Familienhalt: März 2012
Hallo Frau van den Boogaard, ich wende mich an Sie, da wir wiederholt Probleme mit dem Sturkopf unseres Sohnes (4 Jahre) haben. Es ist schon unglaublich, welchen Willen Kinder in diesem zarten Alter haben können. Manchmal raubt er mir damit buchstäblich den letzten Nerv. Ich bin wirklich bemüht, ihm seine Wünsche zu erfüllen und ihm ein gute Mutter zu sein. Auch sein Vater ist sehr liebevoll mit ihm.
Gerade deshalb verstehe ich seine Wutausbrüche nicht – und das meist wegen Nichtigkeiten. Der falsche Saft, keine dritte Süßigkeit beim Einkaufen, zu wenig Spielsachen. Eigentlich bekommt und darf er bei uns früher oder später alles, was er gerne möchte. Aber wenn er dann das hat, was er unbedingt haben wollte, dreht er so richtig auf. Wir fühlen uns ratlos: Bekommt er nicht, was er möchte, so gibt es Alarm, hat er das, was er möchte, gibt es auch Alarm. Ein Teufelskreis, den wir nicht irgendwann in der Not noch im „stillen Stuhl“ gipfeln lassen wollen.
Wir wären wirklich sehr dankbar, wenn Sie uns eine Erklärung und vor allem einen Tipp geben könnten, wie wir diesem Teufelskreis entfliehen können.
Vielen Dank für Ihre Hilfe – Familie Wennig
Liebe Familie Wennig,
vielen Dank für Ihren Brief. Ihr Sohn scheint ein selbstbewusster und aufnahmefähiger junger Spatz zu sein, der gern seinen Willen durchsetzen möchte. Allgemein ist es schön ,beobachten zu dürfen, wie Kinder ihre eigenen Bedürfnisse entwickeln und eigene Wege finden, diese auch durchzusetzen. Jedoch sind klare Regeln meines Erachtens wichtig für ein funktionierendes Zusammenleben. Diese sollten natürlich (zumindest zum größten Teil) für alle Familienmitglieder gelten, denn wir Eltern haben eine Vorbildfunktion inne. Nur so können Regeln als authentisch wahrgenommen werden. Auch prägt es den Zusammenhalt, indem Vertrauen und Verlässlichkeit geschafft werden. Natürlich sollte dabei der Rahmen nicht starr einengen. Die darüber vermittelte Sicherheit lässt Entspannung zu, auch wenn das im ersten Augenblick etwas konträr erscheint.
Oft ist auch weniger mehr. Vor allem ist gemeinsam verbrachte und gestaltete Qualitätszeit nahezu unersetzbar und lässt vieles vermeintlich Attraktive vergessen oder zumindest in der „Haben-Wollen-Skala“ nach unten rutschen.
Es ist nachvollziehbar, dass Sie Ihrem Sohn am liebsten jeden Wunsch von den Lippen lesen möchten, jedoch gehören zum gesunden Heranwachsen meines Erachtens auch das Verzichtüben und das Kennenlernen von Regeln.
Den „stillen Stuhl“ oder die „stille Treppe“ halte ich persönlich für wenig sinnvoll. Lieber ein klares Nein aussprechen und gern auch erklären. Kinder verstehen oft mehr, als wir meinen.
Ich wünsche ihnen weiterhin viel Freude mit Ihrem Spatz und ich bin mir sicher, dass Sie einen guten Weg aus der Spirale finden werden. Sie können mich natürlich auch jederzeit gern anrufen: 033203 389731. Im Internet erreichen Sie mich unter der URL www.familienhalt.de.
Herzlichste Grüße – Deborah van den Boogaard
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