Ponyranch Falkensee am Ende?
Wer öfters die Kölner Straße entlangfährt und dabei die breite Wiese direkt am Graben schneidet, hat in den letzten Monaten dabei zusehen können, wie ein Projekt wächst. Der Garten- und Landschaftsbauer Robert Kempe hat hier zusammen mit seinem Ehemann Sven im März 2008 die „Ponyranch Falkensee“ (www.ponyreiten-falkensee.de) ins Leben gerufen.
Anfangs weideten nur die Pferde Aragorn und Sternchen auf der Wiese. Inzwischen ist ein halber Zoo auf der hübsch eingezäunten Wiese zu Hause. Da finden sich acht Ponys und diverse vietnamesische Hängebauchschweine, Ziegen und Kamerunschafe. Zwei der Tiere wurden vor dem Schlachthof gerettet und erhalten nun auf der Ponyranch ihr Gnadenbrot.
Viel hat sich in den letzten Monaten auf der Wiese entlang der Solinger Straße getan. Ein Schild weist bereits an der Ecke zur Kölner auf die Ponyranch hin. Hier gibt es nun einen großen Unterstand für die Pferde, einen bemalten Bauwagen, einen Container für Abfälle und eine Chemietoilette. Sogar ein Kinderspielplatz ist vorhanden.
Hier steckt also Leben im Projekt. Kitas schauen mit ihren Kindern vorbei, mehrere Mädchen kümmern sich ehrenamtlich um die Tiere und lernen Verantwortung. Mit seinen Ponys ist Robert Kempe überall gern gesehener Gast, so etwa beim Kartoffelfest im Hofladen Falkensee oder bei der Angerweihnacht. Seit 2008 sind die Ponys zu 250 Terminen in der Stadt ausgerückt.
Nun steht aber Ärger ins Haus. Die Stadt Falkensee als Verpächter hat einen „blauen Brief“ geschrieben und um dringende Aufklärung gebeten, was auf dem Pachtgelände passiert sei. Denn: Im schriftlichen Pachtvertrag über die sieben Hektar große Grünfläche sei nur von zwei bis vier Ponys die Rede gewesen, die zu Beweidungszwecken auf der Grünfläche verbleiben dürfen.
Bei einem von den Kempes einberufenen Lokaltermin auf der Ponyranch ging es hitzig zur Sache zwischen den Befürwortern der Ponyranch und Bürgermeister Heiko Müller, der sich allein der Diskussion stellte und sich wunderte, warum mit Presse zum Lokaltermin geladen wurde, obwohl es noch nicht einmal eine interne Diskussion der Vertragspartner über den Pachtvertrag gebeben hätte.
Zugegeben: Ein unglücklicher Schachzug, denn die Stadt hat ihre Verbindlichkeiten eingehalten.
Woher das plötzliche Interesse der Stadt an der Ponyranch kommt, wird schnell klar. Bürgermeister Müller: „Wenn nur einer sich beschwert, müssen wir der Sache als Stadt und als Verpächter nachgehen und prüfen, ob alles seine Richtigkeit hat. Dazu sind wir verpflichtet. Das große Problem bei der Ponyranch ist, dass der Pachtvertrag gleich in mehrfacher Hinsicht nicht eingehalten wurde. Da es sich bei dem Gelände um ein ausgewiesenes Biotop handelt, das bei einer Nutzung strenge Auflagen auch durch die untere Naturschutzbehörde und das Planungsamt mit sich bringt, bleibt hier nur wenig Diskussionsspielraum. Hinzu kommt, dass die Ansiedlung von so vielen Tieren in direkter Nachbarschaft der Anwohner als große Störung empfunden werden kann.“
Das Problem: Die Kempes haben voller Enthusiasmus und mit viel Eigeninitiative ihre Ponyranch immer weiter ausgebaut. Die Pony-Freunde haben den Müll aus der Wiese gefischt, den Rasen an der Sandstraße gemäht und weiträumig für Ordnung gesorgt. Nur: Die Änderungen haben sie sich nie beim Verpächter genehmigen lassen. Der hätte gleich sagen können, dass das Aufstellen eines Bauwagens in einem Biotop auf gar keinen Fall erlaubt werden kann.
Nachdem beim Lokaltermin am Ende doch noch konstruktiv diskutiert wurde, geht Robert Kempe nun den vorgeschriebenen Weg und erklärt sich schriftlich gegenüber der Stadt. Er sagt: „Wir kämpfen um unseren Standort.“ Ob die Ponyranch nun in Teilen bleiben darf oder ein neuer Standort gefunden werden muss, werden die kommenden Wochen weisen.
Foto: Carsten Scheibe
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