Vorsicht vor dem Ammen-Dornfinger
Immer wieder heißt es: Lass dich nicht von einer Kreuzspinne beißen, die ist ganz doll giftig. Wer sich ein wenig mit den einheimischen Spinnen auskennt, musste bei solchen Aussagen immer schmunzeln. Wirklich giftig ist in unseren Landen eigentlich nur die seltene Wasserspinne.
Sie kommt vor allem in sauberen Seen vorkommt und die nicht besonders aggressiv ist. Die allermeisten Menschen werden in ihrem Leben nicht mit dieser Spinne in Kontakt kommen.
Die Kreuzspinne, die in vielen Arten in unseren Breiten vorkommt, ist für den Menschen nicht giftig. Ihre Beißwerkzeuge sind nicht stark genug, um die menschliche Haut zu durchdringen. Das gilt auch für die schöne Wespenspinne in kniehohen Wiesen oder die große haarige Winkelspinne, die in vielen Kellern anzutreffen ist.
Nun vermehrt sich in unseren Breiten allerdings eine Spinne, die tatsächlich giftig ist, die aus wärmeren Gefilden zu uns eingewandert ist, und die sich anscheinend in unseren Breiten sehr wohl fühlt. Die Rede ist vom Ammen-Dornfinger, einer Spinne, bei der allein der Körper der Weibchen locker zwei Zentimeter groß werden kann (siehe Foto rechts).
Der Ammen-Dornfinger lebt am liebsten in einer ganz bestimmten Umgebung, die im Havelland an vielen Orten anzutreffen ist – der Hochstauden-Wiese. Dabei handelt es sich um Wiesen, auf denen Gräser und Kräuter bis auf Hüfthöhe heranwachsen. Hier baut sich die nachtaktive Spinne für den Tag einen ganz spezifischen Unterschlupf – ein Ruhegespinst. Dazu webt sie in Hüfthöhe mehrere Gräser und Kräuter zusammen und erzeugt hier ein taubeneigroßes weißes Schutznest. Laufen Menschen oder Hunde durch diesen Wiesenbereich, so zerreißen sie das Schutznest und setzen auf diese Weise eine ziemlich mies gelaunte Spinne frei. Die dann gern einmal zubeißen kann. Die Spinne ist sogar noch beißfreudiger, wenn das Weibchen einen Eierkokon bewacht. Dann ist der Schutzkokon noch größer und in etwa so groß wie ein Hühnerei.
Der Ammen-Dornfinger ist allein aufgrund dieser einzigartigen Lebensweise leicht zu erkennen. Die Spinne hat aber auch ein unverwechselbares Äußeres. Der Körper ist einheitlich grau-braun-grün gefärbt und samtig behaart.
Von vorn zeigen sich aber signalrot gefärbte Clericeren. Diese Beißwerkzeuge sind erstaunlich groß und verfärben sich zu den spitzen Enden hin schwarz. Sie durchdringen nicht nur die menschliche Haut ohne Probleme, sondern kommen auch durch jede Jeans.
Wer gebissen wurde, vergleicht die Giftwirkung des Ammen-Dornfingers mit dem Stich einer Wespe. Manche „Opfer“ hatten aber tagelang starke Schmerzen oder mussten sogar ins Krankenhaus. Berichtet wird auch von Schüttelfrost, Erbrechen, Schwindel, Fieber und Kreislaufversagen. Auch in Falkensee wurden schon einige Menschen gebissen – und klagten über sehr heftige Reaktionen. Nicht immer erfolgte der Biss dabei beim Durchlaufen einer Wiese. Da die Spinnen keine Netze bauen und nachts „zu Fuß“ auf die Jagd gehen, verirren sie sich auch schon mal in eine Garage, einen Schuppen oder einen Keller.
Vor dem Ammen-Dornfinger braucht nun trotzdem niemand Angst zu haben: Wer auf unseren Wiesen immer auf den Wegen bleibt, hat nichts zu befürchten. Da ihre Ruhegespinste schon von weitem erkennbar sind, kann man ihr auch gezielt aus dem Weg gehen. (Text/Fotos:CS)
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