Scheibes Glosse: Überall Hundehaare
Es ist nett mit Hund. Es ist einfach immer jemand da, der sich freut, wenn man nach Hause kommt. Der die böse Nachbarskatze mit Gebell aus dem Garten vertreibt. Der jede Wühlmaus ausbuddelt, auch wenn der Garten danach aussieht wie ein Bombenkrater. Der im Schlaf schnarcht wie ein kanadischer Holzfäller nach dem zehnten Bier.
Wir haben so einen Hund, es ist ein weißer Golden Retriever. Und er haart. Die Hundefriseurin holt alle zwei Monate genug Wolle aus dem Hund, das der sofort zwei Kilo abnimmt. Man könnte mit den Haaren ein ganzes Kopfkissen ausstopfen, wenn das dann nicht stinken würde wie ein toter Iltis, der vor dem Ableben noch ein Pfund vergorenes Katzenfutter gefressen hat.
Unser Hund, der haart. Man braucht ihm nur auf den Rücken zu klopfen, schon steht man in einer Wolke aus feinen Haaren, die sich nur langsam wieder legt. Auf allen Teppichen lässt sich im Nu eine gewaltige und stark verfilzte Schicht aus weißen Haaren nieder, die kein Staubsauger mehr in den Griff bekommt. Im Gegenteil. Ein Staubsauger hält bei uns meistens nur ein knappes Jahr, dann wählt das Gerät aus purer Verzweiflung den elektronischen Freitod. Immerhin kann man an der Höhe der Haarknäuel im toten Winkel der Türen sehr gut ablesen, wie viele Tage schon nicht mehr ordentlich gesaugt wurde.
Schwarze Sachen darf man im Haus auch nicht mehr tragen. Jeder Kontakt mit dem hechelnden Vierbeiner sorgt sofort dafür, dass Millionen feinster Härchen auf der Hose oder am Rock hängen bleiben. Sie lassen sich mit den Fingern kaum noch abziehen. Hält man den Hund mit lauten Rufen „Geh weg, husch, kommt nicht näher“ auf Abstand, so freut er sich über so viel Zuwendung und will erst recht kuscheln kommen. Und schon ist es wieder passiert: Ohne Hundehaare ist man einfach nicht richtig angezogen.
Natürlich ist es so, dass die Haare überall zu finden sind – auch im Mittagessen. Während sich die Familie tierisch darüber aufregen würde, wenn sie sich Haare der anderen Familienmitglieder aus den Zähnen polken müsste, ist das beim Hund keine große Sache mehr. Die Haare werden einfach kommentarlos von der Zunge geharkt – und niemand macht sich Gedanken darüber, worin sich der Hund auf dem letzten Spaziergang gerade wieder mit großer Begeisterung gewälzt hat. Als Hundebesitzer ist man eben irgendwann ganz abgebrüht. (Carsten Scheibe)
Seitenabrufe seit 1.12.2021:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige