Chefarzt Dr. Mike Lehsnau: Vorsorge rettet Leben!
Die Havelland Kliniken in Nauen haben in den vergangenen Jahren viel dafür getan, um eine medizinische Versorgung ihrer Patienten auf besonders hohem Niveau zu ermöglichen. Nachdem an dieser Stelle bereits die Tagesklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik vorgestellt und Bernd Ruschen als Chefarzt für die Allgemein- und Viszeralchirurgie befragt wurde, geht es im dritten Teil unserer informativen Serie um die Urologie.
Dr. Mike Lehsnau (46) leitet die Klinik für Urologie. Der Berliner hat sein Studium der Medizin 1993 in der Berliner Humboldt-Universität abgeschlossen und seinen Facharzt für Urologie im Berliner St. Hedwig Krankenhaus gemacht. Von 1999 bis 2003 wirkte er als Oberarzt in Nauen, wechselte dann an das Unfallkrankenhaus Berlin-Marzahn, um am 1. April 2008 als Chefarzt nach Nauen zurückzukehren.
Vor Ort steht er der urologischen Klinik mit 20 Betten vor. Die Ausstattung in der Klinik ist den Einsatzgebieten angepasst – es gibt etwa einen Laser zur Steintherapie, einen Röntgenarbeitsplatz, ein Gerät zur Zertrümmerung von Harnsteinen und einen Zystoskopierraum. Das Team kümmert sich um die Krebsbehandlung, um Prostata-Leiden aller Art, um die Uro-Gynäkologie, um die Neuro-Urologie, um die plastische Chirurgie und auch um die Andrologie – die Behandlung von Erektions- und Fertilitätsstörungen.
Dr. Mike Lehsnau leitet außerdem das zertifizierte Prostatazentrum in der Klinik und steht auch dem zertifizierten Kontinenz- und Beckenbodenzentrum der Havelland Kliniken vor.
Das sind viele Fachbegriffe, Einsatzbereiche und Kompetenzen. Um einen Einblick vom Alltagsgeschehen in der Urologie geben zu können, fragen wir nach: Was sind denn die häufigsten Fälle, die in der Klinik für Urologie behandelt werden?
Dr. Mike Lehsnau: „Wir haben es vor allem mit Harnsteinen zu tun – und mit Tumoren. Etwa 50 Prozent der Patienten kommen mit Tumoren zu uns. Das betrifft bereits Jugendliche und junge Männer.
Hier ist der Hodenkrebs besonders häufig anzutreffen. Mit höherem Alter kommt dann vor allem der Prostatakrebs hinzu. Es gibt aber auch Fälle mit Blasen- oder Nierentumoren. Generell kann man sagen, dass die Tumorfälle stetig häufiger werden. Ob das aber an unserer Ernährung, an Umweltfaktoren oder einfach nur an einer besseren medizinischen Diagnostik und Vorsorge liegt, wird in der Medizin diskutiert.“
Prostatakrebs: Eine regelmäßige Vorsorge rettet Leben
Der Prostatakrebs gilt als ein Krebs, der inzwischen gut therapierbar ist, wenn man ihn nur früh genug erkennt. Dann ist es möglich, den Tumor zu operieren, ihn medikamentös (etwa mit Hormonen) zu behandeln oder ihn zu bestrahlen.
Allerdings gibt es leider ein „Problem“ mit dem Prostatakrebs. Chefarzt Dr. Mike Lehsnau: „Bis ein Prostatakarzinom echte Beschwerden hervorruft wie etwa ein deutlich spürbares Brennen beim Wasserlassen oder Blut im Urin, ist es oft schon zu spät und es gibt bereits häufig Metastasen. Aus diesem Grund sind bei Männern die Vorsorgeuntersuchungen ab 45 Jahren so wichtig: Wird hierbei ein Tumor entdeckt, der noch klein genug ist, so gibt es sehr gute Behandlungsmethoden. Patienten mit solch einer Diagnostik können auch 20 oder 25 Jahre später noch am Leben sein.“
Aus diesem Grund ist es wichtig und mitunter lebensrettend, die Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen – beim Urologen des eigenen Vertrauens. Der kann die Prostata manuell mit dem Finger abtasten, um Gewebewucherungen festzustellen. Bei Verdachtsmomenten lässt sich eine ergänzende Ultraschalluntersuchung durchführen. Bei der PSA-Untersuchung wird außerdem noch ein Test mit einem Prostata-spezifischen Antigen durchgeführt. Weist er als Ergebnis einen Wert über 4 aus, kann das bereits ein Hinweis auf einen Tumor sein.
Dr. Lehnsnau: „In diesem Fall wird eine Prostatabiopsie durchgeführt, meist direkt beim Urologen vor Ort. Dabei werden mehrere kleine Gewebeproben entnommen. Der Pathologe, der die Proben untersucht, kann sehr schnell feststellen, ob ein Karzinomgewebe vorliegt oder nicht.“
Liegt ein Befund vor, so können Dr. Lehsnau und sein Team helfen. Und das auf eine ganz besondere Art und Weise. Hier sorgt das zertifizierte Prostatazentrum in der Klinik Nauen für eine deutliche Verbesserung der Versorgungsqualität der Patienten.
Bei regelmäßig stattfindenden “Tumorkonferenzen“ stellen die Urologen ihre Patienten vor. Vor Ort gibt es nun gleich mehrere Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen, die sich den Befund anhören und sich anschließend gemeinsam über den Fall austauschen und beraten. Der Kompetenzgewinn ist enorm. Auf einmal entscheidet nicht mehr ein einzelner Arzt über den weiteren Therapieweg, sondern ein ganzes Team. Strahlentherapeuten, Nuklearmediziner, Internisten, Psychoonkologen, Pathologen, Onkologen und Pallativmediziner beraten sich und sprechen am Ende eine Behandlungsempfehlung aus, die vom Patienten auch meist wahrgenommen wird.
Weg mit der Prostata!
Wenn die Prostata „verkrebst“ ist und eine Operation angesetzt ist, dann wird die Drüse immer vollständig entfernt – endoskopisch, also minimalinvasiv. Gemeinsam mit der Prostata verliert der Patient immer auch die Samenblasen, da sie direkt an der Prostata hängen.
Das bedeutet zwangsläufig – und genau das wissen die meisten Patienten vor dem aufklärenden Gespräch gar nicht -, dass die Patienten nach der Operation unfruchtbar sind und keine Kinder mehr zeugen können.
Und wie sieht es mit der oft beschworenen Impotenz nach einer Prostataoperation aus? Dr. Mike Lehsnau: „Wir operieren zu einem sehr hohen Prozentsatz gefäß- und nervenerhaltend. Der Nerv, der für die Steuerung der Blutzufuhr zuständig ist, verläuft leider direkt entlang der Prostata und ist mitunter je nach Tumorverlauf nicht immer leicht freizupräparieren. Wir versuchen es trotzdem, weil ein weiterer Nebeneffekt der Nervbeschädigung ist, dass die Patienten an Inkontinenz leiden könnten.“
Ganz wichtig: Gefährdet ist nur der Nerv für die Blutzufuhr. Selbst wenn er durchtrennt wird, bleibt trotzdem noch Gefühl im besten Stück des Mannes. Nur um die Erektion kann es geschehen sein. Aber auch hier gibt es Mittel und Wege, die in der Klinik für Urologie natürlich gleich vorgestellt werden, die für Abhilfe sorgen.
Dr. Mike Lehsnau: „Was mich verblüfft, ist die Tatsache, dass wir hier im Havelland noch immer so viele weit fortgeschrittene Tumorstadien zu sehen bekommen. In Berlin treten solche Fälle kaum noch auf. Das weist doch darauf hin, dass die Männer in Berlin deutlich häufiger zur Vorsorge gehen als ihre Geschlechtsgenossen hier auf dem Land. Da besteht noch deutlicher Aufklärungsbedarf.“
Bis es so weit ist, rüstet die Klinik für Urologie weiter auf. Vor 2,5 Jahren wurde ein laparoskopischer Kameraführungsroboter angeschafft. Jetzt muss nicht mehr der schnell ermüdende Assistent die Kamera halten, die zeigt, was gerade im Bauchraum passiert. Stattdessen macht das der Roboter, den der operierende Arzt ganz simpel mit Kopfbewegungen anleiten und steuern kann.
Noch ganz „frisch“ ist der Multifunktionslaser, der 100.000 Euro gekostet hat, und nun dem Team zur Verfügung steht. Er steht den Ärzten vor allem im feinchirurgischen Einsatz zur Seite und kann Gewebe auf einen Millimeter genau thermisch zerstören.
Kontakt: Klinik für Urologie in der Klinik Nauen, Ketziner Straße 21, 14641 Nauen, Tel.: 03321-42-1260, www.havelland-kliniken.de
Fotos: Carsten Scheibe
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