Uwes Kolumne: Die guten Vorsätze 2.1
Nach Neujahr heißt die Parole: Möglichst schnell alle neuen guten Vorsätze umsetzen. Ganz oben auf der Liste stand dieses Mal: „Keller entrümpeln und aufräumen“. Nicht zum ersten Mal startete ich den Versuch, aus Willi Schwabes Rumpelkeller wieder ein gut geordnetes Lager zu schaffen. Das Ganze hatte inzwischen biblische Ausmaße angenommen, nämlich: Am Anfang war das Chaos!
Ja, ich gebe es zu. Bisher bin ich immer kläglich gescheitert. Dieser Vorsatz wird schließlich jedes Jahr aufs Neue gefasst. Von meiner Frau natürlich, die der Meinung ist, ich sei unterbeschäftigt. Im Jahre des Herren 2016 feiert der erneute Versuch der Kellerentrümpelung sein 10-jähriges Jubiläum.
Meine bessere Hälfte ist der Meinung, ich wäre dieser Aufgabe scheinbar nicht gewachsen und würde mich zu leicht ablenken lassen. Blödsinn. Ich finde beim Aufräumen nur immer etwas, was ich schon lange vermisst habe, oder wo ich schon vergessen hatte, dass es sich überhaupt in meinem Besitz befindet. Alte Comics zum Beispiel, bergeweise. Gerade meine alten Zack Comics mit den Helden meiner Kindheit verführen mich zum Blättern. Ich fühle mich dann immer zurück in die 70iger Jahre versetzt. Comanche, Bruno Brazil, Mick Tangy oder Luc Orient – das waren meine Helden. Natürlich wurden diese Comics nicht entsorgt. Im Gegenteil, ich fasste den Entschluss, mir noch weitere Sammelbände zuzulegen.
Alte Computerspiele habe ich auch schon öfters gefunden Ob die wohl noch auf dem neuen Rechner laufen?
Meistens nicht, aber ich habe noch einen alten Laptop, auf dem Windows 3.1 installiert ist. Da kann man auch alte MS-DOS Spiele zocken, so etwa Doom, Dungeon Keeper oder das musikalische Explora von Peter Gabriel.
Dieses Mal sollte aber beim Aufräumen alles anders werden. Blöderweise fiel mir aber nach etwa 30 Minuten ein altes Fotoalbum in die Hände. Es sah alt aus, sehr alt. So eine Art prähistorischer Biedermaier Barock der Wunderwirtschaftsjahre. Das musste ich natürlich kurz durchblättern, es könnte ja sein, dass dort historisch wertvolle Aufnahmen enthalten sind. Schon nach den ersten Bildern wusste ich: Nee, die sind nicht von historischer Bedeutung, die sind höchstens peinlich, das durfte meinen Mädels niemals in die Hände fallen.
Ich wollte schon nach einem schönen Versteck suchen, aber ich konnte meine Augen nicht vom Elend abwenden. Das ist wie mit einem Verkehrsunfall. Man findet es schrecklich, aber die Neugierde und die Sensationslust sind stärker.
Oh mein Gott! Das Album zeigte Nacktfotos, von mir – und zwar in der Badewanne, zusammen mit der Nachbarstochter. Nein, die Fotos stammten nicht aus meiner Zeit als Amateurerotikmodell. Es war viel schlimmer. Es waren meine Kinderfotos aus den Jahren 1968 und 1969.
Ein Versteck musste her. Wo hatte ich nochmal gleich meine unrühmlichen Schulzeugnisse versteckt? Mitunter verstecke ich Dinge so gut, dass ich sie nicht wiederfinde, bzw. erst Jahre später, wenn ich – genau, wenn ich mal wieder den Keller aufräume. Da meine Frau hier mitliest, schreibe ich natürlich nicht, wo ich die Sachen versteckt habe. Sie würde vermutlich die von ihr aussortierten T-Shirts finden, die ich heimlich vor der Altkleidersammlung gerettet habe.
Apropos Kleidersammlung. Ein weiterer Vorsatz, den ich bislang nicht umsetzen konnte, war ein Flohmarktbesuch, um die Kindersachen meines Nachwuchs zu verkaufen. Anziehsachen für Mädels im Alter von 2 bis 12 Jahren stapelten sich gewaschen und gut verpackt im Keller, und zwar bis unter die Decke. Inklusive diverser Stofftiere, um nicht zu sagen einem ganzen zoologischen Garten, und Kinderspielzeug. Ich hatte aber immer noch keine Lust, auf einen Flohmarkt zu gehen.
Stundenlang in Wind und Regen oder eisiger Kälte zu stehen, ewig um die Preise zu feilschen und dann doch 99 Prozent der Sachen wieder mit nach Hause zu nehmen – und dafür auch noch Gebühren zahlen? Wohl kaum. Also packten wir die Sachen ins Auto und fuhren sie zur ASB Kleiderkammer, damit sie an Bedürftige und eben auch an die Flüchtlinge verteilt werden können.
Und damit war die Aufräumaktion erst einmal wieder abgeschlossen. Bis zum nächsten Jahr. (Text: Uwe Abel, Foto: Maike Abel)
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