Familienhalt: September 2012
Liebe Frau van den Boogaard, seit wir ins Havelland gezogen sind, lese ich immer wieder gern Ihre Kolumne, daher wende ich mich nun auch mit meinem Anliegen an Sie: Ich habe einen ganz wundervollen 1,5 Jahre alten Sohn. Und meine Rolle als Mutter macht mir wirklich Spaß. Was mir jedoch gern mal die Laune verdirbt, ist das von meiner Mutter und von Freundinnen wiederholte „Kekse, Brezel und ich weiß‘ nicht was alles in den Mund Gestecke“ bei meinem Sohn.
Kaum sind wir drei Minuten an der frischen Luft, werden Löffelbiskuits und Salzstangen ausgepackt und Linus in den Mund gesteckt. „Damit er was zu kauen hat“ oder „an der frischen Luft bekommt man doch Appetit“. Ich kann es nicht mehr hören und halte es für ausgemachten Quatsch. Aber egal, was ich sage, die Reaktion ist grundlegend so: „Das schadet doch nicht“, „Das habe ich doch auch bei dir so gemacht“, „Ach, ein bisschen Süßes wollen die Kleinen auch haben“ oder am besten „Das ist dein erstes Kind – wirst schon sehen, dass es nicht schadet – bevor er noch anfängt zu quengeln, soll er doch lieber was zu lutschen und zu beißen haben“.
Egal wo ich nachfrage oder was ich so im Internet lese, es scheint beides zu stimmen: es ist OK, die Kinder daueressen zu lassen – oder: bloß‘ nicht, die Kinder werden dick. Da ich nun doch etwas verunsichert bin, wende ich mich an Sie. Es grüßt Sie herzlich – B. K.
Liebe Frau K.,
vielen Dank für Ihr Schreiben. Es freut mich sehr, dass Sie Freude an und mit Ihrem Sohn haben und sich in der Mutterrolle wohl fühlen.
Zu Ihrem Anliegen: Eine gelungene Kombination aus Herz und Verstand ist meist ein guter und verlässlicher Ratgeber. Daher: lassen Sie sich nicht zu sehr verunsichern. Sie sehen als aufmerksame Mutter meist am besten, was Ihr Kind benötigt.
Allgemein rate ich persönlich davon ab, die Kinder zum Daueressen anzuregen. Sehr schnell kann dadurch eine Konditionierung erfolgen, die sich später schwer rückgängig machen lässt: Buggy-fahren und Leckereien knabbern. Später ist es dann eventuell: Autofahren und Knabbern, Fernsehen und Knabbern usw.
Stehen längere Spaziergänge oder Spielplatzbesuche an, kann man wunderbar vorher noch etwas gemeinsam am Tisch essen. Dann reichen Getränke sowie eventuell noch etwas Obst für den Ausflug aus.
Zwei Dinge sind mir in diesem Zusammenhang noch wichtig zu erwähnen: die Fettzellen werden in den ersten Jahren sozusagen „kodiert“. Zuviel Zucker und Fett führen in späteren Jahren zu einem größeren „Verlangen“ nach diesen Stoffen, was meist ein Übergewicht zur Folge hat (auch wenn dies im Kindesalter – aufgrund von ausreichender Bewegung o.ä. – nicht auftritt).
Nicht nur unsere Kinder entwickeln sich rasant, auch die Wissenschaft schreitet unaufhörlich mit großen Schritten voran. Was vor 20 Jahren als Empfehlung ausgesprochen wurde, kann heute schon überholt oder widerlegt sein. Und der Wahrheitsgehalt von Informationen im Internet ist alles andere als verlässlich und sollte generell kritisch hinterfragt werden.
Wir mir scheint, machen Sie das vollkommen richtig mit Ihrer Maus. Und unterschiedliche Meinungen können schließlich auch befruchten, regen zum Nachdenken und Hinterfragen an und können letztlich auch zur Bestätigung des eigenen Tuns führen.
Sollten Sie noch Rückfragen haben oder einen persönlichen Termin wünschen, können Sie mich natürlich auch jederzeit gern anrufen: 033203 – 389731. Ihre Deborah van den Boogaard (www.familienhalt.de)
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