Scheibes Glosse: Weg mit Tüten und Pulvern: Ich bin ein Koch
Lecker für die Familie zu kochen, das heißt für viele: Tüte aufreißen, Pulver in den Topf, Wasser drüber, heiß machen, fertig. Ich bin kein Ökofritze und auch kein Veganer. Aber jeder Mensch mit ein wenig Verstand muss doch wissen: Es kann nicht gut sein, sich ein Leben lang nur Lebensmittelchemie mit Kunstaromen, Emulgatoren, Geschmacksverstärkern und Antioxydationsmittelchen hinter die Mandeln zu kippen.
Auch aus diesem Grund koche ich gern. Ich schaue mir jeden Samstag die Zusammenfassung der „Küchenschlacht“ im Fernsehen an, schmökere online in den neuesten Kochrezepten und besuche leidenschaftlich gern Kochkurse, etwa bei Edmond im Hexenhaus, bei Marie im Küchenstudio Weiss, bei Thore im Schlossgut Schönwalde oder bei den Falkenseer biofreunden.
Abends für die Familie zu kochen, das ist für mich oft ein beruhigender Abschluss des hektischen Tages. Und wenigstens einmal am Tag hat eine Aktion einen Anfang, einen Mittelteil und ein konkretes Ende. Das ist sehr befriedigend.
Mein Repertoire ist noch immer recht klein. Ich mache sehr gute Rosmarinkartoffeln, bekomme ein Rinderfilet im Backofen butterzart auf die Reihe, zelebriere eine schöne Kürbissuppe und mache Wirsingkohlrouladen aus dem Handgelenk. Eine leckere Bolognese kriege ich ohne Fertigprodukte ebenso hin wie chinesisch glasierte Schweinemedaillons oder in Ahornsirup angeschwitzte Minimohrrüben.
Das Problem ist oft genug die Akzeptanz. Der Nachwuchs schaut misstrauisch in die Pfanne, in der Zucchini, Möhren und Paprika in edlen Kräutern schmoren – und sagt: „Ich mag kein buntes Essen.“ Manchmal höre ich dann auch: „Hätte Gott gewollt, dass der Mensch Mohrrüben isst, dann hätte er sie nicht unter der Erde versteckt.“
Die andere Hälfte der Familie mag keinen Fisch, keine Meeresfrüchte, keinen Rosenkohl, überhaupt keinen Kohl, nix Scharfes, nix mit diesen komischen Kräutern und schon gar keine Innereien. Ja, mag denn keiner mehr eine schön scharf angebratene Leber mit Kartoffelbrei und glasigen Zwiebeln aus der Pfanne? Sogar die Verkäuferin in der Fleischerei hat sich gegen mich verschworen. Ich frage nach einem schönen Stück Leber. Und sie antwortet: „Für Ihre Katze?“ Hmpf.
Bis ich also die Sippe davon überzeugen kann, Garnelen in einer süßen Mangosauce mit Chili gut zu finden, muss ich eben daran arbeiten, das zu verbessern, was sie mögen. Also frag ich doch die, die es wissen müssen, um Rat. Die Köche der Region.
Andreas Radig aus dem Schönwalder Vis-à-Vis raunt mir zu, dass sein Geheimtipp Thymian und Majoran ist, wenn es um Bratkartoffeln geht. Diese Kräuter am Ende mit in die Pfanne gestreusselt, das würde die Bratkartoffeln noch viel aromatischer machen.
Thorge Redepenning vom Schlossgut Schönwalde rät mir zum Spitzkohl. Den klein geschnitten kurz in der Pfanne anbraten, und schon hat man ein schön aromatisches Bett für zarte Wildfilets.
Edmund Becker vom Falkenseer Hexenhaus zeigt mir, wie man seine leckeren Raviellis selbst nachkochen kann. Und verrät: Die Teigtaschen lassen sich anstatt mit einer Fleischfarce auch sehr gut mit einer Mischung aus drei Käsesorten füllen, das schmeckt mindestens genau so gut.
Wichtig ist natürlich vor allem, in der Küche einfach einmal zu experimentieren. Auch auf die Gefahr hin, zu scheitern und in Gesichter zu schauen, die gerade Grimassen schneiden, als würden sie auf klebrigem Beton herumkauen. Und auch wenn der Hund sich jaulend weigert, den ihm dargebotenen Kochlöffel abzuschlecken: Das muss noch gar nichts heißen. Irgendwo auf der Welt gibt es sicherlich eine arme Seele, die genau dieses Essen unglaublich lecker findet. Ich muss sie nur noch finden. Und wenn ich dann einmal alleine bin, dann koche ich mein absolutes Lieblingsessen ganz für mich alleine – Chili con carne. Und genau hier habe ich das perfekte Rezept noch nicht gefunden. Wer eins hat, immer her damit: info@falkenseeaktuell.de. (Carsten Scheibe)
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