Fünf für Finkenkrug: Die Falkenseer Bürgermeisterkandidaten stellen sich vor
Am 2. September kam es in der Mensa der Finkenkruger Lessing-Grundschule zum ersten Aufeinandertreffen der Falkenseer Bürgermeisterkandidaten im September. Veranstalter der äußerst gut besuchten Veranstaltung war der Bürgerverein Finkenkrug.
Wo tagsüber die Grundschüler der Lessing-Grundschule ihr Mittagsessen einnehmen, hatte der Bürgerverein Finkenkrug (www.buergerverein-finkenkrug.de) am Abend jede Menge Stühle aufgestellt. Erwartet wurden viele Bürger aus der Nachbarschaft, denn die Kandidaten um den Falkenseer Bürgermeisterposten stellten sich am 2. September ab 20 Uhr das erste Mal in diesem Wahlkampf gemeinsam ihrer Wählerschaft.
Das Interesse war groß, die bereitstehenden Stühle waren schnell belegt. Wer nicht rechtzeitig genug gekommen war, musste stehen.
Erschienen zur Fragerunde waren der amtierende Bürgermeister Heiko Müller (SPD), seine Herausforderin Barbara Richstein (CDU), Ursula Nonnemacher (Bündnis90/Die Grünen) und Norbert Kunz (LINKE). Andreas Breinlich (AfD) ließ sich entschuldigen – er musste nach einem Unfall das Krankenhausbett hüten.
Der erste Teil des Abends war eine geführte Vorstellungs- und Fragerunde. Der Journalist Ralf Vielhaber übernahm diese Aufgabe souverän, kritisch und auch pointiert – er stellte so einige Fragen, die den Kandidaten nicht immer Recht waren.
Am Anfang stand die Feststellung, dass in diesem Jahr ausschließlich nur neue Bürgermeisterkandidaten antreten, die das zuvor noch nie versucht haben – abgesehen natürlich vom amtierenden Bürgermeister.
Heiko Müller stellte gleich klar, dass der Bürgermeister nicht derjenige ist, der alles im Alleingang entscheidet. Sondern dass alle Entscheidungen von der SVV beschlossen werden und dass auch der Bürgermeister deswegen Mehrheiten finden muss, die über Parteigrenzen hinausgehen. Er muss für Mehrheiten werben.
Ganz klar gibt es derzeit einige Bürger in der Stadt, die Heiko Müller alle in ihren Augen stattgefundenen Fehlentscheidungen persönlich anlasten, obwohl auch die anderen Parteien, die mit in der SVV sind, mit beteiligt waren. Dies betrifft vor allem den Straßenbau, mit dessen Umsetzung und Kosten viele Bürger nicht einverstanden sind.
Drei Eigenschaften, die Heiko Müller beschreiben? Er selbst sieht da seine Durchsetzungsfähigkeit, den kommunikativen Kontakt zum Bürger und einen kooperativen Regierungsstil. Müller sagt aber auch: “Wer es allen Recht machen möchte, kann nur scheitern.”
Bürgermeister Heiko Müller wuchert mit dem Pfund, in den letzten acht Jahren 145 Millionen Euro in der Stadt investiert zu haben. In fünf Jahren wurden die Werte der Stadt von 218 auf 272 Millionen Euro heraufgesetzt. Und es wurden in den letzten vier Jahren 22 Millionen Euro an Überschüssen erzielt. Heiko Müller sagt ganz deutlich: In den letzten Jahren war der Ausbau der Schulen zentraler Punkt auf der Tagesliste. Jetzt ist endlich die Muße und auch das Geld da, um an ein Hallenbad zu denken, von dem alle Bürger etwas haben.
Norbert Kunz (LINKE) sagt: “Falkensee ist unfertig”. Die Verantwortlichen müssen Fantasie entwickeln, um ein neues Konzept für die Stadt zu finden.
Die LINKEN seien bei der letzten Bürgermeisterwahl nicht angetreten. Kunz: “Das ist dieses Mal anders, weil sich der Bürgermeister das verdient hat.” Heißt ja übersetzt: Der amtierende Bürgermeister agiert in den Augen der LINKEN so falsch, dass man dies selbst korrigieren muss: “Wir suchen keinen Bademeister, sondern einen Bürgermeister.” Kunz ist der Meinung: Die Machtfülle des Bürgermeisters muss reduziert werden.
Und: Mitreden heißt der Anspruch bei Norbert Kunz. Er möchte, dass der Bürger das letzte Wort bei wichtigen Entscheidungen hat: “Die Gemeinde ist die Keimzelle der Demokratie.”
Moderator Ralf Vielhaber stellt die Frage für den Lackmus-Test in Sachen Bürgerbeteiligung: “Sollen die Bürger dann auch in letzter Instanz für oder gegen den Bau eines Flüchtlingsheims entscheiden können?” – Kunz: “Nein.”
Ursula Nonnemacher (Bündnis90/Die Grünen) beschreibt sich selbst mit diesen drei Attributen: detailverliebt (ringt um Tiefe bei ihren Recherchen), kooperativ und “kann auch mal Kante zeigen”, wenn es drauf ankommt.
Warum möchte sie Bürgermeisterin werden? Nonnemacher: “Ich bin 1996 nach Falkensee gezogen. Da habe ich gleich eine 35 Euro Knolle erhalten wegen meinem Garten – zu viele Brennnesseln. Da wusste ich: Das gibt Probleme mit der Verwaltung.” Da hat sie umgehend einen grünen Ortsverband gegründet. Jetzt tritt sie an mit dem Ziel: “Gestalten statt verwalten”.
Ganz klar fordert Ursula Nonnemacher: Es muss ein Stadtentwicklungskonzept her, es muss ein Radwegekonzept her, es muss ein Klimaschutzkonzept her. Es gäbe auch kein Konzept für die Grünflächengestaltung. Es werden zu viele Bäume gefällt und zu wenig wieder nachgepflanzt.
Ursula Nonnemacher führt an, dass die Grünen als erste ein komplettes Programm vorgelegt haben mit ihren Zielen – und das bereits im Juni. Und sie sagt: “25 Jahre SPD in der Regierung reichen jetzt aber auch.”
Barbara Richstein (CDU) beschreibt sich in drei Attributen wie folgt: konsenzorientiert, (selbst)kritisch und ehrlich. Ehrlich umschreibt sie auch so: “Ich bin authentisch in dem, was ich tue.”
Sie bemängelt, dass in Falkensee ein überbordendes Leitbild für die Zukunft fehlt: “Bislang hat man immer nur reagiert. Ich möchte zusammen mit den Bürgern ein Leitbild entwickeln.” Der Bürger soll mitgenommen werden in alle Entscheidungsprozesse, aber nicht das letzte Wort haben. Seine Bedenken und Ideen sollen aber gehört und – wenn möglich – berücksichtigt werden.
Barbara Richstein möchte 12 Euro pro Jahr und Einwohner in den Radwegeausbau investieren. Ob dann ein hauptamtlicher Fahrradbeauftrager nötig wird? Vielleicht im Tiefbauamt. Da gibt es schon Straßenbegeher.
An diese große Vorstellungs- und Fragerunde des Moderators schließt sich eine öffentliche Fragerunde an. Es geht immer wieder um den Straßenbau und um die Frage, ob die S-Bahn kommt. Angesprochen werden auch die Versandung des Lindenweihers und das Bedürfnis der Bürger nach mehr Sicherheit. Wichtige Fragen wie die Bildung, die Flüchtlingsproblematik oder der Fluglärm werden gar nicht angesprochen. Auffällig ist, dass viele Fragen der Bürger sehr laut und sehr aggressiv vorgetragen werden. Da hat sich anscheinend ganz schön Groll gegen die Stadt aufgestaut, der sich nun unverhältnismäßig angriffslustig äußert.
Nach dem Abend stellen sich viele Zuschauer die Frage, wie sich die einzelnen Kandidaten “verkauft” haben. Klar ist für mich als neutralem Zuschauer: Diese Wahl ist noch nicht entschieden. Sehr viele Bürger schwanken fast minütlich zwischen den Kandidaten hin und her – und legen sich noch lange nicht fest. Die Wahl ist am 27. September. (Text/Fotos: Carsten Scheibe)
Interviews mit den Bürgermeister-Kandidaten:
Bürgermeisterwahl (4): Ursula Nonnemacher
http://falkenseeaktuell.de/2015/09/01/burgermeisterwahl-4-ursula-nonnemacher/
Bürgermeisterwahl (3): Norbert Kunz
http://falkenseeaktuell.de/2015/08/24/burgermeisterwahl-3-norbert-kunz/
Bürgermeisterwahl (2): Heiko Müller
http://falkenseeaktuell.de/2015/08/22/burgermeisterwahl-2-heiko-muller/
Bürgermeisterwahl (1): Barbara Richstein
http://falkenseeaktuell.de/2015/06/24/burgermeisterwahl-1-barbara-richstein/
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