Familienhalt: Mai 2012
Sehr geehrte Deborah van den Boogaard, ich denke mal, dass ich mit meinem Anliegen vielen Familien aus der Seele spreche: Meine beiden Kinder (zwei Töchter im Alter von 12 und 15 Jahren) zanken sich nur noch. Jeden Tag gibt es Zankerei, Keilerei und Missgunst.
Ich habe das Gefühl, dies nicht mehr lange ertragen zu können. Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch und habe meinen Kindern dies auch immer vorgelebt. Früher hatte ich auch das Gefühl, dass es sich mit den Geschwisterstreitereien im Rahmen hält. Aber seit kurzer Zeit läuft hier gar nix mehr, wie es einmal war.
Können Sie mir bitte helfen, denn ich weiß nicht mehr weiter und verliere hier noch den letzten Nerv.
Ich danke für Ihre Hilfe –Babette K.
Liebe Babette K.,
vielen Dank für Ihr Schreiben.
Kurz vorneweg: Die Geschwisterbeziehung ist im Leben eines Menschen nicht nur eine der innigsten, sondern meist auch die längste Beziehung.
Eifersucht und Rivalität, die Auseinandersetzung damit sowie das Erlernen von Umgangsstrategien mit den eigenen Emotionen ist ein ungemein wichtiger Entwicklungsprozess im Kindesalter. Als Ausgangspunkt ist meist der Wunsch nach Zuwendung durch ein Elternteil oder auch durch beide zu sehen.
Es liegt jedoch in der Natur der Dinge, dass wir Eltern unsere Zuwendung niemals zu 100 Prozent exakt aufteilen können und Kinder meist das Gefühl haben, nicht genug davon bekommen zu haben. Frei nach dem Motto „viel ist immer noch viel zu wenig“.
Wir Eltern können diesen Entwicklungsprozess vor allem dadurch unterstützen, dass keine Vergleiche angestellt werden, welche automatisch eine Rivalität fördern würden (sei es zu Leistungen, Aussehen o.ä.). Auch ein individueller Umgang (z.B. wenn eines der Kinder gern die Farbe blau mag, müssen nicht beide Kinder unweigerlich einen blauen Fahrradhelm geschenkt bekommen) mit den einzelnen Kindern verringert mögliche Angriffspunkte.
Letztlich ist es im Umgang mit rivalisierenden Kindern hilfreich, sich vor Augen zu halten, dass diese Auseinandersetzungen kein eindimensionaler Ausdruck von Emotionen, sondern Hilfsmittel sind, die eigene Rolle im familiären Konstrukt zu finden, zu stärken oder zu verändern. Ich persönlich bin überzeugt, dass klare und respektvolle Umgangsformen (vorgelebt und auch eingefordert) als Orientierungshilfe auch in „heißen“ Zeiten für die Kinder sehr nützlich sind. Auf der anderen Seite sich jedoch eine elterliche Abwendung als Reaktion auf Zwistigkeiten eher kontraproduktiv auswirken würde.
Denken Sie einfach immer wieder daran, dass diese Reibereien zum Heranwachsen dazugehören und unsere Kinder formen. Wir als Erwachsene haben da einfach einen Erfahrungsvorsprung und manchmal auch die benötigte Selbstsicherheit, um gewissen Situationen gelassener zu begegnen – und diese „täglichen Übungen“ dienen sozusagen als Vehikel dahin.
Geduld und mentale Stärke sind da meist gute Partner im Umgang – für alle Beteiligten.
Wenn Sie noch weitere Fragen haben, können Sie mich natürlich auch jederzeit gern anrufen: 033203 389731.
Herzlichste Grüße – Deborah van den Boogaard (www.familienhalt.de)
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