Scheibes Kolumne: Dringender Appell an die Evolution!
Man kann ja gern an die Schöpfung glauben. Ich vertraue da eher auf Darwin und die von ihm postulierte Evolution. Durch plötzliche Mutation verändern sich Lebewesen. War die Mutation erfolgreich, breitet sich diese Subspezies weiter aus. Ansonsten stirbt sie gleich wieder aus.
Ich bin nun aber echt frustriert, liebe Evolution. Nun ist es schon sooo lange her, dass wir Menschen vom Baum geklettert sind, um die Savanne zu bevölkern, das Feuer zu beherrschen und Feuersteine zu Faustkeilen umzuformen. Evolutionstechnisch ist seitdem aber leider nicht mehr sehr viel passiert. Das bedeutet, dass ich unter vielen unnötigen Dingen aus der Steinzeit leide, die sich durch eine schnelle Mutation (am besten bis zum Wochenende) doch ganz leicht beheben ließen.
Was soll etwa dieser Stress mit dem Gewicht? Warum kann ich nicht so viele Hamburger, Kekse, Pizzen, Donuts, Streußelschnecken, Pastaberge und Currywürste essen, wie ich nur will? Warum macht es nach diesen Genüssen immer wieder „Plopp“ und mein Bauch springt schwabbelnd drei Zentimeter weiter nach draussen? Ich bin doch nicht mehr in der Steinzeit. Ich muss für schlechte Tage doch keinen Speck mehr auf die Hüfte packen. Liebe Evolution: Wir haben inzwischen Kühlschränke!
Und dann die Haare! Wir haben doch längst die Kleidung erfunden. Notfalls hängen wir uns einfach ein Fell um. Aber Haare brauchen wir wirklich nicht mehr. Also befrei uns davon. Wenigstens unterhalb des Kinns. Was hab ich denn davon, wenn mir als Mann zwar die Haare auf dem Kopf irgendwann ausfallen, sie dafür aber in besonders borstigen Varianten an anderen Körperteilen wieder auftauchen? Ich habe definitiv keinen biologischen Vorteil in unserer modernen Welt, wenn meine Füße aussehen wie bei einem Hobbit. Frauen kreischen und schreien: „Mach es tot.“ Aber Schatzis, das sind doch nur unsere Füße!
Ein böser Scherz ist doch auch das mit den Gehirnen. Jede Lebensform hat „seine“ Spezialität. Scheren hat der Hummer, den Beutel nutzt das Känguruh, Giftzähne gibt es bei der Schlange. Wir als Menschen haben als unsere Gabe deutlich mehr Hirn bekommen als sonst eine Tierart auf der Erde. Wozu aber? Früher sagte man, wir Menschen nutzen eh nur zehn Prozent davon. Dank RTL sind es inzwischen nur noch ein Prozent. Ohne dieses Zuviel an Hirnmasse müssten die armen Frauen bei der Geburt der Kinder übrigens nicht mehr dieses leicht irritierende Gefühl haben, dass sie eine Melone durch einen Strohhalm drücken müssen. Wärest du, liebe Evolution, nur ein ganz klein wenig gnädiger, dann hättest du längst dafür gesorgt, dass unsere Frauen Eier legen. Sie können sie ja im Kinderzimmer an die Wand kleben.
Ich persönlich habe ja auch sehr große Probleme mit dieser aberwitzigen Idee des Alterns. Eben war ich noch ein vitaler Jungspund, voller Power und mit dem Aussehen eines germanischen Don Johnson. Jetzt fallen mir auf einmal die Haare aus, die Augen sehen nix mehr, die Knochen tun weh, der Rücken ist kaputt, Allergien machen sich breit – und dann tauchen da auch noch überall diese komischen Leberflecke, Hautzipfel und sonstigen Hautveränderungen auf. Das braucht doch kein Mensch. Und wer schafft es jenseits der eigenen Lebensmitte eigentlich noch, sich am kleinen Zeh selbst die Nägel zu schneiden?
Und noch etwas: Ich verstehe, dass früher die Männer nachts schnarchen mussten, um die wilden Tiere vom Lagerfeuer fern zu halten. Heute kümmern sich die wilden Tiere nicht mehr um unser Schnarchen – sie leben im Zoo. Aber unsere Frauen quartieren uns aus und lassen uns im Wohnzimmer schlafen.
So kommen wir doch nie auf einen grünen Zweig. Also Evolution – gib dir mal ein bisschen Mühe. (Carsten Scheibe)
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