Das ist mein Buch! Tanja Neise und Günter F. Janßen
„Es wird gelesen, was auf den Tisch kommt.“ Immer mehr Autoren leben die bibliografische Revolution und verzichten auf die Zusammenarbeit mit den großen Verlagshäusern. Sie verlegen ihre Bücher per „Self Publishing“ (www.selfpublisherbibel.de) lieber selbst und kümmern sich eigenverantwortlich um das Lektorat, um die Covergestaltung und am Ende auch um das Marketing.
Zwei dieser Self Publishing Autoren leben in unserer Region. Tanja Neise (40, http://tneise.jimdo.com) ist in Berlin aufgewachsen und arbeitete lange im Finanzamt Spandau. Seit zehn Jahren ist sie nun aber Zuhause – und kümmert sich um die insgesamt fünf Kinder ihrer kleinen Familie. Seit dem Jahr 2000 wohnt sie in Dallgow.
Tanja Neise: „Ich habe bereits als junges Mädchen ständig Geschichten und Gedichte geschrieben und in der Schule immer die längsten Aufsätze abgegeben. Als unser jüngster Sohn nun in den Kindergarten gekommen ist, hat mein Mann gesagt, es gäbe nun keine Ausrede mehr für mich, das Schreiben nicht mit aller Energie anzugehen. Ich habe mich bewusst gegen einen Verlag entschieden und mich sehr intensiv schon beim Schreiben mit der Self-Publishing-Szene beschäftigt. Ich habe einen eigenen Blog übers Schreiben gegründet und viel über eBooks und das Formatieren von digitalen Büchern gelernt.“
Nach zwei Jahren Arbeit ist am 15. September 2014 nun der erste Roman von Tanja Neise erschienen. Er heißt „Der Orden der weißen Orchidee – Die Erbin“. Und darum geht es: „Zeitreisen sind unmöglich. Das dachte Marie bisher auch. Als die junge Übersetzerin einen alten Gutshof erbt, ahnt sie noch nichts von ihrem wahren Erbe. Ein Brief stellt ihr Leben auf den Kopf und schon bald beginnt für sie eine spannende Reise durch die Zeit, auf der sie ihrer großen Liebe begegnet. Doch das Schicksal ist ein harter Gegner, wenn es darum geht, ihr Glück zu finden.“
Tanja Neise: „Ich bezeichne mein Buch als ‚Romantasy im Strudel der Zeit‘. Man kann das Werk als Taschenbuch für 10,95 Euro oder als eBook für 2,99 Euro bei Amazon bestellen. Es kann aber auch gern bei mir persönlich geordert werden – dann etwa mit einer persönlichen Widmung.“
Ein wenig Facebook-Promotion, ein schönes Cover: Das Buch verkaufte 200 Exemplare in nur zwei Wochen. Und schon jetzt ist klar – es wird eine Fortsetzung geben. Die Autorin: „Am Self Publishing mag ich vor allem, dass ich mich frei entfalten kann, ohne dass mir ein Lektor oder das Marketing etwas vorschreiben kann. Beim Verkaufen setze ich vor allem auf das eBook. Ich denke, da geht der Trend hin.“
Günter F. Janßen (62, www.guenter-f-janssen.de) bringt da schon deutlich mehr Erfahrung als Autor mit. Der Privatier aus Niedersachsen hat 20 Jahre lang einen privaten Radiosender in Nürnberg betrieben, diesen dann aber 2004 für gutes Geld verkauft, um als alleinerziehender Vater mehr Zeit für die eigene Tochter zu haben. Und zwar in Brieselang, wo der Autor inzwischen seit 2010 wohnt. Janßen muss nicht von seinen Büchern leben, sondern kann sich in aller Ruhe um die Projekte kümmern, die ihm am Herzen liegen: „Mir geht es auch ganz stark darum, meiner Tochter etwas zu hinterlassen, was ihr mehr über den Vater erzählt, wenn ich vielleicht einmal nicht mehr bin. Mein erstes Buch hieß ‚Roggenmoor“ und beschäftigte sich mit meinem Heimatort in der Nähe von Oldenburg. Insgesamt gibt es inzwischen vier Bücher von mir, die ich bei BOD (Books on Demand) habe drucken lassen. Aber auch ich setze zunehmend auf das eBook.“
In seinem neuen Buch „Lieschens Wald“ (12,99 Euro bzw. 4,99 Euro als eBook) hat sich Günter F. Janßen mit einem lokalen Phänomen beschäftigt – dem Brieselanger Licht, das immer wieder nachts durch die Wälder geistert und das der Autor bei nächtlichen Exkursionen in den Forst auch selbst schon gesehen haben will. Janßen: „Ich habe lange für das Buch recherchiert, mit vielen Augenzeugen gesprochen und die unterschiedlichsten Theorien aufgegriffen. Natürlich könnte es sich bei dem Brieselanger Licht um brennbare Moorgase handeln, die sich nachts von selbst entzünden. Im Gedicht ‚Der Brieselang“ ist aber von einem 12-jährigen Mädchen namens Lieschen die Rede, die 1945 im Brieselanger Wald geschändet und ermordet wurde: Seitdem spukt sie durch den Wald: ‚Sie sucht in diesem Waldesgrund – die ungestraften Mörderhände – die ihrem Leben ohne Grund – setzten dies grausam‘ Ende.‘ Es gibt aber auch Hinweise auf die 1767 auf dem Stellberg geköpfte Magd Anna, die wegen Kindsmord aufs Schafott kam – und nun vielleicht als Geist durch die Wälder spukt.“
Eine romantische Fantasy-Zeitreise, ein lokales Sachbuch mit Gänsehautgarantie: Unsere Autoren aus Dallgow und Brieselang machen neugierig. Auf jeden Fall beweisen sie, dass es immer häufiger auch ohne Verlagsvertrag funktioniert, ein eigenes Buch zu veröffentlichen. (Text/Foto: CS)
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