Kino-Filmkritik: Bridge of Spies
Tom Hanks ist „Der Unterhändler“. In Steven Spielbergs neuem Hollywood-Film „Bridge of Spies“ spielt er den Anwalt James Donovan, der von seiner Kanzlei gebeten wird, einen russischen Spion vor Gericht zu verteidigen. Niemand rechnet 1957 – in der Zeit des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion – damit, dass Donovan seinen Job ernst nimmt.
Doch der Anwalt verteidigt den Russen mit viel Anstand, Gerechtigkeitssinn und gegen alle Widrigkeiten: Damit wird er schnell zum meistgehassten Mann Amerikas.
Doch die CIA schätzt den Intellekt und das Auftreten des Anwalts. Sie schicken ihn in geheimer Mission nach Berlin, um hier den inoffiziellen Austausch des russischen Spions gegen einen amerikanischen Piloten einzufädeln, der sich zur gleichen Zeit in der Hand der Russen befindet. In einer Zeit, in der gerade die Berliner Mauer gebaut wird und niemand den morgigen Tag vorhersagen kann, nimmt sich Donovan seiner Aufgabe an – und möchte gern noch einen zweiten Amerikaner retten. Dieses Mal aber aus der Hand der DDR-Stasi.
Zwei Stunden und zehn Minuten lang dauert der Film, bis es zum Austausch der Spione auf der echten Glienicker Brücke kommt. Sie wurde extra für den Film gesperrt und für den Film umgebaut – mit Panzersperren und Wachttürmchen.
Stephen Spielberg gelingt mit „Bridge of Spies“ noch einmal ein echtes Meisterwerk. Es war sicher mehr als aufwändig, das Jahr 1957 so real noch einmal auferstehen zu lassen. Fast scheint es so, als hätte Spielberg auch die Machart alter Filme übernommen. Sein Historienthriller ist unaufgeregt, bedächtig, genau und sehr ruhig. Hier gibt es keine verwirrend schnellen Schnitte, keine Action-Explosionen, keine tumben Dialoge. Spielberg gibt seiner Geschichte die Zeit, die sie braucht – und das ist gut so.
Das Drehbuch der Coen-Brüder ist trotzdem straff und schnörkellos, die 132 Minuten vergehen ohne jeden Durchhänger wie im Fluge. Sehr schön ist auch, dass Spielberg die Mimik seiner Schauspieler für sich sprechen lässt und nicht jede Emotion durch einen entsprechenden Spruch erklärt.
Tom Hanks liefert wieder eine sehr solide Leistung ab und verhilft dem Film zu hoher Glaubwürdigkeit. Aber auch Mark Rylance als Russenspion Rudolf Abel legt eine erinnerungswürdige Performance hin. Alle anderen Rollen sind leider austauschbar, auch Sebastian Koch als DDR-Anwalt Vogel kann da wenig reißen. Aber das macht nichts: Tom Hanks ist hier der Mann der Stunde. Fazit: Erstklassiger Geschichtsunterricht. (CS)
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