Scheibes Glosse: Was mich ärgert, ärgert, ärgert
Irgendwie schlägt mir der Winter ganz schön aufs Gemüt. Es ist kalt wie im Herzen einer wütenden Ex-Freundin und dunkel wie am Grund des Angerteiches. Außerdem haben mir die Versicherungen und das Finanzamt die Konten bereits in der ersten Januarwoche so leer geräumt, als müssten sie den neuen Flughafen allein mit meinen Geldern finanzieren. Kein Wunder, dass der nicht fertig wird.
Ich habe aber trotzdem schlechte Laune. Und wenn ich mich so umschaue in meinem Alltag, dann wird das nicht besser. Was ich überhaupt nicht verstehe, ist die zunehmende Lust der Menschen, ihren Sperrmüll im Wald zu entsorgen. Beim Spaziergang mit dem Hund treffe ich am Wegesrand nicht auf Fuchs und Hase, die sich hier „Gute Nacht“ sagen, sondern auf Muttis gute Schrankwand aus Spanholzplatte und Eichenfurnier. Hinzu kommen alte Fernseher, blaue Müllsäcke, rostige Fahrräder und Eimer mit Bauschutt und alter Farbe. Immerhin sind die Havelländer noch sozial genug, dass sie nicht den Großvater in seinem Fernsehsessel mitten im Wald abstellen. Oder der findet eben doch immer wieder nach Hause. Bei mir hat sich die Wald-Lösung noch nie angeboten. Müll kommt bei mir in die Mülltonne, wird zum Wertstoffhof gefahren oder einfach vor die Tür gestellt. Alte Computer, alte Stühle, altes Zeug eben: Bei uns in der Straße wird alles weggeholt, was nachts nicht noch schnell in die Garage gerettet wird.
Was mir auch schwer auf den Keks geht: Die megakurzen Einkaufsbänder bei LIDL, ALDI, NORMA & Co. Vor der Kasse sind die Förderbänder lang genug, dass ich eine Revival-Show von „Am laufenden Band“ mit einem x-beliebigen Rudi-Carrell-Nachfolger drehen könnte. Und nach der Kasse gibt es nur noch eine winzige Einpackzone, die gerade einmal breit genug ist, um eine Packung Flachmänner aufzunehmen. Dahinter droht gleich der Abgrund.
Das Konzept ist klar: Die Verkäuferin zieht die Waren mit der Geschwindigkeit eines Amok laufenden Wackeldackels durch den Scanner und nötigt den Kunden auf diese Weise, den Einkauf erst einmal rüde in den Wagen zu schmeißen, auf dass er dann an anderer Stelle im Laden in die Einkaufstüten sortiert wird. So soll der Einkauf schneller abgewickelt werden.
Vielleicht optimiert das den Verkauf im Laden ja wirklich um 0,000243 Prozent. Die Methode verursacht aber beim Kunden nur eins – Herz-zerfressenden und absolut ungesunden Stress. Der Einkauf wird sofort hektisch, der Unbehaglichkeitsfaktor steigt, wer kann denn so etwas wollen?
Ich kontere – und sammle so lange Leerflaschen, bis ich bei einem Einkauf mehr Geld zurückbekomme, als ich zahlen muss. Dann muss nämlich immer erst der Filialleiter mit dem Schlüssel gerufen werden, damit er die Kasse für das Ausbezahlen aufschliessen kann. Das ist die Rache des kleinen Mannes.
Außerdem habe ich beim Warten auf den Schlüsselchef endlich einmal alle Zeit der Welt, um meinen Einkauf noch an der Kasse in meinen mitgebrachten Kisten, Körben und Tüten zu verstauen. Und schon hebt sich meine Laune wieder. (Carsten Scheibe)
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