Dr. Vanessa Stüsser: Influenza in Falkensee
Der Krankheitsverlauf ist ungewohnt: Plötzlich ist das Fieber da und geht auch nicht mehr weg. Man fühlt sich abgeschlagen, kaputt, wie zu Tode erschöpft. Gliederschmerzen suchen den Kranken heim, jede Bewegung erinnert an einen massiven Muskelkater. Und dann kommt da auch noch dieser Schüttelfrost: Es ist kalt und nur unter ganz vielen Decken wird es besser. Es gibt oft genug keinen Husten, höchstens einen Reizhusten, die Lunge ist frei.
Die Nase läuft nicht. Diese Symptome entsprechen der echten Grippe, der Influenza. Das, was die Menschen sonst mit Halsschmerzen, Husten und Schniefnase heimsucht, ist nur ein einfacher grippaler Infekt. Eine Mücke im Vergleich zu einem Elefanten.
Dr. Vanessa Stüsser, praktizierende Allgemeinärztin aus Falkensee: „Wir erleben zurzeit einen ungewöhnlich heftigen Influenza-Ausbruch in Falkensee. Unsere Praxis ist voll mit Patienten, die wir positiv getestet haben.“
In der Tat sitzen in der Praxis, die seit Anfang des Jahres auch Lehrpraxis der Berliner Charité ist, viele Junge und Alte mit einem Mundschutz und warten auf eine Behandlung. Da die echte Grippe ganz besonders ansteckend ist, müssen die Patienten ihren Mundschutz auch außerhalb der Praxis tragen. Eine über einen Nasenabstrich und einen Bluttest nachgewiesene Infektion muss außerdem dem Gesundheitsamt gemeldet werden, damit die Behörde statistische Auswertungen betreiben kann.
Dr. Stüsser: „Wir hatten jetzt nur bei uns in der Praxis 32 echte Influenza-Fälle in nur drei Wochen, darunter auch drei Fälle mit der gefürchteten H1N1-Schweinegrippe. Das sind ungewöhnlich viele Infektionen für Falkensee. Die Dunkelziffer wird noch entschieden höher sein, da viele Kranke nicht zum Arzt gehen, weil sie der Meinung sind, dass ihre Krankheit schon von allein wieder verschwindet.“
Wer die echte Influenza einmal mitgemacht hat, möchte diese Erfahrung kein zweites Mal machen. Dabei gibt es ein Mittel gegen die Grippe – eine Impfung. Dr. Stüsser: „Das renommierte Robert-Koch-Institut in Berlin beobachtet ständig die Ausbreitung der verschiedenen Grippe-Stämme und stellt in jedem Jahr eine genau abgestimmte Impfung zusammen. Ein solcher Impfschutz hält genau ein halbes Jahr. Wir empfehlen eine Impfung deswegen ab Oktober und nicht vorher, damit der Impfschutz auch wirklich den ganzen Winter über Wirkung zeigt. Die Impfung zahlt die Kasse. Wir haben vor dem Winter bei uns in der Praxis 300 bis 400 Impfungen durchgeführt. Dank der vielen Influenza-Fälle in diesem Winter wird die Zahl im kommenden Herbst sicherlich explodieren.“
Im Volksmund hat sich die Meinung breitgemacht, dass sich nur Alte impfen lassen sollen – und Lehrer und Krankenschwestern oder eben Menschen mit sehr viel Publikumskontakten.
Dr. Stüsser: „Das ist Quatsch. Jeder kann und sollte sich impfen lassen. Mit der Grippe ist nicht zu spaßen. Früher mag es bei einer Impfung Komplikationen gegeben haben, als es noch eine Impfung mit Lebendviren gegeben hat. Inzwischen gibt es nur noch eine Impfung mit totem Material. Unsere Patienten haben das super vertragen.“
Das Problem: Bricht die Grippe erst einmal aus, hilft bei einigen Krankennur noch das antivirale Mittel Tamiflu. Das wird fünf Tage lang morgens und abends eingenommen. Das sollte ausreichen, um dem Virus den Garaus zu machen. Dr. Stüsser: „Tamiflu sind aber keine Smarties. Jeder Impfpiekser ist der Gabe von Tamiflu immer vorzuziehen. Das Mittel hat Nebenwirkungen, es macht müde und schwach, geht auf den Kreislauf und kann im Magen-Darmtrakt für Irritationen sorgen. Aber es hilft. Übrigens auch dann, wenn die Grippe den Patienten bereits ein, zwei Wochen im Griff hat. Dann hat es das Medikament nur schwerer, weil die Virenlast im Körper bereits stark angestiegen ist.“
So oder so: Im Gegensatz zum grippalen Infekt ist die echte Grippe keine Krankheit, die drei Tage kommt, drei Tage bleibt und drei Tage geht. Dr. Stüsser: „Ohne das Tamiflu wären einige Patienten aus eigener Kraft nicht wieder auf die Beine gekommen. Im extremen Fall kann die Grippe auch heute noch tödlich enden. Aus diesem Grund empfehlen wir sehr: Gehen Sie im Herbst zur Impfung. Für kleine Kinder gibt es übrigens eine Nasensprayimpfung.“
Kontakt: Praxis Dr. Stüsser, Fehrbelliner Str. 28, 14612 Falkensee, Tel.: 03322-4292031, http://praxis-dr-stuesser.de
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