Kleine Tierkunde: Pappelschwärmer
Wer nachts das Fenster offenlässt und drinnen eine helle Lampe eingeschaltet hat, bekommt mitunter unerwarteten Besuch sechsbeiniger Natur. Gerade in der Dämmerung sind nun einige ausgesprochen große Brummer unterwegs: Die ersten Schwärmer und Nachtfalter sind aus ihren Puppen geschlüpft und sausen auf der Suche nach einem Partner durch die Nacht.
Besonders eindrucksvoll ist der Pappelschwärmer (Laothoe populi). Er bringt es auf eine Flügelspannweite von sieben bis neun Zentimetern – und gehört damit zu den größten Faltern in ganz Mitteleuropa. Die beiden Fotos wurden auf dem Bogensportplatz in Dallgow-Döberitz aufgenommen und zeigen ein Weibchen. Das erkennt man leicht an den „dünnen“ Fühlern. Die Fühler der Männchen sind deutlich „buschiger“. Denn mit diesen Antennen müssen die Männchen einzelne Moleküle eines Sexuallockstoffs aus der Luft herausfiltern können, das von einem Weibchen abgesondert wurde. So finden die Kerle über Kilometer hinweg zu einem paarungsbereiten Weibchen.
Die Pappelschwärmer sind sehr leicht zu erkennen, weil sie im Ruhemodus eine einzigartige Flügelhaltung einnehmen. Die Unterflügel verschwinden nicht wie üblich unter den Deckflügeln, sondern ragen seitlich heraus. So wird die Sichtfläche vergrößert und der tagsüber etwa an einem Baumstamm ruhende Falter verschmilzt dank Mimikri noch besser mit seiner Umgebung. So dürfte er im ruhenden Zustand kaum aufzuspüren sein.
Eine echte Besonderheit beim Pappelschwärmer: Bei den Faltern ist der Saugrüssel zurückgebildet, mit dem andere Arten süße Pflanzensäfte aufsaugen können. Sie können also keine Nahrung mehr aufnehmen und müssen Paarung und Eiablage „erledigt“ haben, bevor sie verhungern.
Die Eier werden auf der Unterseite von Pappel- und Weidenblättern abgelegt. Die fingerlangen Raupen sind gelbgrün mit feinen rötlichen Punkten und dem für Schwärmer typischem Horn am Hinterleib. Die erste Generation der Falter fliegt von Mai bis Juli. Bei guten Wetterbedingungen kann es eine zweite Generation geben, die von August bis September unterwegs ist.
Der Pappelschwärmer ist nicht selten. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn durchaus einmal zu sehen bekommt. Er ist ein hervorragender Flieger und kann sogar brummend in der Luft stehen bleiben. Auch Geschwindigkeit ist für den Schwärmer keine Hexerei: In Sachen Tempo kann er es mit Libellen aufnehmen.
Der Pappelschwärmer muss sich vor Vögeln fürchten. Vor allem Meisen haben es auf den saftigen Leckerbissen abgesehen. (Text/Fotos: CS)
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