Das Fundbüro in Nauen
Der Schreck fährt einem in alle Glieder, es wird einem abwechselnd heiß und kalt – und dann schleicht sich die Erkenntnis ein: Es ist weg, man hat es verloren. Eine Unachtsamkeit vielleicht, aber das Resultat steht fest: Die Hand greift ins Leere.
Liane Lippold ist in Nauen für das Fundbüro verantwortlich, das wiederum dem Ordnungsamt angegliedert ist. Sie sagt: „Etwa ein bis zwei Mal in der Woche erhalten wir einen hoffnungsvollen Anruf von einem Nauener Bürger. Da wird dann bei uns nachgefragt, ob denn vielleicht jemand ein Schlüsselbund, ein Handy oder eine Geldbörse mit Papieren gefunden und dann bei uns im Fundbüro abgegeben hat.“
Tatsächlich kommt es durchaus vor, dass ehrliche Finder ihre Fundsachen bei Liane Lippold abgeben, in der Hoffnung, dass sich der wahre Besitzer finden möge. Lippold: „Ich kann mich noch daran erinnern, dass einmal ein Gebiss abgegeben wurde. Das größte Fundstück war ein fast nagelneuer Kinderwagen. Oft sind es auch die Sporttaschen der Kinder. Die werden gern an der Haltestellen der Busse stehengelassen und vergessen. Aus dem Stadtbad erhalten wir oft Schmuck und Uhren. Erstaunlich ist, dass gerade in diesem Bereich nie jemand nachfragt, ob sich denn etwas angefunden hat.“
Was im Fundbüro landet, kann vom wahren Besitzer jederzeit wieder ausgelöst werden. Der muss nur ganz klar beschreiben können, was er eigentlich verloren hat.
Bei Geldbeuteln ist es oft so, dass zwar die Papiere in der Börse noch vorhanden sind, enthaltenes Bargeld aber leider nicht den Weg ins Fundbüro findet. Bürgermeister Detlef Fleischmann: „Das ist mir auch selbst schon einmal passiert. Ich habe mich aber trotzdem gefreut. Immerhin waren meine Papiere wieder da. Da ist man doch beruhigt, dass die nicht in die falschen Hände geraten.“
Alles, was im Fundbüro landet, muss wenigstens ein halbes Jahr lang aufbewahrt werden. Dann hat die Stadt das Recht dazu, die Fundsachen zu versilbern. Alle zwei Jahre findet deswegen in Nauen eine Versteigerung statt – auf dem Rathausinnenhof.
Der besondere Renner bei den Auktionen sind stets die Fahrräder. Bereits jetzt verwahrt die Stadt wieder zwei bis drei Dutzend Räder, die bald unter den Hammer kommen: Die nächste Versteigerung findet am 20. August 2014 statt – von 9 bis 12 Uhr.
Liane Lippold: „Ich schaue schon einmal vor der Versteigerung im Internet nach, was die einzelnen Räder wert sind. Denn es sind durchaus einige sehr hochwertige Fahrräder mit dabei. Im Grunde ist es so, dass die Bieter eigentlich immer ein Schnäppchen machen können. Wir hatten schon Bieter, die haben den Hof am Ende mit fünf Rädern verlassen. Der eine baut sich ein Fahrrad vielleicht wieder auf, der andere nutzt das ersteigerte Rad als Ersatzteillager. So oder so sind wir froh, wenn ein Rad wieder einen neuen Besitzer findet.“
Für die Stadt muss sich der Aufwand schließlich auch lohnen. Der ganze Hof muss abgesperrt, die Auktion vorbereitet und das Personal bereitgestellt werden. Aus diesem Grund findet die Fundsachenversteigerung auch nur alle zwei Jahre statt. (Text/Foto:CS)
Info: Fundbüro der Stadt Nauen, Rathausplatz 1, Haus 2, 14641 Nauen, Tel.: 03321-408316, www.nauen.de
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