bahnhof wird umgebaut, neue Sandstraßen asphaltiert, Schulen modernisiert: Überall fängt der Film diese neuen Bilder ein und zeigt eine Stadt im Werden und im Wandel. Hier finden sich nun auch die Neuzugezogenen wieder und sind plötzlich ein Teil der gezeigten Geschichte Falkensees, weil sie diesen Abschnitt selbst mit begleitet haben.
„Falkensee: Eine Stadt zwischen Gestern und Morgen“: Der Film, dem Ines Evelyn Kuhnert im Schnitt den letzten Schliff gegeben hat, sollte in den Schulen gezeigt werden. Er gehört in die DVD-Sammlung der Bewohner dieser Stadt. Und er ist das perfekte Geschenk für Zugezogene, die nun auf einen Schlag lernen, was es mit der Stadt auf sich hat, in der sie vielleicht ihren Lebensabend bestreiten. Dass im Film deutlich mehr Aufwand steckt, als er jemals durch Geld refinanziert werden kann, merkt jeder, der genauer hinsieht: Schließlich stecken hinter jeder kleinen Szene mehrere Stunden Dreharbeit. Und im Film wurde das Material noch eher gequetscht als gedehnt. Heide Gauert: „Ich wollte unbedingt einen silbernen ICE filmen, der durch den Falkenseer Bahnhof saust. Wir mussten vier Mal wiederkehren, bis es endlich geklappt hat.“
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