Theater in Falkensee: Das Sex-Stück
Dank Fernsehen, Internet und YouTube wissen die Teenager von heute alles über Liebe, Sex und die Abgründe der Lust. Jedenfalls theoretisch. Wenn es dann doch einmal um die Praxis geht, dann ist „das mit der Liebe“ auf einmal doch ein hoch kompliziertes Ding, ein Minenfeld der Peinlichkeiten, eine wahre Fundgrube für Fettnäpchen und unangenehme Momente.
Die Berliner Theatergruppe Rote Grütze hat dies bereits vor 25 Jahren erkannt und mit „Was heißt hier Liebe?“ ein wunderbar schnörkelloses und auf die pubertierenden Belange der Teenager abgestimmtes Theaterstück geschrieben, das Verständnis weckt für das hormontrunkene Verhalten der Minderjährigen auf erotischem Entdeckungskurs. Das Stück von Helmar Fehrmann, Jürgen Flügge und Holger Franke hat auch heute noch Bedeutung und Sinn, denn über die Jahre hat sich vielleicht der Coolness-Faktor bei den Teens geändert: Die ewig gleichen Ängste und Sorgen vor dem ersten Kuss, dem ersten Schmusen und dem ersten Mal sind aber erschreckend gleich geblieben.
Nun hat sich die Falkenseer Theatergruppe „Showtime“ aus dem Creativen Zentrum „Haus am Anger“ das Stück vorgeknöpft und es unter dem Titel „Heute geht es nur um Liebe“ neu aufgeführt. Die Premiere war am 21. Juni im Haus am Anger. Weitere Vorführungen wurden für die 9. Klassen des Lise-Meitner-Gymnasiums durchgeführt. Die Besonderheit der Theatergruppe von Elke Schiefelbein: Alle Teilnehmer sind selbst im besten Teenageralter und im Schnitt 15 bis 16 Jahre alt. Für diese Teens war es sicherlich eine echte Überwindung, sich während der Proben, die ein halbes Jahr gedauert haben, immer wieder mit Orgasmen, Kondomen, klebrigen Taschentüchern und dem ersten Sex zu beschäftigen. Aber es hat sich gelohnt.
Im anderthalbstündigen Stück lernen sich Paula (Nele Rebmann) und Paul (Theobald Goltz) kennen und lieben. Ach, wenn das nur so einfach wäre. Denn beide begeben sich auf unbekanntes Terrain, finden sich im explosiven Minenfeld der Liebe wieder und schon bald knallen die ersten Ohrfeigen. Als Stimme der Vernunft erklären die beiden Sprecher des Stücks (Alisa Scheibe und Karl Giebe) immer wieder das Geschehen und sorgen für ein erstes Fazit. Aber auch die Rollen des besten Kumpels und der besten Freundin, der Eltern der Teenager und sogar von Pauls Hintern sind bestens besetzt: Wanda Leschik, Carl Nowak, Wiktoria Prill, Lina Kaltwasser und Miriam van der Linde gehören mit zur Truppe. Und am Ende spielen Carlotta Heiter und Lara Thurau den endlich, endlich herbeiexplodierenden Orgasmus.
Schade, dass das schöne Stück nicht noch öfters aufgeführt wird. (Text/Fotos:CS)
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