91 Nationen leben in Falkensee – Titus Mbah Sabi aus Kamerun
Mein Name ist Dr. med. Titus Sabi, und ich stamme aus Ambo, einem kleinen Dorf im Nordwesten Kameruns.
Ich bin das älteste von 7 Geschwistern, mein jüngster Bruder ist jetzt 18 Jahre alt. Nach der Grundschule in unserem Dorf besuchte ich das Gymnasium in Batibo, einer größeren Stadt in unserer Region. Meinem Vater war eine gute Schulausbildung immer sehr wichtig, für das Schulgeld mussten andere Dinge zurückstehen.
Name: Dr. med. Titus Mbah Sabi
Geb.: 03.08.1973 in Ambo, Kamerun
Beruf: Arzt
Seit dem Tod meines Vaters – er starb vor 13 Jahren kurz nach meiner Einreise nach Deutschland – obliegt die Sorge um die Schul- und Universitätsausbildung meiner Geschwister und anderer Familienangehöriger mir – so etwas wäre hier in Deutschland kaum denkbar.
Da es in Kamerun viel zu wenig Medizinstudienplätze gab, studierte ich zunächst Biochemie und bewarb mich danach um einen Medizinstudienplatz im Ausland. An der Charité wurde ich dann angenommen und reiste 2000 nach Deutschland. Dies war ein großer bürokratischer und finanzieller Aufwand.
Die ersten Wochen in Berlin waren voller neuer Eindrücke: die Ordnung, der Verkehr, die sauberen Straßen, die U-Bahnen – und z.B. auch, dass die Menschen sich halbnackt zum Sonnen auf die Wiese legten…
Nach einem Jahr an der Sprachschule konnte ich das Medizinstudium beginnen. Finanziert habe ich mir das Studium durch Nebenjobs. 2007 beendete ich das Studium, meine Promotion folgte 2009. Seit 2007 bin ich nun am Deutschen Herzzentrum in Berlin tätig.
2006 lernte ich an der Charité meine Frau Claudia (Kinderärztin in Falkensee) kennen, 2007 zog ich ihr zuliebe aus Berlin nach Brandenburg, nach Falkensee. Dieser Schritt kostete mich einige Überwindung, aber inzwischen lebe ich lieber in Falkensee als in der Großstadt – denn 2008 kam unsere Tochter Charlotte zur Welt, schon 2009 folgte unser Sohn Benedict. Vor 6 Wochen wurden wir nun zum dritten Mal Eltern, unsere Tochter Victoria kam zur Welt.
Daher bleibt auch nur wenig Zeit für mein Hobby – ich singe in einem afrikanischen Chor – „Bonisanani“. Vor eineinhalb Jahren traten wir in der evangelischen Kirche in Falkensee-Falkenhagen auf, das war ein sehr emotionales und schönes Konzert (bonisanani.de).
Ich lebe eigentlich immer in zwei Welten: Das Leben in Deutschland ist für die Menschen sehr komfortabel, den Leuten geht es gut, fast alle Menschen haben eine Wohnung, es gibt wenig Kriminalität und ein sehr gutes Gesundheitssystem. Selbst Menschen, die nicht arbeiten, geht es ziemlich gut. Trotzdem jammern viele auf hohem Niveau. – Es ist aber auch stressiger, in Deutschland zu leben, man hat durch die Arbeit wenig Zeit für Freunde und Familie, die Menschen sind mehr für sich, und man muss Treffen oft sehr lange vorher planen… – ein häufiger Diskussionspunkt mit meiner Frau… 😉
In Kamerun lebt man mehr miteinander, Zeit ist oft eine relative Größe, viele Dinge sind „entspannter“ – dafür gibt es wenig Arbeit, keine gute Straßen, kaum staatliche Absicherung und ein großes Problem mit Umweltverschmutzung und Korruption.
Aber dadurch, dass ich auch diese Welt kenne, kann ich viele Dinge hier in Deutschland mehr schätzen… (Foto: privat)
Hinweis: Im FALKENSEE.aktuell-Heft 86 haben wir festgestellt, dass Menschen aus 91 Nationen in Falkensee leben. Nun lassen wir in jedem Heft eine andere Nation zu Wort kommen.
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