Weniger Straftaten und eine höhere Aufklärungsquote machen Westbrandenburg sicherer – Wohnungseinbrüche gestiegen
Peter Meyritz, Leiter der Polizeidirektion West und Andreas Dingelstadt amtierender Leiter der Kriminalpolizei in der Direktion stellten am Mittwochvormittag die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2012 für den Bereich der Polizeidirektion West vor. Die Gesamtzahl der erfassten Straftaten ging in der Polizeidirektion West um -4,8 Prozent zurück (2012: 59.808; 2011: 62.849) und lag damit sogar noch deutlich über dem prozentualen Rückgang des Landestrends. Gleichzeitig konnte die Aufklärungsquote insgesamt deutlich erhöht werden (2012: 53,0%; 2011: 50,3%).
Peter Meyritz zum Rückgang der Straftaten und zur erhöhten Aufklärungsquote:
„Die Wahrscheinlichkeit, in Westbrandenburg Opfer einer Straftat zu werden, ist gegenüber dem Vorjahr gesunken. Insofern ist die Polizeidirektion West wieder ein stückweit sicherer geworden!“ Meyritz weiter: „Die Wahrscheinlichkeit, nach dem Begehen einer Straftat erwischt oder ermittelt zu werden, ist dabei erheblich gestiegen. Bei schweren Gewaltdelikten liegt die Wahrscheinlichkeit gefasst zu werden, sogar bei über 78 Prozent – und das ist auch gut so!“
40 Prozent aller Straftaten waren im vergangenen Jahr Diebstahlsdelikte (2012: 23.874; 2011: 25.181). Bei diesen konnte ein Rückgang von -5,2 Prozent registriert werden.
Direktionsleiter Meyritz zu den Diebstahlsdelikten und Wohnungseinbruchsdiebstählen:
„Erfreulich ist, dass die Gesamtzahl der Diebstähle rückläufig ist. Bei den schlimmsten Diebstahlsdelikten, den Einbrüchen in die Privatsphäre, der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus ist der bundesweite Trend aber leider auch an der Polizeidirektion West nicht vorbeigegangen. Hier mussten wir einen Anstieg um rund 27 Prozent registrieren.“
Einbrüche in Wohnungen und Einfamilienhäuser in der PD West 2012: 1.321; 2011: 1.038.
„Kriminalisten, Revierpolizisten und Streifenbediensteten habe ich deshalb eine individuelle Betrachtung jedes einzelnen Falles ins Pflichtenheft geschrieben. Bereits im letzten Jahr wurden bei jedem Einbruch umfangreiche Ermittlungs- und Spurensicherungsmaßnahmen durchgeführt. Polizeiliche Beratungen zum Einbruchsschutz und Aufrufe der Bevölkerung mittels Handzettel sind zu hunderten erfolgt. Ich möchte jeden Bürger auch ganz ausdrücklich ermuntern, seinen zuständigen Revierpolizisten anzusprechen und ihm ungewöhnliche Beobachtungen oder mögliche Ausspähhandlungen schon im Vorfeld mitzuteilen. Der wachsame Nachbar ist nicht nur ein Mythos aus vergangenen Tagen, sondern leistet gerade im ländlich geprägten West-Brandenburg aber auch in der vermeintlichen Anonymität der Städte einen hervorragenden Anteil zur Kriminalitätsverhütung – wie die Täterfeststellungen der vergangenen Monate bestätigen.“ so Meyritz weiter.
Andreas Dingelstadt, amtierender Leiter der Kriminalpolizei in der Polizeidirektion West zum Phänomen der Einbruchsdiebstähle: „Wohnungseinbrüchen liegt stets eine Gewinnerzielungsabsicht der Täter zu Grunde. Die Fallzahlen sind demnach nicht nur vom Vorhandensein tatbereiter Personen sondern auch insbesondere von geeigneten Tatgelegenheiten und der Abwesenheit Dritter geprägt. Diese Tatgelegenheitsstrukturen nehmen in der Direktion West, insbesondere im Verflechtungsraum zu Berlin, aufgrund eines stetigen Zuzugs, verbunden mit einem konstanten Anstieg an Neubauten, weiterhin zu. Die Täter machen sich das Pendlerverhalten und das abendliche Freizeitverhalten der betroffenen Einwohner zu Nutze.“
Festzustellen ist, dass Tatverdächtige zu Einbrüchen in Häusern und Villen eine hohe Professionalität und Mobilität aufweisen. Die dort festzustellenden Tatverdächtigenstrukturen erfordern einen Bekämpfungsansatz, der weder an Direktions- noch an Landesgrenzen halt macht. Durch die gemeinsame Ermittlungsgruppe mit dem Land Berlin sind effektive Organisationsstrukturen vorhanden, um die Ermittlungen intensiv und täterorientiert zu führen und damit vorhandene Bandenstrukturen aufzuhellen.
Betrachtet man die (Einbruchs-)Belastungsanzahl 2012 in anderen Regionen mit Werten von 304 Fällen auf 100.000 Einwohner (PKS NRW 2012), so spricht eine Belastungszahl von 175 für die Direktion West dafür, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen bereits eine Wirkungen entfaltet haben und der strategisch richtige Bekämpfungsansatz gewählt wurde.
Weiterhin ist festzustellen, dass der technische Einbruchsschutz an Bedeutung zunimmt. Als Indikator für den Verbreitungsgrad entsprechender Vorkehrungen privater Haushalte, lässt sich der Anteil an Versuchstaten heranziehen. Also die Taten, bei denen der Einbrecher nicht ins Haus gelangt ist und daraufhin von dem Einbruch abgelassen hat. Dieser Anteil lag 2012 in der Direktion West bei 27,9 %. In vergleichbaren Regionen liegt der Versuchsanteil bei bis zu 40,1% (NRW PKS 2012). Je mehr Taten also im Versuchsstadium stecken geblieben sind, umso höher ist die Verbreitung und Wirksamkeit technischer Einbruchssicherungen.
Kripochef Andreas Dingelstadt: „Hier sollte jeder Haus- und Wohnungsbesitzer selbst ansetzen. Wir empfehlen für die technische Nachrüstung oder schon bei der Neubauprojektierung Firmen, die in der so genannten Errichterliste der Brandenburger Polizei aufgeführt sind.“
Gewaltkriminalität stagniert – hohe Aufklärungsquote
Der seit einigen Jahren anhaltende Trend beim Rückgang von Gewaltkriminalität wurde im Jahr 2012 unterbrochen. Mit 1.402 Fällen (2011: 1.395) ist eine Stagnation zu beobachten gewesen. Hervorzuheben ist jedoch, dass bei den schwersten Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit, welche von gefährlichen Körperverletzungen, über Sexualdelikte und Raub, bis hin zu den Tötungsdelikten reichen, wieder eine hohe Aufklärungsquote von 78,3 Prozent erreicht wurde. In der Binnenbetrachtung ist festzustellen, dass die Wahrscheinlichkeit gesunken ist, auf öffentlichen Wegen und Plätzen plötzlich Opfer eines gefährlichen Körperverletzungsdeliktes zu werden. Die Verschiebung hat sich in Richtung der Bekanntheit zwischen Opfer und Täter vollzogen.
Andreas Dingelstadt: „Die Aufklärung von Gewaltdelikten stellt einen Schwerpunkt der kriminalpolizeilichen Arbeit dar. Hohe Aufklärungsquoten wirken dabei natürlich auch immer präventiv abschreckend. Denn die hohe Wahrscheinlichkeit, nach einer solch schweren Straftat erwischt zu werden, sollte jedem bewusst sein!“
Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Tatverdächtigenstruktur wird deutlich, dass trotz anteilmäßigen Rückgangs, eine überproportionale Beteiligung von Jugendlichen und Heranwachsenden zu verzeichnen ist (2012: Jugendliche 14-17 Jahre – 14,8%, Heranwachsende 18-21 Jahre – 11,2%).
Andreas Dingelstadt: „Wir stellen immer häufiger fest, dass Jugendliche und junge Erwachsene offenbar immer seltener in ihrem Familien- und Freundeskreis vermittelt bekommen, Konflikte auch ohne Gewalt zu lösen. In Zusammenspiel mit Alkohol oder Drogen sinkt dann noch einmal die Hemmschwelle, Gewalt auch tatsächlich auszuüben. Hier ist gesamtgesellschaftliche Intervention sowie eine enge Zusammenarbeit mit staatlichen und kommunalen Stellen bzw. freien Trägern der Jugendsozialarbeit gefragt.“
Anzahl der politisch motivierten Gewaltdelikte rechts gestiegen
Bei der politisch motivierten Kriminalität verzeichnete die Polizeidirektion West im vergangenen Jahr einen Zuwachs von +3,7 Prozent. Sowohl bei den rechts motivierten Straftaten (+13 Fälle) als auch bei den politisch links motivierten Straftaten (+9 Fälle) gab es einen Fallanstieg. Während jedoch die links motivierten Straftaten mit einer Gesamtfallzahl von 37 Fällen nicht zahlenmäßig vergleichbar sind mit den 320 Fällen rechts motivierter Straftaten. Besonderes Augenmerk ist jedoch auf den Anstieg der politisch motivierten Gewaltstraftaten zu legen. Hier hat sich bei den „rechten“ Gewaltdelikten eine Verdreifachung ergeben (2012: 15; 2011: 5). Von denen jedoch im vergangenen Jahr auch 80% (12 Fälle) aufgeklärt werden konnten. Moderater fiel der Anstieg bei den „linken“ Gewaltdelikten aus (2012: 7; 2011: 5). Wobei ebenfalls eine hohe Aufklärungsquote von 71 Prozent (5 Taten) erfasst wurde.
Schwerpunkte bei der Kriminalitätsbekämpfung 2013
Direktionsleiter Peter Meyritz: „Die derzeitige Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen ist, trotz Steigerung zum Vorjahr, keinesfalls befriedigend. Hier müssen wir noch effektiver werden, denn jeder zusätzlich aufgeklärte Fall mindert die Betroffenheit der Einbruchsopfer und bringt vielleicht das gestohlene Erbstück oder die wichtigen Computerdaten wieder zurück. Dabei hilft uns auch das System künstliche DNA. Die Steigerung der Aufklärungsquote bei gleichzeitiger Zurückdrängung der Einbruchszahlen sind meine Schwerpunkte im Jahr 2013 und das wissen alle Führungskräfte in der Polizeidirektion West.“
Andreas Dingelstadt: „Neben der, für mich ebenfalls mit höchster Priorität versehenen Bearbeitung von Wohnungseinbruchsdiebstählen, nehmen in diesem Jahr weiterhin zwei Aspekte einen Arbeitsschwerpunkt der Kriminalpolizei ein. Zum Einen ist das die Verringerung der politisch motivierten Kriminalität – insbesondere rechter Gewaltkriminalität und zum Anderen die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität als Ursache für Beschaffungskriminalität.“
Heiko Schmidt
Pressesprecher der Polizeidirektion West
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