Nauen geht Golfen
Immer wieder hagelt es Kritik: Schule ist langweilig, die Lehrer sind ausgebrannt, das Tempo gerade auf den Gymnasien ist einfach zu schnell und es fällt viel zu viel Unterricht aus. Darüber lässt sich ausdauernd diskutieren. Aber es ist wichtig, bei aller Kritik auch einmal mit dem Finger auf das zu zeigen, was funktioniert und was außergewöhnlich ist.
Das Goethe Gymnasium Nauen (www.ggnauen.de) bietet den Schülern der 11. und 12. Klasse so etwa die Möglichkeit an, Golf als Schulsport zu wählen. Dabei handelt es sich um einen fachübergreifenden Seminarkurs, der über zwei Schuljahre läuft und der den teilnehmenden Schülern einmal völlig neue Möglichkeiten eröffnet.
Der Unterricht findet auf dem Gelände des Potsdamer Golfclubs (www.potsdamer-golfclub.de) in Tremmen statt – ein Shuttle bringt die Schüler an jedem Donnerstag um 14:45 Uhr hinaus ins Grüne. Der Golfclub nutzt das umgebaute Gelände einer alten LPG Obstplantage, um 18 Bahnen in einem einmaligen Luch-Terrain mit vielen kleinen Tümpeln und langen Wasserkanälen zu bespielen.
Bei hoffentlich immer bestem Wetter lernen die Schüler zunächst auf der Driving Range und auf dem Übungsgelände den richtigen Stand beim Golfen, den perfekten Schwung und natürlich auch die verschiedenen Schläger kennen, von denen es beim Golfen immer viel zu viele zu geben scheint.
Sogar auf den großen Platz dürfen die Schüler zum Üben, obwohl der doch sonst nur den Golfern vorbehalten ist, die bereits die so genannte „Platzreife“ absolviert haben – eine nur in Deutschland und einigen wenigen anderen Ländern vorgeschriebene Prüfung, die aus einem theoretischen und einem praktischen Teil besteht.
Der Deutsche Golf Verband e.V. (DGV) bietet die Möglichkeit zum Schulgolf deutschlandweit unter dem Schlagwort „Abschlag Schule“ an. Das Goethe Gymnasium Nauen hat dort einen Förderantrag gestellt und bekommt nun die Trainerstunden und das Zuliefertaxi aus Tremmen bezahlt, sodass der ungewöhnliche Schulsport keine eigenen Gelder verschlingt. Der Potsdamer Golfclub stellt die Schläger, das Golfbag und auch die Übungsbälle für die Schüler. Die dürfen auch außerhalb des Unterrichts jederzeit vorbeikommen, um auf der Driving Range und auf dem für die Öffentlichkeit freigegeben 6-Loch-Übungsplatz den Schläger zu schwingen.
15 Schüler vom Goethe Gymnasium Nauen sparen sich den Schulsport mit dem Aufschwung am Reck, dem 100 Meter Sprint auf dem Sportplatz oder dem Volleyball-Match mit den Klassenkameraden. Sie fahren lieber einmal in der Woche nach Tremmen und erlernen auf dem Gelände des Potsdamer Golfclubs das Golfen.
Ihr begleitender Lehrer ist Wolfgang Relitz (57), der im Gymnasium neben Sport auch Erdkunde unterrichtet. Er hat selbst gerade erst die Platzreife auf dem Golfplatz gemacht, um besser zu verstehen, wo die besonderen Schwierigkeiten und Herausforderungen beim Golfen liegen.
Er sagt: „Im Grunde genommen ist das Schulgolfen kein reiner Schulsport. Es ist ein fachübergreifender Seminarkurs für die 11. und 12. Klasse. Die Schüler beschäftigen sich hier nicht nur in der Praxis mit dem Golfen. Auch theoretisch nähern sie sich im Unterricht der ganzen Thematik Golf an. Hier geht es dann etwa um die Entwicklung des Golfsports, um den Beruf des Greenkeepers, um die wirtschaftliche Organisation eines Golfplatzes, um die Arbeitsplatzbeschaffung in der Golf-Industrie, aber auch um die Natur und um die Umwelt. Die Schüler schreiben am Ende eine Facharbeit über einen dieser Aspekte und müssen diese Facharbeit im 12. Jahrgang fertigstellen und auch verteidigen. Der Anspruch ist also nicht nur auf dem Platz gegeben.“
Club-Manager Thomas Kolb kümmert sich um die Schüler: „Im Rahmen eines ‚Race to Tremmen‘ führen wir zehn interne Wettbewerbe durch. Wer am Ende den 1. Platz belegt, erhält eine Jahresmitgliedschaft im Golfclub geschenkt. Das sorgt für ein bisschen Wettbewerb. Darüber hinaus haben alle Schüler die Möglichkeit, bei uns kostenfrei ihre Platzreife abzulegen. Gelingt ihnen das, können sie später auf jedem Golfplatz in Deutschland eine Runde absolvieren. Golfen ist kein Sport für Rentner und für die Elite. Jeder kann Golf spielen.“
Für die Schüler mit am spannendsten: Sie dürfen im Elektro-Golfkart über den gepflegten Fairway-Rasen brettern. Aber Thomas Kolb ermahnt: „Schön langsam und vorsichtig und kein Driften vor dem Grün, sonst gibt es Ärger mit den Greenkeepern.“ (Text/Fotos: C. Scheibe)
Kontakt: Goethe-Gymnasium Nauen, Parkstraße 7, 14641 Nauen, Tel.: 03321 – 74879-0, www.ggnauen.de
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