Uwes Kolumne: Wahlhelfer gesucht ….
So stand es in der Zeitung zu lesen. Da dachte ich mir: Kann ich ja mal machen. Einfach aktiv etwas für die Demokratie tun. Also habe ich eine kurze E-Mail an das Rathaus und an den Wahlleiter geschickt – die Bestätigung erfolgte kurzfristig. Ich wurde zum stellvertretenden Wahlvorstand für das Falkenseer Wahllokal 17 ernannt. Das Schreiben enthielt noch den Hinweis, dass ich das Amt nur noch ablehnen könnte, wenn zwingende Gründe dafür vorliegen würden.
Moment mal, hatte ich mich nicht freiwillig gemeldet? Übrigens: Wenn es nicht ausreichend viele Freiwillige gibt, dann kann der Wahlleiter auch jemanden bestimmen. Freiwilliger Zwang sozusagen. Und wenn am Wahltag das Wahllokal nicht ausreichend besetzt ist, darf der Wahlvorstand sogar jemanden von der Straße zwangsverpflichten. Sachen gibt‘s!
So war der Wahlsonntag nun also verplant. Aber was war überhaupt meine Aufgabe? Ich fragte ein paar Parteifreunde, die mir ein paar Vorabinfos gaben. Das Wichtigste: Die Wahlurne richtig leeren und kontrollieren und alle auf dem Protokoll unterschreiben lassen. Ansonsten könnte es ein sehr langer Abend werden. Der Wahlvorstand ist nämlich erst entlassen, wenn das Ergebnis auch stimmig ist. Vorher gibt‘s keinen Feierabend.
Ein paar Wochen vor der Wahl folgte dann die Einladung zu einer Schulung. Da wurde uns eine Menge Papier in die Hand gedrückt. Unter anderem auch ein Muster des Wahlscheines und ein Heft, in dem sehr plastisch erklärt wurde, wann ein ausgefüllter Stimmzettel eigentlich ungültig ist. Das Heft war sehr dick. Ich wusste gar nicht, wie viele Möglichkeiten es gibt, eine ungültige Stimme abzugeben. Da schreibe ich mal ein Buch drüber.
In einem kurzen Vortrag wurde erklärt, was unsere Aufgaben sind, worauf wir achten müssen, welcher Ablauf einzuhalten ist und wie die Stimmen ausgezählt werden. So gewappnet sah ich dem Wahlsonntag schon etwas entspannter entgegen. Mit den anderen Helfern im Wahl-Team hatten wir uns die Aufgaben aufgeteilt. Meine Schicht begann um 12 Uhr. Um 18 Uhr mussten alle Wahlhelfer zum Auszählen wieder im Wahllokal sein.
Also konnte ich mit der Familie noch in Ruhe frühstücken. Dann ging es auf ins Wahllokal. Da habe ich zunächst selbst schnell gewählt und dann meinen Platz im Wahllokal eingenommen. Hier gab es die erste Enttäuschung – von wegen Wahl-Lokal, nüscht war´s mit nem kühlen Bier. Aber es gab auch gleich etwas Positives. Es war voll, die Wähler mussten sogar Schlange stehen. Am Ende hatten wir ein Wahlbeteiligung von über 80 Prozent.
Gerade weil es so voll war, wurde es nicht langweilig. Dank der Erfahrung der anderen Wahlhelfer lief alles reibungslos. Es werden ja zwei Wählerverzeichnisse geführt. Das erste dient der Kontrolle, ob die Person zum Wählen legitimiert ist und ob sie im richtigen Wahlkreis/Wahllokal wählen kommt. Nach dem Häkchen und der Ausweiskontrolle wird der Stimmzettel ausgegeben. Vor dem Einwerfen des fertig ausgefüllten Zettels in die Urne wird dann noch einmal der Wahlschein kontrolliert und auf der zweiten Liste abgehakt. Beide Listen müssen nachher identisch sein und mit der Anzahl der abgegebenen Stimmzettel übereinstimmen. Schnell könnte ja mal ein Häckchen vergessen werden – und dann geht die Fehlersuche los. Das haben wir geschickt vermieden, in dem wir jeder zusätzlich eine Strichliste geführt und diese regelmäßig abgeglichen haben. Auch die Wahlkarten hatten wir in leicht zählbaren Häufchen gestapelt.
Einige Bürger kamen übrigens ohne Wahlschein. Diese Wähler mussten wir extra kennzeichnen, um später bei der Auswertung nicht mit der Anzahl durcheinander zu kommen. Der Ausweis reichte uns ggf. als Legitimation aus, obwohl – einige sollten mal das Foto erneuern. Ein paar Bürger sind natürlich prompt im falschen Wahllokal gelandet, weil sie ihre Karte nicht mehr besaßen oder weil sie sie falsch gelesen hatten.
Die Leute die zu uns kamen, waren insgesamt recht freundlich. Bei einigen hatte ich den Eindruck, dass sie aber gar nicht richtig informiert waren. Frei nach dem Motto: “Denn sie wissen nicht, was sie tun“. Einige wussten erst nach dem ersten Blick auf den Stimmzettel, wer eigentlich zur Wahl stand. Wofür die Erststimme und die Zweitstimme sind, haben wir auch einigen erklärt. Apropos erklärt. Viele Wähler hatten ihre Kinder mitgebracht und gaben ihnen lebendigen Demokratieunterricht. Eigentlich dürfen die Kinder nicht mit in die Wahlkabine. Weil aber alle versprachen, nicht zu verraten, was Mami und Papi gewählt haben, drückten wir ein Auge zu. Wie gesagt. Es lief alles reibungslos und dass sich die Kinder für die Wahl interessierten, das fand ich richtig gut.
Um 18 Uhr kam dann der große Moment. Die Wahlurne wurde geöffnet. Es folgte die erste Zählung aller Stimmzettel. Stimmt die Anzahl mit der aus den Wählerverzeichnissen überein? Ja! Mir fiel schon mal ein Stein vom Herzen. Hätte es Abweichungen gegeben, hätten wir lange nach dem Fehler suchen müssen. Nächster Gang: Alle Scheine, auf denen die Erst- und Zweitstimme gleich sind, mussten wir separieren und nach Parteien sortieren. Hier wurde mir das erste Mal klar, dass die Wahl für die SPD, die Grünen und für die FDP nicht gut ausgehen kann. Das Zählergebnis wurde gleich ins Protokoll eingetragen.
Zweiter Stapel: Erst- und Zweitstimme sind ungleich. Zuerst mussten wir die Zettel nach der Erststimme sortieren und zählen. Auch hier war der CDU-Kandidat deutlich vorn. Nächster Schritt: Die Zettel wieder einsammeln und nach der Zweitstimme sortieren und zählen. Wir waren alle sehr überrascht, wie groß der Stapel der AfD wurde. Um es vorweg zu nehmen: In unserem Wahllokal gaben 9,6 Prozent der Wähler ihre Stimme der AFD und zwar unabhängig von der Erststimme. Das ist also kein eindeutiger Trend, sondern eher eine Protestwahl, weil bei vielen die Zweitstimme im Widerspruch zur Erststimme stand. Leider gab es meiner Meinung nach auch ein paar,Falkenseer, die die NPD gewählt hatten. Das muss unsere Demokratie aber aushalten Alle Zählergebnisse wurden ins Protokoll eingetragen. Hinzu kamen fünf ungültige und ein zweifelhafter Stimmzettel. Über den wurde abgestimmt. Wir erklärten den Stimmzettel für gültig. Nachdem alles noch einmal nachgerechnet, quergerechnet und verglichen wurde und trotzdem alles stimmig war, verpackten wir die ganzen Wahlunterlagen, versiegelten diese und schafften sie ins Rathaus. Vorher verabschiedete der Wahlvorstand noch alle Helfer und zahlte ihnen ihr Erfrischungsgeld in Höhe von 30 Euro aus.
Im Rathaus wurde dann vom Wahlvorstand noch alles geprüft. Hätte es Abweichungen gegeben, hätten wir so lange nachzählen müssen, bis alles gestimmt hätte. Auch hatten alle das Protokoll unterschrieben. So schaffte ich es noch um 20 Uhr zu unserer nicht ganz so fröhlichen Wahlparty der Grünen.
Mit hat es Spaß gemacht. Es war nett und irgendwie auch spannend und lehrreich. Beim nächsten Mal bin ich wieder mit dabei. Allerdings wird es am 25. Mai 2014 komplizierter, denn da finden glich zwei Wahlen statt. Die Europa und die Kommunalwahlen. (Uwe Abel)
Uwe Abel ist Falkenseer, Mitglied der Grünen und Niederlassungsleiter eines Unternehmens in Berlin. Mehr von Uwe hier: http://rincewind1964.wordpress.com
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