Ingo Kopmann, Tierpräparator aus Brieselang: Hollywood ruft…
In Brieselang steht ein Einfamilienhaus mit einer großen Garage. Ein Irischer Wolfshund schnüffelt freundlich an jedem Besucher, reicht ihnen oft bis an die Rippen und lehnt sich dann mit guten 80 Kilos an, sodass er besser gekrault werden kann. Wer an diesem liebebedürftigen „Wachhund“ vorbekommt, landet in der Arbeitsgarage von Ingo Kopmann (54).
Hier bollert eine transportable Gasheizung, am Eingang steht ein Arbeitstisch mit einem fast fertig ausgestopftem Gepard – und es fällt schwer, einen freien Gang zu finden, der durch das Chaos führt. Überall stapeln sich Töpfe, Tuben, Werkzeuge, Holzwolle, Tierfelle, Schädel und tausend undefinierbare Dinge mehr.
In dem Chaos strahlt Ingo Kopmann wie ein kleiner Junge, der gerade seinen ersten Chemiebaukasten geschenkt bekommen hat. Klarer Fall: Da steht jemand, der richtig, richtig viel Spaß an seinem Beruf hat. Das Kuriose: Ingo Kopmann ist Tierpräparator: „Seit ich zehn Jahre alt bin, präpariere ich Tiere. Ich mache das jetzt also schon seit 44 Jahren.“
Noch immer kommen Kinder, Familien und alte Menschen bei ihm vorbei, denen ihr liebstes Haustier gestorben ist. Hier ist der Wunsch groß, das Tier nicht zu begraben, sondern es ausgestopft in die Wohnung zu stellen. Kopmann: „Meerschweinchen, Wellensittiche, Hamster und sogar Vogelspinnen: Wir präparieren alles. Wichtig ist nur, dass die verstorbenen Tiere möglichst schnell auf Eis gelegt oder eingefroren werden. Bei einem Hamster reichen bereits drei Stunden nach dem Tod aus – und eine Präparation ist nicht mehr möglich.“
Auch wenn Kopmann noch immer Trophäen für Angler, Sammler und Jäger präpariert und auch für Museen tätig ist, die sich ganz bestimmte Ausstellungsexponate wünschen, so arbeitet der Exil-Berliner inzwischen immer mehr für Hollywood und für den deutschen Film. Kopmann: „In Babelsberg werden immer mehr internationale Filme gedreht. Und wenn die Produktionen dann für einen Dreh einen für lebendige Tiere unmöglich realisierbaren Tierstunt brauchen, dann rufen sie bei mir an. Inzwischen arbeiten mein Praktikant Benny und ich zu 90 Prozent fürs Kino. Wir haben bei ‚Operation Walküre‘ und bei ‚Hänsel und Gretel‘ mitgemacht, für ‚Kokowääh‘ gedreht und unseren Teil für ‚Inglourious Basterds‘ beigetragen.“
Für ‚Inglourious Basterds‘ hat Kopmann etwa mehrere weiße Tauben gefertigt, die im Kugelhagel explodieren müssen, sobald Daniel Brühl alias Scharfschütze Frederik Zoller von einem Turm aus auf französische Soldaten schießt.
Die bislang wohl aufwändigste Tierszene hat Kopmann für den TV-Film „An der Grenze“ inszeniert. Hier gerät ein Hirsch in die Selbstschussanlage der DDR-Grenze – und muss dann durchsiebt von zahlreichen Kugeln aus vielen Wunden bluten und roten Schaum vor die Nüstern bekommen. Kopmann: „Da konnten wir uns so richtig austoben.“
Auf dem Werksgelände gibt es gleich mehrere Tiefkühltruhen. Hier sind „auf Vorrat“ bis zu 800 tote Tiere eingefroren, die Kopmann von Zoos, Zuchtanlagen, Zirkussen oder aus anderen Quellen einkauft: Man weiß ja nie, wann Hollywood das nächste Mal anruft und einen besonderen Wunsch hegt.
Die Arbeit an den Tierpräparaten selbst ist nichts für Laien. Das Fell der Tiere wird professionell abgezogen und in eine Gerberei gegeben. Wenn die Felle zurückkommen, fühlen sie sich an wie nasses Leder. Früher wurde das Fell über einen schweren Gipskörper gezogen oder mit Holzwolle ausgestopft. Heute wird stattdessen ein leichtes Plastikmodell gebaut, das ganz dem Original entspricht. Dafür wird vorher extra Maß genommen. Das Fell wird über das Plastikmodell gezogen, hier mit Nadeln fixiert, mit einem Kleber befestigt und anschließend vernäht.
Wie professionell und lebensecht die Arbeiten von Ingo Kopmann sind, sieht man in seinem Haus – es zeigt Dutzende ausgefallener Exponate. Makaber? Für Kopmanns Familie ganz alltäglich. Kopmann: „Meine eigenen Haustiere würde ich aber nie ausstopfen.“
Kontakt: Ingo Kopmann, Maxim-Gorki-Strasse 8, 14656 Brieselang, Tel.: 0179-700 41 58, www.taxidermy-berlin.de
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