Kinokritik: Der Hobbit, Jack Reacher, Schiffbruch mit Tiger, Django Unchained
Alle paar Tage kommt ein neuer Film ins Kino: Doch welcher Streifen taugt etwas und welchen Film sollte man lieber bewusst verpassen. Die Kinofreunde von FALKENSEE.aktuell lassen keine Gelegenheit verstreichen, um sich selbst ein Urteil zu bilden. Im Februar waren die Jungs gleich vier Mal im Kino, um die wichtigsten Streifen zu sehen. Hier lesen Sie unsere neuesten Kinorezensionen.
Der Hobbit
Vor Peter Jackson beugen die meisten Tolkien-Fans die Knie. Der Neuseeländer hat es geschafft, den „Herrn der Ringe“ in große Bilder zu fassen und ihn als cineastisches Epos ins Kino zu bringen. Ich gehöre zu diesen Fans – und habe die Extended Version der Trilogie wohl schon ein Dutzend Mal gesehen.
Nach viel zu langer Pause geht es jetzt endlich weiter. Jackson verfilmt nun auch das 1937 von J.R.R. Tolkien geschriebene Kinderbuch „Der Hobbit“ . Es ist von der Erzählzeit her vor dem Ring angesiedelt und berichtet, wie der Hobbit Bilbo zusammen mit dem Zauberer Gandalf und 13 Zwergen eine lange Reise antritt, um dem Drachen Smaug seinen Goldschatz zu stehlen. Unterwegs erhält Bilbo nicht nur sein Schwert Stich, sondern trifft auch auf das wunderliche Wesen Gollum und nimmt ihm seinen magischen Ring ab.
Jackson wagt den Streich und macht aus dem dünnen Kinderbuch „Der Hobbit“ wieder einen opulenten Dreiteiler. Allein der frisch im Kino veröffentlichte erste Teil „Eine unerwartete Reise“ ist zwei Stunden und 49 Minuten lang. Aber alle Kritik, die mit den Sätzen „Da wird ein dünnes Werk aber mächtig aufgebläht“ und „Da will einer noch mal richtig Kohle an der Kinokasse machen“ eingeläutet wird, prallt an den Jackson-Fans ab. Die sind froh, noch einmal ein paar Stunden in der bunten und epischen Tolkien-Welt verbringen zu dürfen.
Jackson gelingt es ohne Probleme, im ersten Teil der Trilogie nicht für eine Sekunde Langeweile aufkommen zu lassen. Es gibt lustige Szenen beim Kennenlernen der Zwerge mit Bilbo, die klassische Geschichte mit den riesigen Trollen, die Bilbo über dem Feuer grillen wollen, eine tragisch-traurige Sequenz mit Gollum und eine sehr aufregende und actionreiche Flucht durch das unterirdische Reich der Orks.
Zu bemängeln ist nur eins: Der Film weiß nie so recht, ob er ein amüsanter Kinderfilm oder ein harter Tolkien-Stoff für Erwachsene sein möchte. Da liefern sich die Helden lustige Wortgefechte mit den Orks – und am Ende schlitzen sich dann doch alle gegenseitig die Bäuche auf. Auch entkommen unsere Helden aus Situationen, die nie und nimmer zu überleben wären.
Jackson dreht die drei Hobbit-Filme in 3D und mit dem neuen 48-fps-Format, das doppelt so viele Bilder zeigt wie üblich. Das Ergebnis sind ungewöhlich klare und detailreiche Bilder, die dank 3D überaus plastisch wirken. (CS)
Jack Reacher
Seit vielen Jahren legt der amerikanische Autor Lee Child seine Thrillerromane um den ehemaligen Militärpolizei-Ermittler Jack Reacher vor. Das sind knallharte Bücher um einen riesigen, spröden, brutalen und hochintelligenten Kerl, der sein ganzes Leben in den US-Militärbasen auf der ganzen Welt verbracht hat – an Orten, an denen jeder Verdächtige immer auch gleich ein von Uncle Sam ausgebildeter Killer ist. Nun, wo er aus der Armee ausgestiegen ist, trampt Reacher nur mit Bargeld und Zahnbürste in der Tasche durch Amerika – um das Land kennenzulernen, das er bislang nie gesehen hat. In den Büchern gerät Reacher immer wieder unfreiwillig in Situationen und Kriminalfälle hinein, die er dann konsequent und nicht immer gesetzestreu löst – dafür aber stets im Sinn der Gerechtigkeit.
Ich habe bislang alle Reacher-Romane mit Begeisterung gelesen. Umso größer mein Schock, als ich gehört habe, dass ausgerechnet der doch recht kleine und schmächtige Tom Cruise den Reacher im Kino spielen soll. Den habe ich mir eher als einen schweigsamen Viggo Mortensen (der Aragorn aus Herrn der Ringe) mit kurzen Haaren vorgestellt.
Der Film „Jack Reacher“ setzt das Buch „Sniper“ für das Kino um. Regisseur Christopher McQuarrie hält sich sehr eng an das Buch: Ein Sniper schießt in Pittsburgh scheinbar wahllos aus weiter Ferne auf fünf Menschen. Alle Spuren weisen sofort zu einem Scharfschützen der Armee. Der sagt nichts, sondern schreibt nur einen Satz auf ein Stück Papier: „Holt Jack Reacher.“ Der würde den Mann nur allzu gern für immer hinter Gittern sehen. Nur: Die Spuren sind ihm eine Spur ZU eindeutig. Im Auftrag der hübschen Anwältin Helen Rodin übernimmt Reacher die Ermittlungen.
Der überlange Film (130 Minuten Lauflänge) überrascht. Das liegt vor allem an Tom Cruise. Er gibt den harten Reacher auf sehr überzeugende Weise. Ein wirklich krasser Humor, sehr harte und in dieser Art nie gesehene Action-Szenen und immer wieder unerwartete Wendungen in der Geschichte oder in Reachers Handlungen machen den Film zu einem der besten und intelligentesten Action-Filmen, die in den letzten Jahren erschienen sind. Ein paar von Reachers/Cruises Sprüchen werden bestimmt in die Filmgeschichte der Actionfreunde eingehen. Da der Film auch die Kinokassen zum Klingeln gebracht hat, werden sicherlich weitere Reacher-Filme folgen. (CS)
Schiffbruch mit Tiger
„Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“ zählt zu den ganz großen Überraschungen im Kino. Der Regisseur Ang Lee hat den gleichnamigen Roman von Yann Martel verfilmt – mit großen Emotionen, viel Humor und mit wunderschönen 3D-Effekten, wie man sie im Kino noch nicht gesehen hat. Auch wenn der Film sogar ohne 3D funktioniert, so bringen die einzigartigen Effekte doch selbst verwöhnte Kinogänger zum Staunen.
Worum geht es? Der indische Junge Piscine Molitor Patel alias Pi wächst als Sohn eines Zoodirektors auf. Er ist religiös außerordentlich interessiert und sucht sich die besten Seiten aus dem Hinduismus, dem Christentum und dem Islam heraus.
Sein Glauben wird auf eine harte Probe gestellt, als die Familie nach Kanada auswandern möchte. Das Schiff sinkt in einem gewaltigen Sturm. Pi kann sich in ein Rettungsboot ziehen – zusammen mit einem Orang Utan, einem Zebra, einer Hyäne und einem ausgewachsenen Tiger. Am Ende überleben nur Pi und der Tiger. Wie sie allerdings alle Gefahren meistern, das ist ganz großes Kino.
Ang Less ist ein Chamäleon unter den Regisseuren. Er hat bereits so unterschiedliche Filme wie „Tiger And Dragon“, „Brokeback Mountain“ oder den „Hulk“ gedreht. Sein „Life of Pi“ inszeniert er unaufgeregt, voller Selbsthumor, mit viel Weisheit und unglaublich schönen Bildern. Allein die Szene, in der das Boot in der Nacht in einen Schwarm leuchtender Quallen hineinfährt, durch die langsam ein Wal aufsteigt, ist es wert, ins Kino zu gehen.
Der gerettete und schon älter gewordene Pi erzählt seine Geschichte im Film einem Buchautor, der die Story gern erfahren und aufschreiben möchte. Dass Pi mit der Stimme von Ilja Richter spricht, dürfte nur die älteren Kinofreunde verwirren; die Stimme passt aber auch sehr gut.
Viele Kinogänger haben „Life of Pi“ als Humbug und Schmarren abgetan. Das ist eine Meinung. Für mich ist „Life of Pi“ mal ganz etwas anderes, ein fantasievoller und ungewöhnlicher Film mit vielen Ebenen, mit denen man sich immer wieder beschäftigen kann. Das Religiöse, das Zusammenleben mit dem Tiger und überhaupt die Frage, ob die Erzählung nicht vielleicht brutal geschönt erzählt wird, um den unmenschlichen Trip über den Ozean erträglicher zu machen: Damit kann sich der Kinogänger lange beschäftigen. Mich erinnert der Film an große Werke wie „Die fabelhafte Welt der Amelie“ oder „Big Fish“. Fazit: Ein aufregender 3D-Film für die ganze Familie. (CS)
Django Unchained
Quentin Tarantino macht es schon wieder: Er legt mit „Django Unchained“ einen Film vor, der die Gemüter spalten wird. Für die einen ist das ein übertrieben gewalttätiger und unnötig provokanter Western-Neuaufguß, für die anderen ein genialistisches Meisterwerk, das schon bald als einer der wichtigsten Filme über die Sklavenzeit in Amerika gehandelt werden wird.
Tarantino hat sich mit Filmen wie „Pulp Fiction“, „Kill Bill“ und „Inglourious Basterds“ einen Namen als Drehbuchautor und Regisseur gemacht. Immer mehr Kinofreunde sehen in Tarantino einen der besten, kreativsten und unterhaltsamsten Macher im modernen Kino. „Django Unchained“ wird diesen Ruf nur noch bestärken, für mich ist er mit Abstand Tarantinos Meisterwerk.
Der schwarze Sklave Django (Jamie Foxx) wird vom deutschen Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz) befreit. Er soll ihm dabei helfen, die Brittle Brothers zu schnappen – im Tausch gegen seine Freiheit. Die beiden ungewöhnlichen Partner ergänzen sich sehr gut. Sie legen den Spruch „Tot oder lebendig“ stets so aus, dass sich eine Leiche doch viel besser transportieren lässt. Am Ende hilft Dr. Schultz Django sogar dabei, seine Frau aufzuspüren, die auf der Farm des menschenverachtenden Calvin Candie (Leonardo diCaprio) als Sklavin gehalten wird. Mit einem Husarenstück soll Broomhilda (Kerry Washington) befreit werden. Aber der schwarze Hausdiener (Samuel L. Jackson) schöpft Verdacht.
Tarantino lässt es in 165 Minuten richtig krachen. Das ist nix für schwache Nerven! Aber zugleich so genial! Für abgebrühte Höllenhunde bietet Tarantino derbe Scherze, geniale Dialoge und eine schmutzige Abrechnung mit der Sklaverei. Nimmt man die coolen Sprüche und die Ballereien aus dem Film heraus, bleibt dennoch ein Werk, das Amerikas dunkle Geschichte auf Jahre hinaus ins Rampenlicht befördert. Und Christoph Waltz sollte, nein, MUSS seinen zweiten Oscar kriegen – eigentlich sogar für die Hauptrolle und nicht für die Nebenrolle. Tarantino verdient für das ungewöhnliche Drehbuch ebenfalls einen Oscar.
Dass dieser Film, in dem das Blut meterweit spritzt und auch die verbale Gewalt immer wieder eskaliert, aber eine Freigabe ab 16 Jahren bekommen hat, verwundert. (CS)
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