Kolumne: Hier spricht Uwe… (4) … über Matratzen
Auf der Tagesordnung der letzten Stadtverordnetenversammlung standen der Beschluss zum Entwurf des Bebauungsplanes F4 „Zentrum Akazienhof“ und seine Auslegung. Direkt am kleinen Einkaufszentrum sollen nun Stadtvillen mit Mietwohnungen entstehen. Wir erinnern uns, erst vor kurzem wurde dort die Vogler Villa abgerissen. Böse Zungen behaupten, man hätte die Villa absichtlich verkommen lassen, um den Abriss zu ermöglichen, andere sagen, die Stadtverwaltung wäre nicht auf den Eigentümer zugegangen, um eine andere Lösung zu erreichen.
Keine Wahrheiten, nur Spekulationen. Auf der nun vorhandenen Brache und direkt dahinter sollen jetzt die Wohnhäuser entstehen. Die Schaffung von Wohnraum in einem möglichen Zentrum kann nur begrüßt werden. Das wurde von dem einen oder anderen Stadtplaner sogar ausdrücklich so gefordert. Die Ansiedlung von Gewerbe kann nur gelingen, wenn auch Kaufkraft in der näheren Umgebung vorhanden ist.
Interessant fand ich in diesem Zusammenhange aber die Begründung, die Teil der Beschlussvorlage war. Besonders ein Passus erregte meine Aufmerksamkeit. Dort heißt es:
„Im Einzelhandelsgutachten für die Stadt Falkensee wurde die Sortimentsliste definiert“. Das stimmt. Das Einzelhandelsgutachten sollte ja auch die Grundlage für die Leitlinien sein, um gewisse Rahmenbedingen abzustecken. In der Tabelle, die auf Seite 10 zu finden ist, gibt es die Spalte „nicht zentrenrelevante Sortimente“. Das sind Sortimente, die sich nicht in einem möglichen Zentrum ansiedeln sollen oder dürfen. In der Tabelle findet man unter anderem Zooartikel, Bau- und Gartenbedarf und – aber Hallo – Matratzen-Discounter! Da heißt es:
„Resultierend aus dem Gutachten ist es erforderlich, die zulässigen Sortimente im Geltungsbereich zu regulieren, um die Entwicklung zu einem funktionieren Zentrum zu ermöglichen.“
Das ist doch mal eine Aussage! Und eine gute noch dazu, haben doch die Bahnhofstraße und der dort ansässige Einzelhandel jede Unterstützung bitter nötig. Ich frage mich nur, warum dann nur 100 Meter weiter nördlich vom Akazienhof unlängst ein neuer Matratzenladen eröffnen durfte? Wer hat denn da gepennt? Oder gelten im Umkreis von 100 Metern schon wieder andere Bestimmungen? Fragen über Fragen.
Vermutlich ist es gar nicht so einfach, diese Sortimentslisten durchzusetzen. Die Vermieter von Gewerberäumen können sich den Luxus nicht leisten, auf einen passenden Mieter zu warten. Lukrative Gewerbetreibende mit zentrenrelevanten Sortimenten stehen halt nicht gerade Schlange, um in Falkensee ihr Geschäft zu eröffnen. Da beißt sich halt die Katze in den Schwanz. Erst muss ein Ankermieter her, der andere nach sich zieht. Der kommt aber nur, wenn das Umfeld stimmt. Dazu trägt ein Matratzenladen aber sicherlich nicht bei.
Es macht auch wenig Sinn, einen Ankermieter an eine Stelle zu setzen, die zu weit von der Bahnhofstraße und damit dem „Zentrum“ entfernt ist. Ein Elektrogroßmarkt à la MediaMarkt und ein Einkaufszentrum neben dem real,- in der Barkhausenstraße schaden da eher der Entwicklung. Viele Falkenseer sind inzwischen der Meinung, dass dort Wohnungen besser platziert wären. Für die Stadthalle wäre das auch ein guter Platz gewesen, aber der Zug ist bereits so weit abgefahren, dass man ihn schon nicht mehr sehen kann.
Was sind aber eigentlich die „Zentren relevanten Sortimente“? Uhren, Schmuck, Schuhe, Bekleidung, Unterhaltungselektronik! Zu dumm, die Elektroniker sind ja gerade weggezogen. EP Schoeppe ist jetzt an dem kleinen Einkaufsmarkt an der Seegefelder Straße zu finden. Immerhin gibt es noch einen Fahrradladen in der Bahnhofstraße. Wenigstens ein Treffer. Dann springt mir noch der Begriff „Spielwaren“ auf der Pro-Liste ins Auge. Falkensee ist doch eine Stadt, in der sich die Geburten verdoppelt haben, die ständig wächst, junge Familien ziehen gern nach Falkensee. Und da haben wir keinen Spielzeugladen mit Babybedarf? Der hätte nun wirklich besser in die Bahnhofstraße gepasst als ein Matratzendiscounter.
Uwe Abel ist Falkenseer, Mitglied der Grünen und Niederlassungsleiter eines Unternehmens in Berlin. Seine Informationen entnimmt Uwe Abel den Sitzungen der Falkenseer SVV und seinen anderen politischen Quellen. Seine Ansichten müssen nicht mit denen der Redaktion übereinstimmen, sie geben nur eine Meinung in unserer Stadt wieder. Kommentare sind sehr erwünscht, einfach an info@falkenseeaktuell.de senden.
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