Gunter Demnig wieder zu Gast in Falkensee: Neuer Stolperstein
Der Künstler Gunter Demnig hatte bereits vor Jahren eine sehr gute Idee, um an die Menschen zu erinnern, die im Nationalsozialismus deportiert, denunziert und schlussendlich auch ermordet wurden. Er lässt so genannte „Stolpersteine“ in den Gehweg direkt vor dem Haus ein, in dem die Opfer zuletzt freiwillig gelebt hatten.
Die Gedenksteine mit der gravierten Messingplatte enthalten die wichtigsten Daten zur Person, an die erinnert werden soll. Demnig gibt den anonymen Opfern so ihren Namen und ihren Wohnort zurück. Er zeigt so auch, dass die Opfer damals mitten unter uns lebten. Und wer sich vorbeugt, um die Inschriften der Stolpersteine zu lesen, verneigt sich zugleich vor den Verstorbenen.
Bislang hat Gunter Demnig über 35.000 Stolpersteine in Deutschland, aber auch in den Nachbarländern in den Gehweg betoniert. In Falkensee war er bereits 2007, 2008, 2009 und 2011 zu Gast. In diesem Jahr verlegte er in der Potsdamer Straße 33 den 16. Stolperstein in der Umgebung. Dieses Mal ging es um Gertrud Voß, die 1941 ein Opfer der NS-Krankenmorde wurde. Die Vorbereitungsgruppe Stolpersteine Falkensee trägt ihre Geschichte wie folgt zusammen:
„Gertrud Voß kommt am 9. Mai 1891 als Gertrud Hahn in Preußisch Holland (Ostpreußen) zur Welt. Der Vater ist Schneidermeister, die Mutter stirbt bald darauf. Das Kind fühlt sich ungeliebt. Als 16-jährige weist sie der Vater aus dem Haus. Heimatlos umherirrend wird sie vergewaltigt. Sie wird Mutter eines Sohnes. Ohne berufliche Ausbildung übt Gertrud Hahn an wechselnden Orten unterschiedliche Tätigkeiten aus. Sie heiratet schließlich Bruno Voß, Maschinenmeister in Bredow-Forst, einem Ortsteil von Brieselang.
Bald stellt eine ärztliche Diagnose eine psychische Erkrankung fest. 1927 wird Gertrud Voß in die Heil- und Pflegeanstalt Neuruppin eingewiesen. Aus der Patientenakte geht hervor, dass sich die Symptome ihrer psychischen Erkrankung kontinuierlich verstärkt haben. Damit gehört sie zu dem Personenkreis, der nach der zynischen Ideologie der Nazis seine Daseinsberechtigung verloren hat. Gertrud Voß wird am 3. April 1941 mit 74 weiteren Frauen in die Tötungsanstalt Bernburg an der Saale transportiert. Noch am Tag ihrer Ankunft fällt sie dem Krankenmord zum Opfer.“
Mutig: Bei der gut besuchten Gedenkfeier mit Steinverlegung ist auch Sabine Berger mit sechs Kindern der „Kinderkirche“ (Kirchengemeinde Seegefeld) zugegen: Für die Kinder ein erster Kontakt mit dem Grauen aus deutscher Vergangenheit.
Kontakt: Lokale Agenda 21 Vorbereitungsgruppe Stolpersteine, Am Gutspark 1, 14612 Falkensee, www.stolpersteine-falkensee.de
Fotos: Carsten Scheibe
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