Spandauer Volkstheater Varianta: 50 Jahre Hinterhof
Auf einem Hinterhof in Spandau wurde vor 50 Jahren das Spandauer Volkstheater Varianta (www.theatervarianta.de) gegründet – von Wolfgang und Margit Nusche. Viel ist in den letzten Jahrzehnten passiert. Es ging rauf und runter, die Finanzen wurden knapp, Erfolge wurden gefeiert und am Ende übernahmen Heinz Klever und Sonya Martin die Leitung des Theaters.
Das ist nun auch schon wieder über sechs Jahre her. Passend zum 50. Jahrestag des Bestehens hat sich Sonya Martin hingesetzt und aus der gemeinsamen Geschichte das komödiantische Stück „Det darf doch wohl nich‘ wahr sein – Fuffzich Jahre Hinterhof“ geschrieben.
Am 31. Oktober war in der Carl-Schurz-Straße 59 Premiere für das Stück, das nun in den kommenden Monaten an vielen Samstagen und Sonntagen sowie einigen Freitagen mitten in der Freiherr-von-Stein-Schule zu sehen ist. Margit Nusche (Foto oben) war natürlich Ehrengast auf der Premiere und wurde mit dem hauseigenen Julius für ihr Lebenswerk geehrt. Der güldene Preis wurde noch vor der Vorstellung an die stolze Theater-Gründerin überreicht.
„Det darf doch wohl nich‘ wahr sein – Fuffzich Jahre Hinterhof“ beginnt auf einem Spandauer Hinterhof und stellt uns die sonderbare Alte Frau Scheible (sehr schön gespielt von Sonya Martin), einen Gesangslehrer, einen Kneipenbetreiber und das Ehepaar Nusche vor, das von einem eigenen Theater träumt. 50 Jahre ist das nun her, und vieles ist passiert in dieser Zeit. Eingebettet in das gesamte Theaterstück sind Bezüge auf das Zeitgeschehen. Im Radio ist von den Studentenunruhen und vom Schah zu hören, in der Zeitung wird von der Fußball-Weltmeisterschaft gesprochen. Die Disco-Musik kommt auf, die MIR landet im Orbit – und die Amerikaner vorher auf dem Mond. Am Ende kommt sogar noch die Techno-Musik in Mode – und die Ossis fluten kurz vor dem entgültigen Mauerbruch als Flüchtlinge in den Westen.
Diese kleine Zeitreise ist mal sehr ernst und mal sehr amüsant in Szene gesetzt – mit den originalen Tondokumenten und Zeitungen von damals.
Dabei geht den Schauspielern aber der rote Faden etwas verloren. Denn lange, lange ist vom Werden des Varianta-Theaters nun nichts mehr zu sehen auf der Bühne – und es geht episodenhaft und fast zu schnell um immer neue Bewohner des Hinterhofs, die von den Zeitepochen nach Spandau gespült werden. Eine klarere Geschichte hätte dem Stück noch besser gestanden, so tritt der Spannungsbogen auf der Stelle.
Aber wie unterschiedlich die Meinungen sind: Dem Autor dieser Zeilen gefiel die erste Hälfte des Stücks deutlich besser, seiner Begleitung die zweite. Beide waren sich aber einig, dass vor allem die Umsetzung vieler Dialekte und Mundarten auf der Bühne bestens gelungen ist. (Text/Fotos: CS)
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