Forstschule Finkenkrug kümmert sich um die Weiterbildung: Lernende Förster
Wer von Waldheim kommend den Bahnhof Finkenkrug ansteuert, wundert sich vielleicht noch vor dem Bahnhofstunnel, was denn wohl links für ein Weg in den Wald hineinführt. Solange die Bäume noch keine Blätter tragen, kann man sogar zwischen den Stämmen ein kleines Gehöft sehen. Worum es sich hierbei wohl handelt?
Unsere Neugierde wird befriedigt, wir werden von Dr. Ralf Gruner (49) nett empfangen. Er sorgt für Klarheit: Hier sitzt die Forstschule Finkenkrug, Bildungsstätte für die interne Fortbildung von etwa 2.000 Mitarbeitern aus dem Landesbetrieb Forst Brandenburg. Vor allem die Förster aus dem ganzen Bundesland finden sich regelmäßig in Falkensee ein, um noch dazuzulernen.
Interessant ist: Der Standort atmet Geschichte. Das wunderschöne Hauptgebäude wurde fast genau vor 100 Jahren erbaut und damals schon als Oberförstereigebäude für die königlich-preußische Oberförsterei Falkenhagen eingesetzt.
1953, nach dem zweiten Weltkrieg, ging es vor Ort bereits um das Lernen und Lehren. Die Waldexperten am Standort kümmerten sich um die Weiterbildung sämtlicher staatlicher Forstbetriebe der gesamten DDR. Nach der Wende 1991 wurde der Wirkungsradius allerdings auf das neue Bundesland Brandenburg beschränkt.
Die Forstwirte und Forstingenieure, die hier zur Weiterbildung antreten, kümmern sich in ihrem Berufsleben um die Bewirtschaftung des Brandenburg-eigenen Waldes – immerhin 270.000 Hektar, das entspricht etwa einem Drittel des Waldes im Bundesland. Aber auch die Mitarbeiter der unteren Forstbehörde, die eine Aufsichtspflicht über die übrigen Waldbesitzer (mit einer Million Hektar Waldbesitz) haben, drücken hier noch einmal die Schulbank.
Dr. Ralf Gruner: „Dass wir im eigenen Ort eigentlich recht unbekannt sind und fast im Geheimen wirken, liegt sicherlich daran, dass wir nicht in der Erstausbildung tätig sind, sondern uns gezielt um die Weiterbildung unserer 2.000 Mitarbeiter kümmern. Aber: Wir helfen gern. Bewerbungen zur 3-jährigen Ausbildung zum Forstwirt geben wir gern weiter. Und da wir bei uns vor Ort auch Öffentlichkeitsarbeit betreiben, ein Computerkabinett besitzen und eigene Übernachtungsmöglichkeiten haben, können Schüler aus der Region bei uns auch ein Praktikum machen – z.B. in den Bereichen PR, IT, Hotel oder Forst.“
Die Frage, die wir noch haben: Was lernen die Förster in der Forstschule Finkenkrug eigentlich? Wissen die denn nicht schon alles?
Dr. Ralf Gruner: „Denken Sie einmal an einen Förster, der bereits seit 30 Jahren in seinem Beruf arbeitet. Dieser Förster kennt in seinem Revier bestimmt jeden Baum. In der Zwischenzeit ist aber die Computertechnik förmlich explodiert. Die Förster müssen ständig Buch über ihren Wald führen, den Baumbestand erfassen, Krankheiten feststellen oder die Holzreserven melden. Das geht heute alles mit GPS und moderner EDV viel besser. In unserem Computerkabinett können wir unsere Mitarbeiter mit den Möglichkeiten der aktuellen IT-Technik bekannt machen und ihnen so neue Werkzeuge für ihren Berufsalltag mit auf den Weg geben.“
Andere Fort- und Weiterbildungen in der Forstschule Finkenkrug befassen sich mit dem Artenschutz etwa der roten Waldameise, mit der Baumsicherung an befahrenen Straßen, mit den Gefahren des Eichenprozessionsspinners, mit den Tücken des juristischen Forstrechtes oder dem Monitoring von Wildschäden. Auch gibt es Schulungen zur försterlichen Betriebswirtschaft, also zu den Finanzen, die ja auch eine große Rolle spielen – denn Geld ist immer knapp, wo eine Behörde wirkt.
Viele Kurse dauern nur zwei Tage – etwa der mit den praktischen Übungen, bei denen erklärt wird, wie man einen Ameisenhaufen professionell umsetzt. Da die Gäste aus ganz Brandenburg anreisen, können sie auf dem Gelände der Forstschule Finkenkrug schlafen, essen und die weiteren Einrichtungen wie etwa einen Volleyballplatz nutzen. Von hier aus ist es auch nicht weit zum Italiener am Bahnhof Finkenkrug, sodass dieser Gastronom sich schon einmal sehr über jede Weiterbildung freut.
Der Standort dient übrgens auch den Oberförstern zur Dienstberatung. Hier sprechen sie neue Strategien miteinander ab und tauschen ihre Erfahrungen miteinander aus – etwa über den blauen Kiefernprachtkäfer, der auf der roten Liste der bedrohten Tiere stand, bevor er auf einmal zahlenmäßig explodierte und den Baumbestand in Brandenburg gefährdete.
Kontakt: Forstschule Finkenkrug, Karl-Marx-Straße 73, 14612 Falkensee, Tel.: 03322-2437-48, www.forst.brandenburg.de
Foto: Forstschule Finkenkrug
Seitenabrufe seit 1.12.2021:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige